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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen
Autoren: Notaro Laurie
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festgeschraubten Rohrverbindung aufwiesen. Ein kleiner Tupfer Spachtelmasse, und ich hätte Öl hineinsickern lassen können, ohne Gefahr zu laufen, dass unten etwas herauskam.
    Und daran gab es im wahrsten Sinne des Wortes nichts zu rütteln. Diese Puffärmel würden sich nicht von der Stelle bewegen.
    Ich stand einen Moment lang da und überlegte, wie meine nächsten Schritte aussehen sollten. Hier lag eindeutig ein kleines Problem mit dem Stoff vor, der nicht den Stretch-Anteil besaß, den er hätte haben sollen. Natürlich war ich in der Vergangenheit das eine oder andere Mal gezwungen gewesen, mich aus einem Kleidungsstück herauszuwinden – ich meine, wer kennt das nicht? –, aber ich war noch niemals derart festgesessen in einem.
    Da meine Arme beide gefangen waren und ich mit Ziehen und Zerren nicht weiterkam, beschloss ich, mein Glück aus einer anderen Position zu versuchen. Ich beugte mich vor und packte die Bluse von hinten, um aus diesem Winkel zu ziehen. Doch trotz mehrmaliger Versuche bekam ich den Stoff nicht zu fassen, weil meine Bewegungsfreiheit um die Schultern herum ziemlich eingeschränkt war. Am Ende hatte ich mich so lange mit dem Kopf nach unten gebeugt, dass ich nicht nur Sterne, sondern einen ganzen Meteoritenschauer sah. Noch zwei Minuten, und ich wäre reif für einen Schlaganfall. Also begann ich wieder an den Vorderseiten zu zerren, aber die Ärmel gaben nach wie vor keinen Millimeter nach. Völlig ausgeschlossen.
    Wie kann man nur in einer beschissenen Bluse feststecken?, fragte ich mich. Das hier ist kein Kohlebergwerk. Oder ein Aufzug. Sondern ein Stück Baumwolle. Das beste Gewebe der Welt! Bevor ich diese Kabine betreten hatte, war mir nicht klar gewesen, dass es neuerdings auch Fangeisen mit Rüschen gibt.
    O mein Gott, flüsterte ich, nahm mir eine Minute, um mich zu sammeln, und begann erneut zu zerren.
    Aber: nicht ein Millimeter.
    Das ist doch absolut lächerlich, sagte ich mir. Ich ziehe eben nicht fest genug. Los, versuch immer nur an einem Ärmel zu ziehen. Konzentriere deine Kraft auf einen Ärmel. Konzentration. Konzentration. Und jetzt zieh!
    Etwas tat sich. Mein Magen flatterte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Doch dann merkte ich, dass es lediglich der Nagel meines Mittelfingers war, der sich nach hinten bog.
    Wenn ich diese Bluse jemals runterkriege, werde ich nie wieder etwas anziehen, das nicht Größe L hat, schwor ich mir. Niemals. Ich werde nie wieder versuchen, mich in etwas hineinzuzwängen, das nicht meine Größe hat. Ich werde nie wieder denken, dass Größen keine Ahnung haben, wovon sie reden. Größen sind Götter. Sie sind allwissend. Allwissend! Und du weißt gar nichts. Ab sofort werde ich bei meiner Herde bleiben und mich nie wieder von ihr entfernen. Denn Herde bedeutet Sicherheit.
    Und du, Laurie, du dachtest ernsthaft, du würdest nicht nur in eine »M« reinpassen, sondern sie auch noch zuknöpfen können! Ich habe meine Lektion gelernt. O ja. Das habe ich. Versprochen. Von jetzt an werde ich nur noch Klamotten mit Lycra tragen. Und nie wieder etwas aus hundert Prozent Baumwolle. Nie wieder! Mischgewebe, alles andere kommt nicht infrage!
    So, und jetzt sieh zu, dass du endlich aus diesem verdammten Ding rauskommst!
    Ich packte die Blusenzipfel über Kreuz, rollte die Schultern nach hinten wie Beyoncé und zog mit aller Kraft. Wieder und wieder. Ich hopste auf der Stelle, um dieses elende Ding endlich loszuwerden, beugte mich nach links, dann nach rechts, zappelte, zerrte, zog und hockte mich sogar mit gespreizten Beinen hin, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was das bringen sollte. Nach ein paar Minuten – mein Gesicht war inzwischen dunkelviolett angelaufen, und auf meiner Oberlippe hatte sich ein Schnauzbart aus dicken Schweißperlen gebildet – hielt ich inne und ließ mich auf den antiken Stuhl fallen.
    Ich fasse es nicht, flüsterte ich mit geschlossenen Augen. Ich war völlig fertig. Selbst ein Komodowaran hält seine Beute nicht so verbissen fest.
    »Mal ganz ehrlich, wieso bist du auch so verdammt fett?«, fragte nun sogar die nette Stimme. Ich konnte nur den Kopf schütteln.
    Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Es ist eben so.
    »Deine Arme sind die reinsten Traktorreifen«, fuhr die nette Stimme erbarmungslos fort. »Sie sind so gewaltig, dass sie ihre eigene Schwerkraft entwickeln. Und was deine Kraft angeht, hast du geblufft. Das ist nicht der Grund, weshalb du so dick bist. Du hast einfach zu viele Brezeln in dich
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