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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse
Autoren: Franziska Moll
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sie.
    Â»Ja.«
    Â»Haben sie schon irgendwas gesagt?«
    Â»Nein. Es hat niemand mit mir gesprochen.«
    Sie fasst in ihre Jackentasche. Etwas knistert. Sie vergewissert sich, dass sie noch da sind, auch wenn sie weiß, dass sie hier nicht rauchen kann.
    Â»Wo sind …?«
    Â»Sie sind bei ihm.«
    Â»Und du? Wieso bist du nicht …?« Jetzt rühren sich die Hände doch noch, sie flattern nach oben und wieder herunter. Zwei Vögel, die nicht flügge werden. »Können wir nicht rein?«
    Â»Mama!«
    Â»Kann man nicht irgendwo nachfragen? Hast du nicht geguckt?«
    Â»Nein.«
    Ich habe gesessen. Hier auf diesem Stuhl. Ich habe mein Handy aus der Tasche geholt. Ich habe Ricos Eltern angerufen. Sie sind hergekommen. Sie haben vor mir gestanden. Sie haben etwas gesagt, ich weiß nicht mehr was. Der Arzt ist gekommen und hat sie mitgenommen. Ich habe meine Mutter angerufen. Ich habe gesessen. Ich habe die Tür aufgemacht.
    Â»Du stehst unter Schock.«
    Â»Nein.«
    Â»Hat man dich untersucht?«
    Â»Nein.«
    Sie nickt, als wollte sie sich selbst zustimmen, wenn es sonst keiner tut. »Du hast ein Recht darauf.«
    Sie steht auf, geht einmal im Kreis. Sieben Stühle. Wasserspender. Tischchen mit Zeitschriften – Hat ihre Liebe noch eine Chance? – Alles aus nach Streit in der Öffentlichkeit! – Entschuldigung vor laufenden Kameras – Tür, die nur von innen aufgeht. Tür, die nicht aufgeht. Ich.
    Â»Das ist ja wie in einem Käfig hier«, sagt sie.
    Â»Da sind Zeitschriften.«
    Â»Ich kann doch jetzt nicht lesen.«
    Â»Nein.«
    Sie setzt sich. Schlägt ein Bein über das andere. Der Fuß wippt auf und ab.
    Â»Kannst du das lassen?«
    Â»Was?«
    Â»Das Wippen.«
    Â»Wieso? Stört dich das?«
    Â»Sonst würde ich es ja nicht sagen.«
    Â»Dass du dich jetzt mit so einem Kleinkram beschäftigen kannst.«
    .Ich bin hartherzig.
    .Wie bitte?
    .Im Ernst. Wenn ich einen platt gefahrenen Igel auf der Straße sehe, dann setze ich zurück, um noch mal drüberzufahren.
    .Du hast keinen Führerschein.
    .Aber wenn ich einen hätte. Und du, du hältst an, packst ihn in dein T-Shirt und bringst ihn in die Klinik.
    .Einmal.
    .Du hast ja auch gerade erst deinen Führerschein. Im Laufe deines Lebens wirst du noch Hunderte platt gefahrene Tiere retten.
    .Und du wirst hundert Igeln den Gnadentod geben.
    .Ich fahr sie platt, das ist einfacher.
    .Elena. Ich würde dich nicht lieben, wenn du hartherzig wärst. Und ich liebe dich wahnsinnig. Okay?
    .Okay.
    Die Tür, die ich nicht öffnen kann, öffnet sich. Ricos Eltern kommen hindurch. Und der Arzt. Meine Mutter springt auf. Ricos Mutter hat ein nasses Gesicht. Sie weint. Ricos Vater holt ein Taschentuch aus der Jacke. Sein Mund ist ein Strich. Auf seiner Stirn steht eine Falte senkrecht.
    Ich habe beide lange nicht gesehen. Jetzt sehe ich sie so.
    Â»Fahren Sie erst mal nach Hause«, sagt der Arzt. »Sie können gerade ohnehin nicht zu ihm rein. Holen Sie ein paar Sachen. Machen Sie ein paar Anrufe. Und dann kommen Sie wieder.«
    Â»In Ordnung.« Ricos Mutter lehnt sich an Ricos Vater. Er legt einen Arm um ihre Taille. Wenn sie fallen würde, wäre er da, um sie zu halten.
    Er schaut zu mir. »Er liegt im Koma. Schädel-Hirn-Trauma. In den nächsten 48   Stunden können sie mehr sagen.« Er streckt den Arm aus, den er nicht um Ricos Mutter gelegt hat. Der Arm zeigt in meine Richtung. Ich stehe auf, stelle mich neben ihn, lasse ihn den Arm um mich legen. Er zieht mich an seine Seite. Ich stehe nur auf einem Fuß, bis er mich loslässt.
    Â»Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen«, sagt er. »Rico braucht uns jetzt.« Er schluckt mit einem lauten Geräusch. »Es gibt eine Menge zu organisieren.«
    Â»Ja.«
    Ich muss den Tisch abbestellen. Haben die unsere Nummer? Ist das bei Tischen so wie bei Flugzeugen? Muss man zahlen, wenn man nicht kommt?
    .Welchen Tag nehmen wir?
    .Nehmen wofür?
    .Als Jahrestag. Wir müssen doch feiern. Du bekommst einen Strauß rote Rosen und ich eine Krawatte.
    .Eine Krawatte?
    .Was bekommen Männer denn?
    .Eine Flasche Whiskey.
    .Oder ein Nacktfoto.
    .Das ist also der Grund, wieso du einen Jahrestag haben willst.
    .Was denkst du, wie schön das ist. Wir erzählen uns bei Kerzenschein, wie alles angefangen hat.
    .Wenn wir dann noch zusammen
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