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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
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e seine ganz persönlichen Gründe, die vermischt waren mit Zufällen, mit wirtschaĞ lichen Überlegungen, manche kamen auch nur kurz zurück, um vermisste Familienangehörige zu suchen, und blieben irgendwie dann in Deutschland hängen.
    Immerhin: Es gab eine Gruppe deutscher Juden, die sich sehr bewusst, aus politischer Überzeugung, wieder in Deutschland niederließ. Sie waren allesamt überzeugte Kommunisten und ließen sich daher in der SBZ nieder, in der »sowjetisch besetzten Zone«. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands sind diese Menschen mit ihrer Geschichte in den Blickpunkt der jüdischen Gemeinden, aber auch der Historiker geraten.
    SchriĞ steller wie Anna Seghers und Arnold Zweig waren aus 303
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    dem mexikanischen beziehungsweise palästinensischen Exil zurückgekehrt, Herbert Grünstein, später stellvertretender Innenminister der DDR, war aus dem sowjetischen Exil nach Ostberlin geeilt, die Eltern der SchriĞ stellerin Barbara Honig-mann verließen London, um »daheim« die neue, die bessere deutsche GesellschaĞ mit aufzubauen, eine deutsche GesellschaĞ , die antifaschistisch sein werde, in der es nur noch ein Klassen-, aber kein Rassenproblem mehr geben werde.
    Dachten sie – und wurden im Laufe der Jahrzehnte genauso enĴ äuscht wie alle anderen deutschen Kommunisten. Sie mussten erfahren, dass auch im deutschen Arbeiter-und-Bau-ern-Staat Antisemitismus eine ganz gewichtige Rolle in ihrem Alltag spielte.
    Und schließlich gab es im WesĴ eil Deutschlands noch einige Juden, die keinerlei Gründe haĴ en zu bleiben. Sie blieben.
    Einfach so. Ohne Grund, ohne Ausreden, ohne Argumente.
    Nach Auschwitz und Treblinka, nach Majdanek und Sobibor machte es für sie keinen Unterschied mehr, wo sie waren, wie sie lebten. Sie waren irgendwie in Deutschland gestrandet.
    Nach Aufl ösung des letzten DP-Camps Ende 1956 waren die Juden in die Städte gezogen und damit zum ersten Mal in en-gem Kontakt mit der normalen Umwelt. In den Camps haĴ en sie mit den Deutschen nur wenig zu tun gehabt – und wenn, waren es meist unangenehme Situationen gewesen. Natürlich blühte der Schwarzhandel in Deutschland, wie konnte es nach einem solch verheerenden Krieg auch anders sein. Und natürlich waren auch Juden am Schwarzhandel beteiligt. Sie haĴ en gegenüber den anderen »Schiebern« einen großen Vorteil: Sie bekamen Hilfsgüter von jüdischen Organisationen aus den USA, aus England und konnten diese Waren eintau-schen. Und die deutsche Bevölkerung war froh darüber. Es 304
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    gab ein Geben und Nehmen, jeder holte sich, was er brauchte.
    Von Seiten der deutschen Behörden und der Polizei wurde allerdings auf die Schwarzmarkthändler wilde Jagd gemacht.
    Am heĞ igsten gegen die jüdischen Schwarzmarkthändler.
    Die Razzien in der Münchner Möhlstraße waren berüchtigt.
    Die Polizei wusste, dass sich dort besonders viele Juden auf-hielten.
    Und so sah man in den fünfziger Jahren schon wieder das
    »vertraute« Bild: Deutsche Polizisten jagen Juden. Ganz legal, ganz offi
    ziell. Sie jagten sie allerdings auch in den DP-Camps.
    Man stürmte in die Lager, um angebliche oder tatsächlich Schwarzhändler dingfest zu machen. In StuĴ gart erschoss die Polizei einen jüdischen KZ-Überlebenden, in Föhrenwald kam die Polizei mit Sturmtrupp und schweren Waff en an, rie-gelte das Lager ab, so lange, bis die amerikanische Militär-polizei eingriff und dem Spuk ein Ende bereitete – bis zum nächsten Mal.
    Das Gros der ostjüdischen Überlebenden waren Klein-händler und Handwerker. Man handelte mit Kleidern, man eröff nete Bars, Restaurants, auch Kneipen im Rotlichtmilieu.
    Man handelte mit Edelsteinen, manche waren geschickt genug, in kürzester Zeit im Immobilienhandel ein kleines Vermögen zu erwirtschaĞ en.
    Eine Gruppe deutscher Juden haĴ e Anfang der fünfziger Jahre den »Zentralrat der Juden in Deutschland« gegründet. Es war der erste SchriĴ , der ahnen ließ, dass man sich aufs Bleiben einrichtete. Es war ja mal ihre Heimat gewesen, dieses Deutschland, sie hoğ
    en oder wollten glauben, dass nun end-
    lich alles anders würde.
    Ostjuden allerdings wussten mit dieser Haltung wenig anzufangen. Zumeist kapselten sie sich in ihrem Privatleben 305
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    von der deutschen Umwelt völlig ab. Man verkehrte fast nur mit Juden und haĴ e nur selten das Bedürfnis,
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