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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt
Autoren: Thomas Schäfer
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die Kinder des Mannes aus erster Ehe eifersüchtig ist. Für den Mann werden diese Kinder immer vor der neuen Frau rangieren. Nur wenn sich die Frau mit ihrem zweiten Rang zufriedengibt, kann die Ehe gutgehen, denn ein Recht auf Eifersucht hat sie nicht.
    Die richtige Ordnung ist nicht beliebig veränderbar, sondern als Tatsache vorhanden und kann im Familienstellen erfahren werden. Denn auch Stellvertreter, die zum ersten Mal an einer Familienkonstellation mitwirken und noch nie eine Zeile von Hellinger gelesen haben, können diese Ordnung klar und deutlich abbilden. Wenn man sich in der eigenen Familie der Ordnung fügt, stellt sich ein Gefühl der Erleichterung ein. Das ist auch der tiefere Sinn des Ausdrucks »Es kommt in Ordnung«.
    Anders als Eltern und Kinder sind in der Paarbeziehung Mann und Frau gleichberechtigt. Zur Ordnung zählt, daß ein früherer Partner Vorrang vor einem späteren hat. Wenn der frühere Partner nicht gewürdigt wird, hat dies auf die spätere Partnerschaft und die daraus resultierenden Kinder Auswirkungen. Bei den Systemen allerdings gilt: Das spätere System hat Vorrang vor dem früheren System.

Der Ausgleich zwischen Geben und Nehmen

    »Geben und Nehmen« - klingt das nicht nach »Monopoly« oder Kapitalismus? Was hat dies mit menschlichen Beziehungen zu schaffen? Wir wissen, daß es Beziehungen gibt, in der der eine Partner mehr »investiert« als der andere und daß es dadurch zu Spannungen kommt.
    In manchen Kreisen von Selbstverwirklichern herrscht die Meinung, man müsse »selbstlos und bedingungslos lieben«, und wer einem anderen etwas gibt, soll sich völlig frei davon machen, etwas zurückzuerwarten. Des weiteren wird davon ausgegangen, man könne jeden Menschen so lieben wie seinen Partner oder seine Eltern. Solche Vorstellungen sind nicht nur wirklichkeitsfremd, sondern zerstören jede Form von Beziehung.
    Erst das Bedürfnis nach dem Ausgleich zwischen Geben und Nehmen macht einen Austausch zwischen Menschen möglich. Wenn zum Beispiel der eine fortwährend gibt, gerät der Nehmer unter Druck, ebenfalls etwas zu geben. Verhindert der Geber dies, weil er nichts annehmen will, ist die Beziehung gefährdet. Wer verweigert, daß man ihm gibt, will der Mächtigere sein, und auf Dauer verträgt dies keine Beziehung. Nur zwischen Eltern und Kindern gilt ein anderes Verhältnis, da Eltern in erster Linie geben und Kinder nehmen. Kinder können ausgleichen, indem sie das von den Eltern Empfangene später einmal weitergeben.
    In einer guten Partnerschaft kommt es nicht nur zum Ausgleich des Gebens und Nehmens, sondern der Nehmer gibt häufig dem Geber etwas mehr zurück. Daraufhin gibt der erstere wieder etwas mehr, und auf diese Weise kann eine Ehe oder Partnerschaft wachsen und gedeihen. Je größer der Umsatz von Geben und Nehmen, desto größer ist das Glück. Doch der erhöhte Umsatz hat eine Wirkung, die von manch einem gefürchtet wird: Er vertieft die Bindung.
    Wer dagegen »Freiheit« will, der darf sich nur wenig und mit geringem Einsatz am Geben und Nehmen beteiligen. Wer der Ansicht ist, er bräuchte nicht zu nehmen, sondern nur zu geben, hält sich für besser und wird schnell einsam. Eine Partnerschaft oder Ehe hält ein solches Ungleichgewicht nicht lange aus. Es kommt zum Bruch. Das Erlebnis einer Klientin verdeutlicht dies.
    Eine Frau zog mit ihrem Freund zusammen, der noch in der Ausbildung war. Sie hatte einen guten Beruf und übernahm nicht nur seinen Mietanteil an der Wohnung, sondern auch die Kosten seiner Ausbildung. Als die Ausbildung beendet war, so erzählte sie mir erbost, zog der Mann, als sie gerade nicht zu Hause war, mit Sack und Pack aus der Wohnung aus. Die Partnerschaft war beendet.
    »Dieser undankbare Kerl!« wird mancher denken. Doch der Mann konnte gar nicht anders, denn das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen war unrettbar gestört. Es gab keine Ebenbürtigkeit der Partner. Eine Lösung wäre vorstellbar, wenn der Mann sich das Geld für Miete und Ausbildung nebenbei verdient oder es sich bei seinen Eltern oder einer Bank geliehen hätte. Er hätte das Geld auch am Schluß der Ausbildung der Partnerin zurückzahlen können bzw. sich dazu in einem bestimmten Zeitrahmen verpflichten können. Auf diese Weise wäre der Mann aus seiner bedürftigen Position wieder in die des Gleichberechtigten gelangt. Umgekehrt hätte die Frau dem Mann das Geld nie schenken dürfen, weil sie dadurch die ihm Überlegene wurde.
    Auch im umgekehrten Fall der
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