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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn
Autoren: Wiebke Lorenz
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vortaste.
    »Für so ein hübsches Ding wie Sie – gern!« Sie mustert mich
einigermaßen lasziv, hoffe, sie kommt jetzt nicht noch auf andere Ideen! »Sag
mal, Schätzchen«, ich habe schon Angst, sie will mich später doch noch um ein
Tänzchen mit ihrer achtschwänzigen Peitsche bitten, »wie heißt du eigentlich?«
    »Charly.« Sie zieht fragend die Augenbrauen hoch. »Eigentlich
Charlotta.«
    »Charlotta«, wiederholt sie leise. »Das ist hübsch. Ich suche
nämlich noch einen neuen Künstlernamen – was dagegen, wenn ich ihn mir leihe?«
    »Überhaupt nicht«, versichere ich, »ich benutze ihn sowieso kaum.«
    In den dunklen Büroräumen von New Life brauche ich eine ganze
Weile, bis ich einen Lichtschalter finde. Als die Neonröhren über mir mit einem
leisen Surren anspringen, halte ich kurz inne. Was will ich eigentlich hier,
was glaube ich zu finden? Nur, weil ich so ein komisches Gefühl habe, steige
ich hier einfach ein? Hör auf nachzudenken, und fang an zu suchen, sage ich zu
mir selbst. Also gehe ich zielstrebig auf das Zimmer zu, wo Elisa und ich
damals waren und wo Tim und ich alle Änderungen rückgängig gemacht haben.
    Zu meiner großen Freude steht das Sideboard mit den archivierten CD s noch immer da. Mein Bauch sagt mir, daß ich hier die
Antwort auf alle meine Fragen finden werde. Ich öffne die Schublade, auf der
»K« steht. Alles gar nicht so schwierig, beinahe so, als wollte jemand, daß ich
mich daran zu schaffen mache.
    Mit Scannerblick suche ich die CD s ab – und finde sofort, was ich suche. Da ist sie. Tatsächlich. Hätte ich nicht
gedacht. »Timothy Kramer« steht am Rand einer CD ,
die sachte in der Hängevorrichtung hin- und herbaumelt. Timothy? Egal, das ist
er. Er war also tatsächlich auch bei Elisa und hat ein paar kleine Änderungen
in seinem Leben vornehmen lassen. Ausgerechnet Tim, der doch immer so zufrieden
wirkt, als würde er vollkommen in sich ruhen und sei mit sich und der Welt im
Einklang. Was hat er wohl entfernen lassen? Gleich werde ich es wissen.
    Ich lege die CD ein, nehme die
Fernbedienung, lasse mich in einen der beiden großen Ledersessel sinken und
warte gespannt darauf, was ich gleich auf der Leinwand sehen werde. Wie im
Kino. Wo ist mein Popcorn?
    Dreißig Sekunden später hat es mir allerdings den Appetit
verschlagen. Genauer gesagt habe ich den Eindruck, jemand hätte mir seine Faust
in die Magengrube gerammt. Vor mir auf der Leinwand spielt sich eine
unglaubliche Szene ab!
    Tim schließt die Tür zu meinem Wohnhaus auf und schiebt mich die
Treppenstufen hoch. Ich stecke in meinem Barbarella-Anzug und schimpfe wie ein
Rohrspatz.
    »Diese Arschlöcher«, krakeele ich immer wieder. »Die können mich
alle mal!«
    »Ja, Charly, ich weiß«, antwortet Tim und klopft mir mit einer Hand
beruhigend auf den Rücken.
    Es ist der Abend meines Abitreffens. Das Stück, das mir fehlt. Mein
Filmriß. Fein säuberlich gespeichert auf einer CD ,
die Tim hat anfertigen lassen. Aber warum nur? Wenn einer peinlich war an
diesem Abend, dann war ich das. Allerdings nicht erst auf dem Weg nach Hause.
Ich lehne mich zurück und warte atemlos ab, was noch alles kommt.
    Tim schließt die Tür zu meiner Wohnung auf, bringt mich ins
Schlafzimmer und hilft mir aufs Bett.
    »Bin gleich zurück«, sagt er, »wenn du kannst, zieh dich doch schon
mal um.« Dann geht er raus zur Küchenzeile, holt die Packung Aspirin plus C aus
dem Regal und löst zwei Tabletten in einem Glas Wasser auf. Damit geht er
wieder zu mir. Ich habe mittlerweile meinen Pyjama an, habe mich unter die
Bettdecke gekuschelt und vergrabe den Kopf trotzig in meinen Händen. Mißmutig
starre ich vor mich hin.
    »Hier«, sagt Tim, setzt sich ans Fußende meines Bettes und reicht
mir das Glas, »trink das.«
    »Will nicht!« Ich schüttele den Kopf wie ein kleines Kind.
    »Jetzt sei nicht albern«, meint Tim, »wenn du das hier trinkst, wird
es dir gleich viel besser gehen.«
    »Nein«, stelle ich immer noch bockig fest, nehme aber das Glas. »Mir
wird es nie wieder besser gehen! Nie wieder!« Dann trinke ich es in einem Zug
leer. So, wie ich aussehe, tut es mir wohl tatsächlich ganz gut.
    »Unsinn!« Tim nimmt mir das Glas ab und stellt es auf den Nachttisch.
Gleichzeitig stellt er den CD -Player ein, aus dem
leise mein Lieblingshörspiel »Bernard und Bianca« von Disney erklingt. »Klar
geht’s dir bald wieder besser. Du mußt jetzt einfach nur ein bißchen schlafen,
dann wird das schon.« Mit diesen Worten
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