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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann
Autoren: Jude Deveraux
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versäumt sie deshalb eine ihrer geliebten Chemiestunden. Also sprengt sie die gesamte Mädchenclique in die Luft - und beweist damit ein für allemal, daß Chemie nützlicher ist als Football. Jedenfalls sonnte ich mich in Ruths Lob, und als sie sagte: »Du i kannst alles mir überlassen«, gehorchte ich gern.
    Schließlich war ich in dem Augenblick überzeugt, daß sie eins der großen Genies unserer Zeit wäre.
    So saß ich dort also in der Sonne Colorados. Mein einziger Trost war, daß ich mit Sicherheit ein Buch daraus machen würde. Vielleicht mit einer Kriminalromanautorin als Mörderin. Sie bringt eine große Brünette namens Edwina Rutham um - und wird nie geschnappt. Oder vielleicht sagt der Detektiv am Schluß zu ihr: »Ich weiß, daß sie die Tat begangen haben. Aber da ich früher öfter mit Edwina ausgegangen bin, weiß ich auch, daß Sie damit der Mitwelt einen großen Gefallen getan haben. Sie sind frei. Aber tun Sie es nicht wieder!«
    Doch dazu wäre es natürlich nie gekommen, denn außer den nichtssagenden Weibern, die kein eigenes Leben führten, hatte Ruth ausschließlich männliche Verehrer. Kleine Männer, große Männer, häßliche Männer, prachtvolle Männer. Wie sie auch aussahen, alle gemeinsam beteten sie Ruth an. Obwohl Ruth 1,75 m groß war, erweckte sie bei den Männern wohl den Eindruck, sie wäre eine süße Kleine und brauchte Hilfe. In Wirklichkeit brauchte sie Hilfe ungefähr so dringend wie King-Kong.
    Ungefähr zwei Minuten, nachdem ich mich dazu durchgerungen hatte, diesen Staat für immer zu verlassen, hielt vor uns ein blauer Transporter mit quietschenden Bremsen. »Vor uns« ist übertrieben. Der Transporter hielt so, daß sein Fahrer Ruth anschauen konnte. Wir anderen saßen erhitzt, müde und gelangweilt auf Ruths Koffern und starrten auf die Reifen und den abblätternden Lack des Fahrzeugs.
    Ich sah zu Ruth hinüber. Ihre Stirn glättete sich, ihre mürrische Miene war völlig verändert. Also mußte der Fahrer sich in irgendeinem Stadium zwischen Pubertät und männlichen Wechseljahren befinden. Sie lehnte sich ins offene Beifahrerfenster.
    »Sind Sie Mr. Taggert?« schnurrte sie flirtend. Ich wünschte, ich könnte auch so schnurren. Selbst wenn Robert Redford in dem blauen Transporter vorgefahren wäre, hätte ich wahrscheinlich nur gesagt: »Sie kommen aber spät.«
    Doch selbst ich spürte, wie männlich die dröhnende Stimme aus dem Wagen klang. Entweder war es ein Riesenzuchthengst von Cowboy, oder sie hatten einen ihrer Stiere im Fahren ausgebildet.
    Ruth klapperte mit den Wimpern und sagte: »Nein, selbstverständlich nicht. Sie haben sich nicht verspätet. Wir waren zu früh hier.«
    Da brat mir doch einer 'nen Storch!
    »Natürlich verzeihen wir ihm, nicht wahr, Mädels?« sagte Ruth leuchtenden Blicks zu uns. Ich war seit so vielen Jahren nicht mehr Mädel genannt worden, daß es mir beinahe gefallen hätte.
    Die Fahrertür öffnete sich, und ich sah, wie der Reifen vor mir, entlastet vom Gewicht des Mannes, voller wurde. Dabei war es schon ein großer Reifen, wie ihn MÄNNER fahren. Sie hatten uns also einen Macho geschickt. Immer noch gelangweilt fragte ich mich: Ob irgendwer in diesem Kaff wohl American Express Cards annimmt, damit ich gleich wieder abreisen kann? Er kam um das Fahrzeug herum. Zuerst sah ich nur seine Füße. Er trug Cowboystiefel, aber nicht aus irgendwelchem exotischen Leder. Sie sahen so aus, als hätte er sie schon viel getragen. Wohl um in Kuhfladen zu treten?
    Gerade als er um das Wagenheck herumkam, mußte ich niesen. So kam es, daß ich ihn als letzte erblickte. Vorher aber sah ich, wie Maggie und Winnie ihn sprachlos mit offenem Mund anstarrten - oder waren es Winnie und Maggie?
    Ich schnaubte mir die Nase und dachte: Na fein, sie haben uns also einen hübschen Cowboy geschickt, der die Damen aus der Stadt blenden soll.
    Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich, als ich ihn schließlich zu Gesicht bekam, genau so schlimm reagierte wie das Duo und schlimmer als unsere furchtlose Anführerin. Er hieß Kane Taggert und war ein prachtvolles Mannsbild. Gelocktes schwarzes Haar, schwarze Augen, sonnengebräunter Teint. Schultern, auf die ein Elch neidisch sein konnte, und eine so freundliche, sanfte Miene, daß mir die Knie weich wurden. Wenn ich nicht schon gesessen hätte, wäre ich bestimmt umgefallen.
    Ruth stellte uns vor, immer noch mit den Wimpern klappernd. Er reichte mir die Hand. Ich saß nur da und schaute ihn an.
    »Wir
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