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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann
Autoren: Jude Deveraux
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Sie gehorchte mit der Schnelligkeit, wenn auch nicht der Anmut einer Gazelle.
    Als nächstes wandte er sich mir zu. Sein Gesicht glühte vor Zorn, und ich nahm mir vor, auf keinen Fall einzusteigen.
    Gott weiß, wohin er mich fahren würde.
    »Hören Sie«, sagte ich und wich noch weiter zurück, »ich habe doch nur die Schlange erschossen. Tut mir leid, wenn ich dadurch Ihr männliches Feingefühl verletzt haben sollte, aber ...« Vielleicht durfte man so nicht mit einem Cowboy reden. Es gibt einen Grund, warum große, gutaussehende Männer meistens Dummköpfe sind, während kleine feige Männer Verstand besitzen. Es ist, als wollte der liebe Gott damit einen Ausgleich schaffen. Als wollte er sagen: »Du bekommst von mir ein tolles Aussehen, aber dafür kein Gehirn. Und du da drüben bekommst ein Gehirn, aber kein gutes Aussehen.« Daher war es vermutlich falsch, sich mit diesem toll aussehenden Athleten über die feineren Gesichtspunkte der Psychologie zu unterhalten. War er überhaupt des Lesens und Schreibens mächtig?
    »Wenn ich einen Befehl erteile, dann haben Sie zu gehorchen. Haben Sie mich verstanden?«
    Plötzlich war ich nicht mehr in Colorado. Ich war auch keine mit Auszeichnung bedachte Autorin mehr. Ich war wieder das kleine Mädchen, das von seinem Vater streng unter Kontrolle gehalten wurde.
    Ebenso schnell, wie ich mich in die Vergangenheit versetzt fühlte, kehrte ich auch wieder in die Gegenwart zurück. Doch die Wut des kleinen Mädchens blieb. »Zum Teufel, ich denke gar nicht daran«, sagte ich und wollte um den Transporter herumgehen.
    Als er mich dann mit den Händen packte, wurde ich zum Berserker. Seit ich dem Vaterhaus entflohen war, hatte mich niemand mehr im Zorn anfassen dürfen, und dabei sollte es auch bleiben. Ich trat, biß, kratzte und schlug um mich und wollte mich losreißen. Ich weiß nicht, wie lange ich mich so sträubte, bis mir die Gegenwart wieder zu Bewußtsein kam und ich merkte, daß er mich an den Schultern hielt und schüttelte. Ruth und ihre dünne Gefolgsfrau starrten mich offenen Mundes aus dem Rückfenster an, und die andere auf dem Rücksitz duckte sich hinter Ruths Koffer, als fürchtete sie, ich würde sie als nächste anfallen.
    »Sind Sie wieder okay?« fragte der Cowboy.
    Auf seiner hübschen Wange waren blutige Kratzer. Die stammten von mir. Ich brachte es nicht fertig, ihn noch länger anzusehen. Schließlich stieß ich im Flüsterton hervor: »Ich will nach Haus.« Nach Haus in meine schöne Wohnung, weg von Ruth und ihrem Cowboy. Nur weg aus dieser peinlichen Situation.
    »Okay« sagte er, und es hörte sich an, als spräche er zu einer gemeingefährlichen Verrückten. »Wenn wir in der Ranch sind, kann ich den Rücktransport organisieren. Aber nicht von hier aus. Haben Sie mich verstanden?«
    Ich haßte diesen Ton. Und als ich ihn wieder ansah, kam er mir lange nicht mehr so gutaussehend vor, wie ich anfangs angenommen hatte. »Nein, ich verstehe Sie nicht. Vielleicht sollten Sie etwas langsamer sprechen, oder vielleicht sollten Sie auch die Männer mit den weißen Zwangsjacken rufen.«
    Er schien das nicht besonders witzig zu finden, sondern packte mich um die Taille und warf mich auf den Rücksitz, genauso unsanft, wie er vorher mit den Koffern umgegangen war. Ich war schon halb wieder draußen, als er aufs Gas trat. Ich wurde zurückgeworfen, landete aber zum Glück auf den sehr weichen Formen von Winnie/Maggie und blieb deshalb unverletzt. Ob sie es auch war, kümmerte mich nicht.
    Da hockte ich, eine international erfolgreiche Schriftstellerin, nun auf dem Rücksitz eines dreckigen Transporters, ein schwerer Koffer drohte mir den Knöchel zu quetschen, und vier Personen hielten mich für verrückt. Ob Agatha Christie so was auch hat durchmachen müssen?

3
    Was ist denn mit dir passiert?« fragte Sandy. Er saß am Küchentisch und sah erstaunt auf die drei blutigen Kratzer in Kanes wütendem Gesicht.
    Kane goß sich einen herzhaften Schluck Whisky ein und trank ihn auf einen Zug aus. »Die Kratzer habe ich abgekriegt, weil ich ein Dummkopf bin«, sagte er zu Sandy und füllte das Glas aufs neue. »Wurden eigentlich schon Bücher über den Mutter-Sohn-Komplex geschrieben?«    
    Sandy, der älter war, grinste, wobei tausend winzige Falten auf seinem Gesicht entstanden. Das machten die vielen Jahre, die er in der heißen Sonne dieser Höhengegend verbracht hatte. »Ein paar hundert, vielleicht Tausende«, sagte er. »Was hat Pat denn diesmal
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