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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt
Autoren: Thomas Schäfer
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deutet auf Brigittes Gesicht) ablesen.«
    H. (zu Brigitte): »Die Frage ist, ob du das auch durchhältst?«
    Brigitte (strahlend): »Was durchhalten?«
    H.: »Das Glück!«
    Brigitte (Sie lacht. Mit zuckenden Schultern und lächelnd sagt sie): »Ich werde sehen.«
    H. (zum Publikum): »Es ist sehr schwer, wenn in einer Familie jemand abweicht vom Schicksal der anderen. Das traut er sich in der Regel nicht, weil er sich zu sehr verbunden fühlt. Er traut sich das nur, wenn die anderen dazu freundlich sind.«
    H. (wendet sich an Brigitte): »Das hast du gesehen - oder?« (Brigitte nickt)
    H.: »Wenn es einmal schwer wird, schau auf die Gesichter! Ja?«
    (Brigitte ist bewegt und lächelt)
    H.: »Sag ihnen: >Seid freundlich, wenn ich noch ein bißchen bleibe.<«
    (Brigitte nickt)
    H.: »Gut. Das war’s dann.«
    Brigitte: »Danke!« (Brigitte geht von der Bühne)
    H. (zum Publikum): »Ich möchte etwas sagen über diese Art der Arbeit. Was für mich selber sehr überraschend war, war herauszufinden, daß etwas Verborgenes ans Licht kommt. Voraussetzung allerdings ist, daß es der Klient gesammelt gemacht hat. Dieses Verborgene war der Person selber nicht bewußt. Plötzlich wird etwas dargestellt, und man sieht, daß da etwas fehlt. Etwas stört diese Familie. Und dann kann man sehen, ob man findet, was da fehlt und was da stört. Dieses Fehlende bringt man in die Familie hinein, so wie ich hier den verstorbenen Bruder der Mutter und die lange krank gewesene Mutter hineingebracht habe. Man muß sich einmal vorstellen, wie Kinder in einer Familie sich fühlen, wenn sie dauernd denken müssen, daß die Mutter bald stirbt. Was trauen diese Kinder sich, vom Leben zu nehmen? Was geht in deren Herzen vor? Und wenn die Kinder schließlich sagen können: >Liebe Mama, bitte bleibe, und wenn du gehst, sei freundlich, wenn ich noch ein bißchen bleibe.<
    Nur war hier noch erschwerend, daß auch der Vater früh gestorben ist. Ich vermute, daß in seiner Familie ebenfalls eine Dynamik vorlag, die ihn zum Weggehen antrieb. Für die Lösung mußte man das aber in diesem Fall nicht verstehen. Wenn diese Dinge wieder in Ordnung gebracht werden, dann kann sich die Seele wieder Größerem und Glücklicherem zuwenden. Allerdings ist der Sog zurück in diese alte Form von Liebe sehr groß. Wenn die Klientin jetzt zum Beispiel krank bliebe, dann würde sie sich wahrscheinlich inniger mit ihrer Familie verbunden fühlen, als wenn sie gesund wird oder es ihr bessergeht.
    Die Lösung ist somit auch ein Verzicht auf Innigkeit in der Familie. Nur wer den Mut hat, auf eine höhere Ebene zu gehen und diese Innigkeit aufzugeben, bei der er sich von den anderen getrennt fühlt und geschieden wie von den Toten, nur der kann das durchhalten. Deswegen hat diese Lösung auch oft etwas von einem religiösen oder spirituellen Vollzug an sich. Man darf hier nicht der Meinung sein, daß diese Wandlungen leicht geschehen, denn die Seele hat ihre eigenen Gesetze. Man muß diese Gesetze achten und sehr vorsichtig damit umgehen.«
    FF. (zu Brigitte, die relativ weit vorne im Publikum sitzt): »Wirst du das machen?«
    (Brigitte lächelt und nickt)
    FF. (zum Publikum): »Irgendwelche Fragen?«
    Frage: »Warum haben Sie die Formulierung vorgegeben >Ich bleibe noch ein bißchen, dann sterbe ich auch    FF.: »Diese Worte wurden gewählt nach der Wirkung, die sie in der Seele entfalten und nicht nach der Logik. Wenn man jetzt überprüft, wie das auf einen Toten wirkt, wenn man ihm zum Beispiel sagt: >Lieber Vater, du bist tot, ich bleibe noch ein bißchen, dann sterbe ich auch<, ist das völlig anders, als wenn jemand sagt: >Du bist tot, ich bleibe!< (An den Frager) Merkst du den Unterschied? Das letztere hat etwas von Trotz an sich, während das andere in Einklang mit dem Toten geschieht. Wie immer das Wort >bißchen< genommen wird, das Leben ist im Vergleich zum Totsein immer nur ein >bißchen<. Es ist etwas Bescheidenes darin. Wenn ich es auf diese Weise sage, dann bin ich mit den Toten solidarisch. Ich überhebe mich nicht über die Toten, etwa im Sinne von >Ihr seid jetzt weg, ich bin noch da<. Das wäre schlimm. Dagegen würde die Seele rebellieren. Durch die Solidarität mit den Toten hingegen kommt von ihnen ein Segen, der mein Leben stärkt.«
    Frage: »Sie haben gesagt, daß es für ein Kind schlimm ist, wenn eine Mutter dauernd leidet und am Sterben ist. Wie ist es, wenn es sich um den Vater handelt?«
    H.: »Es spielt keine Rolle, ob es sich um den
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