Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
1
    Alle sechs Bedienungsknöpfe an der Wechselsprechanlage auf Kane Taggerts Schreibtisch leuchteten auf. Doch als sein Privatanschluß läutete, bat er den Gesprächspartner auf Anschluß 6, einen Augenblick zu warten, und meldete sich. Der Privatanschluß war seiner Familie und allen, die mit seinen beiden Söhnen zu tun hatten, Vorbehalten.
    »Mom«, sagte er und wandte sich auf seinem Drehsessel dem Anblick der New Yorker Skyline zu, »was für eine unerwartete Überraschung!« Ohne zu fragen, wußte er sofort, daß seine Mutter irgend etwas dringend von ihm wollte oder brauchte. Denn wenn sie nur mit ihm plaudern wollte, hätte sie ihn nicht während der Börsenzeit angerufen.
    »Ich muß dich um einen Gefallen bitten.«
    Er unterdrücke ein Stöhnen. Vor fünf Monaten hatte sein Zwillingsbruder geheiratet, und seither wurde der verwitwete Kane von seiner Mutter unablässig bearbeitet, sich auch wieder zu verehelichen.
    »Du hast dringend Urlaub nötig.«
    Diesmal stöhnte Kane wirklich auf. Ein Blick auf die Telefonanlage: Anschluß 4 hatte angefangen zu blinken. Das bedeutete, daß Tokio im Begriff war aufzulegen. »Heraus damit, Mom!« sagte er. »Welche Tortur hast du mir zugedacht?«
    »Dein Vater fühlt sich nicht wohl und ...«
    »Ich komme hin.«
    »Nein, nein, es ist nichts dergleichen. Es ist nur, daß er ein so weiches Herz hat. Das hat ihn jetzt in eine Verlegenheit gebracht, und ich habe versprochen, ihn daraus zu befreien.«
    Das war in der Familie nichts Neues. Sein Vater erklärte sich häufig freiwillig bereit, anderen Leuten zu helfen. Er tat es immer so ausgiebig, daß er sich manchmal dabei übernahm. Dann sprang regelmäßig seine Frau ein und spielte die Böse, um ihn von den freiwillig übernommenen Pflichten loszueisen.
    Das Licht auf Anschluß 5 erlosch. »Was hat er denn diesmal gemacht?« fragte Kane.
    »Du weißt doch, daß unser Nachbar Clem...« Ausführlich erklärte sie ihm, wer Nachbar Clem war. Natürlich nur, um Kane durch die Blume zu sagen, daß er schon ewig lange nicht mehr bei ihnen zu Hause gewesen war Als ob er den Mann, den er seit Kindesbeinen kannte, inzwischen vergessen hätte! »Also, Nachbar Clem führt doch oft Urlauber von der Ostküste auf Abenteuertrips. Nun, vergangenen Monat war er mit einer Gruppe von sechs Männern unterwegs und es hat ihn ziemlich angestrengt. Clem ist ja nicht mehr der Jüngste, und die Bergtouren fallen ihm doch schon recht schwer.«
    Kane erwiderte kein Wort. Clem war so drahtig und kräftig wie ein Mustang. Daher wußte Kane, daß das Anliegen seiner Mutter nicht das geringste mit Clems Gesundheitszustand zu tun hatte.
    »Jedenfalls hat sich dein Vater bereit erklärt, die nächste Urlaubergruppe zu übernehmen.«
    Clem war auch ein gerissener Schwindler. Wenn er Ian Taggert dazu überredet hatte, die nächste Gruppe zu übernehmen, dann mußte das einen Grund haben. »Ach, war es so schlimm, ja?« fragte Kane. »Waren wohl lauter echte Nervensägen, was?«
    Pat Taggert stieß einen Seufzer aus. »Ganz schlimm. Beklagten sich über alles. Hatten Angst vor den Pferden. Ihr Boß hatte ihnen >angeraten<, die Tour zu machen, aber sie hatten überhaupt keine Lust dazu.«
    »Ja, das sind die schlimmsten. Also, wozu hat Clem diesmal Dad überredet?«
    Jetzt wurde Pat richtig zornig. »Clem hat erfahren, daß seine nächste Touristengruppe aus derselben Firma kommt. Nur diesmal, Kane ...«
    »Nun sag's schon! Ich bin aufs Schlimmste gefaßt.«
    »Diesmal sind es lauter Frauen! Clem hat das erfahren, und daraufhin hat er deinen Vater gebeten, zwei Wochen lang vier widerspenstige New Yorker Frauen auf einem Abenteuerritt zu führen. Kannst du dir das vorstellen? O Kane, du kannst nicht...«
    Kane mußte lachen. »Mom, du wirst doch nie den Oscar für die beste Schauspielerin gewinnen, also Versuch's gar nicht erst! Du verlangst also, daß dein verwitweter Sohn - dein armer, einsamer, verwitweter Sohn -zwei Wochen allein in Gesellschaft von vier heiratsfähigen jungen Frauen verbringt und dabei vielleicht eine Mutter für seine Söhne findet.«
    »Offen gesagt, ja«, erwiderte Pat ärgerlich. »Wenn du dich nur in deine Arbeit vergräbst, wie willst du dann je eine Frau kennenlernen? Diese vier Frauen wohnen alle in New York City, wo Mike und du auch hingezogen sind und ...«
    Unterschwellig machte sie Kane damit Vorwürfe, daß er und sein Bruder das traute Heim der Familie verlassen und den Großeltern die Enkel entrissen hatten.
    »Meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher