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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst
Autoren: Uwe Anton
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1.
    Das Parkett
     
    Gefühle prasselten auf mich ein, so intensiv, dass ich sie kaum verkraften konnte.
    Angst, Aggression, Aufregung, Neugier.
    Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber so in etwa. Menschen umgaben mich, viele Menschen, und sie reagierten wie vor hunderttausend Jahren, als sie in einer Höhle um ein Feuer hockten und sich fragten, was draußen vor dem Eingang herumschlich und dabei fauchte, knurrte und brüllte.
    Sie hatten Angst.
    Angst vor dem Transitparkett. Es konnte jeden Augenblick aktiviert werden, und dann würde das, was vor Urzeiten vor der Höhle gelauert hatte, sich durchs Feuer am Eingang wagen und sie angreifen. Fagesy, Sayporaner, Roboter, was immer über das Parkett kommen würde, würde zuerst schießen und dann Fragen stellen.
    Unsinn!
    Es würde gar keine Fragen stellen, nur schießen. Und das wussten die Raumlandesoldaten, TLD-Agenten und Sicherheitsspezialisten, die das Parkett schützten, ganz genau. Sie waren angespannt. Adrenalin jagte durch ihre Körper, erzeugte Aggression. Die Kombistrahler der Elitetruppen waren nicht gesichert, der geringste Zwischenfall würde verheerende Folgen haben. Ich dachte mit Grauen daran, was geschehen würde, wenn das violette Leuchten, das an die Unterseite der Glasdielen des Parketts drängte, endgültig hochsteigen und damit ungebetenen Besuch ankündigen würde.
    Mehrere Dutzend TARAS umstellten das Parkett und sicherten es, in meiner Wahrnehmung waren sie Pole der Ruhe und Gelassenheit, Fundamente der Zuverlässigkeit, Gelassenheit und Selbstkontrolle.
    In all diese Angst und Aggression mischten sich aber auch Aufregung und Neugier. Schon die Höhlenmenschen mochten sich gefragt haben, was genau sich des Nachts vor ihrer Behausung herumtrieb, wollten es unbedingt in Erfahrung bringen, und all diese Gefühle hatten sich im Laufe von hunderttausend Jahren kaum verändert.
    Dutzende Wissenschaftler von der Waringer-Akademie und verschiedenen Universitäten, die wie Ameisen in diesen Saal des mittlerweile gesicherten TLD-Towers geströmt waren, verspürten zwar ebenfalls Angst vor dem, was jeden Augenblick kommen mochte, doch so seltsam es mir vorkam – ihre Aufregung und Neugier waren stärker.
    Die Aufregung, vielleicht einen gewaltigen Schritt tun zu können.
    Die Neugier, hinter die Fassade des Transitparketts zu blicken. Die Hoffnung, dem Parkett seine Geheimnisse zu entreißen und sie vielleicht für eigene Zwecke einsetzen zu können.
    Diese Aufregung und Neugier hatten vielen Höhlenmenschen das Leben gekostet, doch ohne sie wären sie wahrscheinlich nie aus ihren einigermaßen sicheren Unterschlüpfen getreten.
    Es war eine seltsame Mischung, der sich meine paranormalen Sinne ausgesetzt sahen.
    Während den Sicherheitsposten die Finger am Abzug juckten, versuchten die Wissenschaftler, sich an den TARAS vorbeizudrängen, um zum Ziel ihrer Begierde zu gelangen. Zum ersten Mal war uns ein funktionstüchtiges Transitparkett in die Hände gefallen!
    Nur mit Prallfeldern konnten die Roboter die Experten zurückhalten, ohne sie allzu hart anzufassen.
    Ich hatte meine eigenen Probleme: den Medoroboter, der um mich herumwieselte, um ein paar kleine Kratzer zu versorgen. Auf meine scheuchenden Handbewegungen reagierte er nicht, und irgendwann ignorierte ich ihn einfach, weil meine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Parkett galt. Unter den gläsernen Dielen, die den Boden bildeten, unter dieser bedrohlich dünnen Schicht stieg aus einer unabschätzbaren Tiefe violettes Wogen und Wabern empor. Es stieß an die Unterseite der Glasdielen, zerrann, floss nach unten ab, sammelte sich wieder und stieg erneut auf.
    Dieses Gewölk war unruhig. Als warte es auf etwas, lauere, wolle endlich zum Zug kommen. Tun, was es tun musste. Wie der Säbelzahntiger, der Witterung aufgenommen hatte, der roch und genau wusste, dass sich leichte Beute in der Höhle aufhielt, die er schlagen konnte, wenn er nur die Angst vor dem Feuer überwand, das im Höhleneingang flackerte.
    Es war schlicht und einfach unheimlich.
    Ich war geradezu erleichtert, als eine durchdringende Stimme, die ich sofort erkannte, durch den Saal dröhnte. »Shanda Sarmotte zum Ausgang C. Shanda Sarmotte umgehend zum Ausgang C!«
    Es war schön, Reginald Bulls Stimme zu hören. Er war für mich ein genauso wichtiger Ruhepol wie die TARAS, die keine Gedanken hatten, die ich erfassen konnte und die ich nur sah. Und er erinnerte mich an meine Aufgabe und riss mich aus der Betrachtung des
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