Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten
Autoren: Sara Gruen
Vom Netzwerk:
viereinhalb Monate eignete ich mir das Wissen
an, um dem Thema gerecht zu werden. Dazu gehörten drei weitere Reisen – eine
erneute Fahrt nach Sarasota, ein Besuch in der Circus World in Baraboo und ein
Wochenende im Kansas City Zoo mit einem ehemaligen Elefantenpfleger, um etwas
über das Verhalten und die Körpersprache von Elefanten zu lernen.
    Der amerikanische Zirkus verfügt über eine so reiche Geschichte,
dass ich viele der ungeheuerlichsten Details dieses Romans aus
Tatsachenberichten oder Anekdoten übernommen habe (bekanntermaßen ist die
Grenze zwischen beiden in der Zirkusgeschichte äußerst verschwommen). Dazu
gehören das in Formaldehyd eingelegte Flusspferd, die verstorbene 180 Kilogramm
schwere »dicke Dame«, die in einem Elefantenwagen durch die Stadt gezogen
wurde, ein Elefant, der mehrfach seinen Pflock aus der Erde zog, um Limonade zu
klauen, ein anderer Elefant, der durchbrannte und aus einem Gemüsebeet in einem
Hinterhof geholt werden musste, ein Löwe, der zusammen mit einem Tellerwäscher
unter einer Spüle kauerte, ein Geschäftsführer, der ermordet und in Zeltbahnen
eingerollt wurde, und einiges mehr. Außerdem habe ich die schreckliche und nur
allzu wahre Tragödie der Ingwerlähmung eingebaut, die 1930 und 1931 das Leben
von geschätzten einhunderttausend Amerikanern zerstörte.
    Und zu guter Letzt möchte ich die Aufmerksamkeit auf zwei alte
Zirkuselefantenkühe lenken, nicht nur, weil sie die Inspiration für
entscheidende Handlungsmomente geliefert haben, sondern weil die alten Mädchen
es verdienen, dass man sich ihrer erinnert.
    1903 tötete eine Elefantenkuh namens Topsy ihren Dompteur, nachdem
er sie mit einer brennenden Zigarette gefüttert hatte. Den meisten
Zirkuselefanten wurden damals ein, zwei Tote nachgesehen – solange es sich
nicht um Private handelte –, aber das war Topsys dritter Streich. Topsys
Besitzer vom Luna Park auf Coney Island beschlossen, ihre Hinrichtung zu einem
öffentlichen Spektakel zu machen, doch die Ankündigung, sie zu erhängen, stieß
auf lauten Protest – war das Erhängen nicht schließlich eine grausame und
ungewöhnliche Strafe? Topsys einfallsreiche Besitzer kontaktierten daraufhin Thomas
Edison. Seit Jahren »bewies« Edison die Gefahren, die vom Wechselstrom seines
Konkurrenten George Westinghouse ausgingen, indem er öffentlich streunende
Hunde und Katzen damit tötete, zuweilen auch ein Pferd oder eine Kuh. Der
Elefant weckte seinen Ehrgeiz. Er nahm die Herausforderung an. Weil in New York
der elektrische Stuhl den Galgen als offizielle Hinrichtungsmethode abgelöst
hatte, verstummten die Proteste.
    Die Berichte sind sich uneins, ob Topsy in einem früheren,
erfolglosen Hinrichtungsversuch mit zyanidversetzten Karotten gefüttert worden
war oder ob sie diese direkt vor dem Stromschlag fraß. Unstrittig ist aber,
dass Edison eine Filmkamera mitbrachte, Topsy auf Kupferplatten festketten ließ
und vor fünfzehnhundert Zuschauern sechstausendsechshundert Volt durch ihren
Körper jagte, was nach etwa zehn Sekunden zu ihrem Tod führte. Edison, der
davon überzeugt war, diese Heldentat würde den Wechselstrom endgültig in Verruf
bringen, zeigte den Film überall in den USA vor
Publikum.
    Nun zu einer weniger ernüchternden Geschichte. Ebenfalls im Jahr
1903 kaufte eine Truppe in Dallas einen Elefanten namens Old Mom von der Zirkuslegende
Carl Hagenbeck, der sie als klügsten Elefanten beschrieb, den er je hatte.
Angesichts dieser hohen Erwartungen waren Old Moms neue Dompteure entsetzt, als
sie feststellten, dass sie sich zu nichts anderem bewegen ließ als etwas
herumzuschlurfen. Sie war sogar so unbrauchbar, dass man sie »von einem
Zirkusplatz zum anderen ziehen und schieben« musste. Als Hagenbeck Old Mom
irgendwann in ihrem neuen Zuhause besuchte, war er gekränkt, dass man sie als
dumm bezeichnete, und sagte das auch – auf Deutsch. Plötzlich wurde allen klar,
dass Old Mom nur Deutsch verstand. Das änderte alles. Old Mom lernte um auf
Englisch und machte eine glänzende Karriere. Sie starb 1933 im reifen Alter von
achtzig Jahren inmitten ihrer Freunde und Weggefährten.
    Auf Topsy und Old Mom …

Danksagung
    Für ihre Mitwirkung an diesem Buch danke ich:
    Meinem Mann Bob, der meine große Liebe und mein Held ist.
    Meinem Lektor Chuck Adams, dessen Kritik, Genauigkeit und
Unterstützung dieser Geschichte auf eine höhere Stufe verholfen haben.
    Meiner Kritikpartnerin Kristy Kiernan und meinen ersten Lesern Karen
Abbott,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher