Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Was kostet die Welt

Titel: Was kostet die Welt
Autoren: Nagel
Vom Netzwerk:
Boden rammen.
    Ich fragte ihn, ob er denn auch seinen Zaubertrank dabeihabe.
    Er antwortete, ich sei ein Spasti.
    Ich sagte, man habe ihn wohl mit dem Hammer gekämmt.
    Er sagte, ich sei ein Spasti und kriege gleich die volle Packung.
    Ich sagte: »Noch so’n Spruch, Kieferbruch.«
    Er sagte irgendwas mit Spasti und Schnabeltasse.
    Ich sagte: »Noch so’ne Erwähnung, Querschnittslähmung.«
    Er fragte mich, aus welchem Loch ich denn gekrochen sei.
    Ich schnupperte an meiner linken Faust und sagte, sie rieche derbe nach Krankenhaus. Dann machte ich dasselbe mit der rechten Faust und Friedhof und lachte.

    So ging das eine Weile hin und her. Ich fand das ziemlich amüsant, ich dachte an Verena und an Eduardo, wie wir über genau solche Sprüche gelacht haben, auf den langen staubigen Straßen auf dem großen weiten Kontinent. Die Weinkönigin war weniger angetan von unserem kleinen Battle.
    Â»Ey, beruhigt euch mal, kein Streit, okay?«
    Asterix sagte irgendwas mit »gut gewesen« und »abhauen« und zog an ihrem Arm.
    Â»Jetzt lass doch mal die Finger von der Königin«, sagte ich.
    Er bezeichnete mich als »Kaiser von Spastihausen«.
    Ich nahm den Titel dankend an und fragte ihn, ob sein IQ eigentlich schon als Behinderung durchgehen würde.
    Das reichte ihm. Er machte einen Schritt auf mich zu und stieß mit beiden Händen gegen meine Brust. Ich stolperte einen Meter nach hinten, geriet ins Schlingern, konnte mich aber fangen. Ich weiß nicht mehr, wie es genau passierte, aber plötzlich hatte ich seinen bekloppten aufblasbaren Knüppel in der Hand. Eine Sekunde später flog Spongebob mit raushängender Zunge durch die Sommernachtsluft und landete ungebremst in Asterix’ linker Gesichtshälfte.
    KLATSCH!
    Ein lautes, irgendwie feuchtes Geräusch, das zwischen den Hügeln von Eifel und Hunsrück über die Mosel hin und her schallte. Es konnte eigentlich nicht besonders wehgetan haben, es war vom Style her eher wie eine Backpfeife mit der flachen Hand, die ja auch nicht so sehr schmerzt, sondern vielmehr etwas extrem Herablassendes hat.
    Ohne Vorwarnung donnerte Asterix mir seine Faust aufs linke Ohr. Grelle Blitze erschienen vor mir, für einen kurzen Moment war ich auf einem Ohr taub. Ich hob die Hände vors Gesicht und versuchte mich zu sammeln.

    Weinkönigin Marie fing an zu schreien. »AUFHÖREN! SPINNT IHR? AUFHÖREN!«
    Ich nahm meine Deckung wieder runter und grinste Asterix an. »Mehr hast du nicht zu bieten, du Saftsack?«
    Als Nächstes gab es eine kleine Explosion auf meiner Nase. Ich hatte den Schlag nicht mal kommen sehen und flog rückwärts aufs Pflaster. Den Knüppel hatte ich nicht mehr in der Hand. Musste ihn fallen gelassen haben. Ein Tritt in den Magen. Asterix keifte, Marie kreischte, ich krümmte mich zusammen.
    Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, waren die beiden weg. Keines Blickes wurde ich mehr gewürdigt. Außer von zwei Frauen im Alter meiner Mutter. Sie standen am Weinpavillon und schüttelten traurig die Köpfe.
    Ich spürte überhaupt keine Schmerzen, obwohl mir tiefrotes Blut aus der Nase lief und aufs Hemd tropfte. Kein Ketchup, kein Gummi, kein Roboteröl, nein, echtes Blut! Ich fühlte mich gut. Lebendig. Endlich hatte sich mal was entladen. Endlich ein Gegner. Endlich Action!
    Mit blutendem Gesicht und beiden Händen zu Fuckfingern geballt, stolperte ich über den Platz und sang. »Kein schö-ner Land in die-ser Zeit! Da-Da-Da-Daaa-Da-Dada-Daaa!« Beim Anblick der erschrockenen Gesichter musste ich furchtbar lachen, ich fand das alles einfach nur lustig und absurd. »Tatata-ta-ta-tatatatatatata« machte ich, ein Maschinengewehrfeuer gewordener Snarewirbel, und dann begann ich zu schreien. »E-DU-AR-DO!«, schrie ich aus vollem Halse und trommelte mir mit den Fäusten auf die Brust, und »ALBUQUERQUE!«, immer wieder, mit Betonung auf der dritten Silbe. »Al-bu-QUER-que!«
    Die Leute wichen vor mir zur Seite, sie dachten, ich wäre verrückt geworden, und wahrscheinlich war ich das auch.
Vor einem älteren Ehepaar blieb ich stehen. »Kochen kann ich wohl!«, grinste ich. Sie sahen mich erschrocken an und liefen weg. »NUR ESSEN KANN DAS KEINER!«, schrie ich ihnen hinterher.
    Asterix und die Weinkönigin waren wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht besser so. Flo und Judith waren weg. Andrea und Yannik
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher