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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen
Autoren: Notaro Laurie
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Fleck. Wie hatte ich die alle übersehen können, als die Bluse noch auf dem Bügel hing?
    Ich betrachtete sie genauer, um herauszufinden, womit ich es hier zu tun hatte. Und da fiel bei mir der Groschen. Die roten Spritzer und Streifen auf der Bluse passten perfekt zu meinem linken Mittelfinger, der – obwohl die Blutzirkulation meines linken Arms mindestens für zehn Minuten unterbrochen gewesen sein musste – wie eine Halloween-Requisite blutete, weil ich das Nagelhäutchen vollends abgerissen hatte. Keine Ahnung, ob ich Arterien unter den Nägeln oder mich so hektisch bewegt habe, dass mein Pulsschlag rasch wieder auf eine halbwegs gesunde Frequenz gestiegen war, jedenfalls hatte ich diese hübsche Bluse zugerichtet, als wäre ein Mitglied der Manson-Familie darin losgezogen, um ein blutiges Massaker anzurichten. Damit war mein verzweifelter Kampf gegen das gute Stück quasi in Baumwolle statt in Stein gemeißelt, festgehalten für die Ewigkeit. Kein Wunder, dass mir so schwummrig gewesen war, als ich mich vorgebeugt hatte. Ich hatte bei diesem Zweikampf literweise Blut verloren! Trotzdem konnte ich Amélie unmöglich eine blutver schmierte Bluse in die Hand drücken und ihr lächelnd me in e Kreditkarte hinschieben, ohne dass sie den Panikknopf unter dem Tresen drückte und die Polizei alarmierte. Also stand ich auf, zog meine eigene Bluse an, die sich zum Glück problemlos zuknöpfen ließ, und trat aus der Kabine.
    »Und? Wie sind Sie zurechtgekommen?«, erkundigte sich Amélie mit einem freundlichen Lächeln.
    »Oh«, sagte ich und lächelte ebenfalls. »Diese hübsche Bluse hat mich restlos bezaubert!«
    »Ja, sie ist wirklich süß«, bestätigte sie. »Ich konnte kaum glauben, dass wir das gute Stück so stark im Preis reduziert haben.«
    »Allerdings!«, ereiferte ich mich und trat wieder an den Ständer.
    Ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich die Bluse an ihren Platz zurückverfrachten sollte, ohne dass Amélie mitbekam, dass ich sie mit meinen Körperflüssigkeiten besudelt hatte, denn genau das war meine Absicht. Einfach zurückhängen und sehen, dass ich so schnell wie möglich aus diesem Laden hinauskam. Aber dann wurde mir bewusst, dass man ja auch kein Höschen anprobiert, reinfurzt und es dann wieder ins Regal zurücklegt, was ähnlich unverschämt gewesen wäre wie das, was ich hier vorhatte. Ich hatte die Bluse mit meinem Blut ruiniert, also gehörte sie mir, und ich musste sie bezahlen. So einfach war das.
    Ich schnappte mir einen winzigen Rüschenslip aus einem Regal (traurigerweise ebenfalls in Größe »M«, denn in einem Laden für dünne Mädchen gibt es logischerweise nie etwas in »L«, wie mir allmählich dämmerte), hielt ihn vor die Bluse und trat zum Tresen, wo Amélie mich bereits erwartete.
    »Oh, das Höschen auch, ja?«, fragte sie, worauf ich nickte und beides so hinlegte, dass sie nur noch die Preisschilder einzuscannen brauchte.
    »Ach, wissen Sie was? Falten Sie sie einfach nur zusammen. Das Papier können wir uns ebenso gut sparen«, meinte ich.
    Ich wollte nicht, dass sie enger mit der Bluse in Kontakt kam als unbedingt notwendig.
    »Und eine Tüte brauche ich auch nicht«, fügte ich rasch hinzu.
    Als ich mit meinen neuen Kinderklamotten in der Hand den Laden verließ, wusste ich, dass diese Bluse nach wie vor das süßeste Kleidungsstück aller Zeiten war, aber eben immer noch in Größe »M«. Deshalb hatte sie dieses Schicksal in meinen Augen verdient, weil sie sich mit einer ausgewachsenen Frau angelegt hatte. Einer Frau wie der Laurie von heute.
    Und die hatte sich immerhin nach dem Kampf ihres Lebens mit einer brandneuen blutbefleckten Rüschenbluse in Größe »M« belohnt!

Die Chemie und ich
    Kaum sah ich den roten Umschlag durch den Postschlitz fallen, wusste ich, dass etwas im Busch war. Aber erst als ich die Perforierung aufriss und den Inhalt aus der Versandtasche zog, war mir klar, dass sie wieder zugeschlagen hatte.
    »O nein!«, jaulte ich so laut, dass mein Mann mit besorgter Miene angelaufen kam.
    »Was ist los?«, wollte er wissen.
    Ich streckte ihm den Arm hin und stampfte wütend mit dem Fuß auf, während er mir das Ding aus der Hand nahm.
    » Precious – das Leben ist kostbar !«, rief er beim Anblick des Titels. » Nach dem Bestseller Push von Sapphire ! Das soll wohl ein Witz sein! Ich dachte, du hättest ihr verboten, bei Netflix DVD s zu bestellen.«
    »Du weißt selbst, dass ich sie nicht rund um die Uhr kontrollieren kann«, sagte ich
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