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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
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des jüdischen Staates, Deutschland ist der beste Anwalt der israelischen Sache innerhalb der EU. Dennoch verachteten auch Israelis lange Zeit Juden, die in Deutschland lebten. Bei ihnen kam natürlich auch noch der typisch zionistische Aspekt hinzu, der fordert, dass Juden ge-fälligst in Israel und nur in Israel zu leben haben. Also nicht einmal in den USA. Das ist das große Ziel des zionistischen Traums: Das jüdische Volk heim in die uralte Heimat zu holen.
    Nun, Israels Politik hat sich diesbezüglich längst geändert. Man wird auch weiterhin Juden, die einwandern wollen, sofort aufnehmen, doch man weiß und akzeptiert längst 298
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    die großen Zentren der jüdischen Diaspora als gleichwertige Partner im innerjüdischen Gefüge. Und natürlich wissen die meisten Israelis, dass die jüdischen GemeinschaĞ en in den großen westlichen Staaten politisch und wirtschaĞ lich nicht ganz unwichtig sind, wenn es darum geht, das Wohlergehen Israels zu unterstützen und zu fördern. So ist es auch mit der Bundesrepublik. Jedes Mal allerdings, wenn sich mal wieder antisemitische AĴ acken wellenartig über Deutschland aus-breiten, fordern Israelis uns auf, sofort nach Israel zu kommen. Zugleich geben sie gerne zu, dass der Antisemitismus heute in Frankreich weitaus schlimmer ist als in Deutschland, dass die Demokratie in Deutschland fest verankert ist, dass Deutschland ein großartiger Partner Israels ist und Bundes-außenminister Joschka Fischer ein ehrlicher und vertrauens-würdiger Makler im Nahost-Konfl ikt.
    Mit einem Wort: Die Beziehung der jüdischen Welt zu Deutschland und uns hier lebenden Juden ist bis heute mehr als zwiespältig.
    Wie aber konnten die Überlebenden des Holocaust tatsächlich hier leben? Was hat sie bewogen, sich ausgerechnet in Deutschland niederzulassen? Wir müssen ein wenig in die unmiĴ elbare Nachkriegsgeschichte zurückgehen, um die An-fänge der jüdischen Gemeinden von heute im Ansatz begreifen zu können.
    Deutsch-jüdische Nachkriegsgeschichte entstand durch Zufall: Die Alliierten haĴ en die Menschen aus den Konzentrationslagern auf deutschem Boden befreit, aus Ravensbrück, aus Dachau, aus Bergen-Belsen. Diese Menschen waren ohne Heimat, ohne Familie, ohne Hoff nung, sie wussten nicht mehr, wohin. Sie waren DPs, Displaced Persons, und die Briten, die Amerikaner steckten diese Menschen erneut in Lager. Doch waren es denn überhaupt Menschen, diese Haufen von Kno-299
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    chen mit ein wenig Haut darüber? Apathisch warteten viele auf ihren Tod, unfähig zu agieren, zu reagieren. Ihr Überleben – das war ein Wunder. Aber sie wussten nicht, wohin. In Polen und in Ungarn fanden Pogrome staĴ , als sie an ihren früheren Wohnorten erschienen. So blieben sie in den Camps.
    Zusammengepfercht mit nichtjüdischen DPs, von denen so manche auf Seiten der Nazis gewesen waren, ihnen als Kapos und Kollaborateure geholfen haĴ en, das grausame Werk an den Juden zu verrichten.
    Die überlebenden Juden wollten als eigene Nation, als eigenes Volk anerkannt und deshalb in eigenen Camps untergebracht werden und nicht mehr mit ihren Peinigern zusam-menleben. Sie protestierten gegen die Behandlung, wehrten sich gegen den antisemitischen US-General PaĴ on, der kein Verständnis für sie auĠ ringen wollte.
    Präsident Truman verlangte einen Bericht über die Zustän-de in der amerikanischen Zone. Er bekam ihn – er war nieder-schmeĴ ernd. Die US-Truppen würden die Juden wie die SS
    behandeln, hieß es darin – allerdings mit der Ausnahme, dass die Juden nicht ermordet würden.
    Endlich bekamen die jüdischen DPs ihre eigenen Lager. Sie hießen unter vielen anderen: Feldafi ng und Pocking, Lands-berg am Lech, Föhrenwald und Bergen-Belsen (Hohne).
    Lagerleben. Das war bekannt. Man versuchte einen Neu-anfang. Man organisierte sich. Zentralkomitees wurden geschaff en, eigene Lagerverwaltungen, die den Alliierten unter-standen. Irgendwie musste es weitergehen. Und man wollte weg, weg aus Deutschland, weg aus dem Schlachthaus.
    Das Jahr 1946 führte allerdings noch viel mehr Juden nach Deutschland. Fast 200000 kamen aus Osteuropa. Dort 300
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    herrschte wieder einmal Pogromstimmung. Auschwitz hat-te vielen Osteuropäern nicht gereicht, es mussten noch mehr Juden ermordet werden, nachdem sie aus den Lagern zurück in ihre alten Heimatorte gekommen
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