Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse
Autoren: Franziska Moll
Vom Netzwerk:
muss sich richtig anstrengen, um anders zu sein, als er ist. »Ich gehe jetzt nach Hause. Basta! Und wir sehen uns morgen Abend. Um sieben.« Er schiebt mich von sich, um sicherzugehen.
    Ich könnte, aber ich will ihn nicht überzeugen. Vielleicht hat er recht. »Es kommt mir vor wie eine Woche. So schnell ist die Zeit mit dir verflogen«, sagt er.
    Â»Mir kommt es vor wie ein Jahrzehnt«, sage ich. »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ohne dich war.«
    Â»Komisch. Zeit ist echt eine subjektive Sache.« Jetzt hat er doch nach meiner Hand gegriffen. Und es dauert ewig, bis sich auch der letzte Finger dazu entschließen kann, wieder los- und Rico auf die andere Straßenseite zu lassen.
    Â»Und weißt du, was es morgen zum Dessert gibt?«, rufe ich ihm nach.
    Â»Nein, was?«
    Â»Jubiläums-Elena im Schlafrock.«
    Â»Hört sich lecker an.«
    Â»Ist es auch.« Ich fasse mit den Daumen hinten in den Hosenbund. Zwei, drei Zentimeter ziehe ich die Jeans nach unten. Gerade so weit, dass der Ansatz meiner Poritze zu sehen ist. Ich weiß, dass er sich noch einmal zu mir umsieht. Ich weiß, dass ich ihn damit zurücklocke. Für einen letzten Kuss. Den brauche ich noch, bevor ich ihn gehen lassen kann.
    Ich werfe einen Blick über die Schulter. Er rennt schon, zieht eine Show ab, die Arme ausgestreckt, die Zunge aus dem Mund hängend wie ein brünstiger Hirsch.
    Er sieht ihn im selben Augenblick wie ich. Für den Bruchteil einer Sekunde bleibt er wie angewurzelt stehen, dann ist er weg. Mit uns ziehen sie sicher um. Ich lese jeden einzelnen Buchstaben. Dann ist er wieder da.
    * * *
    Weißt du noch, wie verrückt du nach mir warst? Du hättest alle haben können, aber du wolltest mich. Die Neue. Gerade weil ich dich nicht beachtete. So war das doch, oder? Ich sah dich nicht und das machte etwas mit dir. War es sportlicher Ehrgeiz? Am Anfang? Sag ruhig. Ich kann das aushalten. Ich weiß ja, dass es das nicht blieb.
    Erinnerst du dich, du legtest dich richtig ins Zeug. Tanztest um mich herum wie ein Irrer um eine Salzsäule. Ich war ganz starr damals. Ein Witz nach dem anderen kam aus dir heraus. Du lachtest eigentlich immer. Aber ich konnte so viel Lachen gar nicht aushalten. Und mitlachen erst recht nicht.
    Ich weiß noch genau, in welchem Moment du das kapiertest. »Du denkst auch, der Typ hat null Tiefgang, was?«, fragtest du.
    Wir standen am Getränkeautomat und ich zog Bouillon, die so ekelig war, dass ich sie gleich wieder aussspuckte. Vor deine Füße.
    Â»Ja, ich find mich auch zum Kotzen«, sagtest du.
    Da konnte ich das erste Mal lachen. Das erste Mal, seit ich hier war. Das erste Mal seit einer Ewigkeit.
    Du dachtest, damit sei das Eis gebrochen, oder? So bist du. Du denkst, die Dinge sind einfach. Aber so schnell ging das nicht. Ich sagte: »Sorry, aber ich hab es grad nicht so mit Typen, also, lass gut sein.«
    Ich dachte, damit seist du in die Flucht geschlagen. So bin ich. Ich denke, die Menschen lassen sich fernhalten. Aber du sagtest etwas Ungeheuerliches. Du sagtest: »Ich lass dich wieder gut sein.«
    Und ich dachte: Was für ein eingebildetes Arschloch! Was für ein Spinner! Ich konnte das nicht verstehen. Aber genau das passierte. Du machtest mich wieder gut. Später.
    Erst mal gingst du auf Abstand. Du merktest, dass du mich in Ruhe lassen musstest, wenn du nicht alles verderben wolltest. Du behieltst mich aus der Ferne im Auge. Ich spürte deinen Blick im Rücken. In den Kursen. In der Pause. Manchmal sogar, wenn ich alleine zu Hause im Bett lag. Ob ich wollte oder nicht. Und ich wollte nicht.
    Ich hatte andere Sachen zu tun. Alles war neu. Ich kannte ja niemanden. Ich musste erst mal die Lage checken. Kapieren, wie eure Schule läuft. Stoff nachholen. Susanne als Freundin gewinnen.
    Aber dann, eines Tages, es war Winter, es hatte geschneit, ich stand mit Susanne in der Pausenhalle, da fehlte plötzlich etwas. In meinem Rücken. Ich drehte mich um. Ich suchte überall. Aber du warst nicht da. Und am nächsten Tag auch nicht. Und nicht am übernächsten. Es schlich sich dieses dumpfe Gefühl in meine Brust. Und als ich es erkannte, war es Sehnsucht. Ich vermisste dich und wusste nicht, wieso.
    Â»Wo ist eigentlich dieser, na, wie heißt der noch«, fragte ich Susanne. Ich wusste genau, wie du heißt.
    Â»Rico?«
    Â»Ja, der.«
    Â»Hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher