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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Autoren: Theodor Fontane
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Rohrschen Herrenhauses zu schmücken.
    Im ersten Stocke desselben befindet sich eine
    Rüst- und Antiquitätenkammer von sehr un-
    gleichem Wert; Gleichgültiges und Alltägliches
    steht neben wirklichen Raritäten. Das Se-
    henswerteste ist ein kleiner Holzaltar, viel-
    leicht von vier Fuß Höhe, der zwischen seinen
    beiden Säulchen ein ziemlich gut gemaltes
    Heiligenbild trägt. Wahrscheinlich stellt es ei-
    ne heiliggesprochene schlesische Fürstin (die
    heilige Hedwig) dar, denn dies Frauenbild,
    voll schöner Milde im Ausdruck, hält in der
    Linken einen Krummstab, während ihre rechte
    Hand auf einer Grafen- oder Fürstenkrone
    ruht. Dieser Altar befand sich in einem schle-
    sischen Kloster, wo bald nach der Schlacht
    von Hohenfriedberg der damalige Generalma-

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    jor von Zieten Quartier genommen hatte. Bei
    Tische saß er im Refektorium des Klosters
    diesem Bilde gegenüber und sah lange zu ihm
    auf. Die Äbtissin, die von Zietenschen Husa-
    ren nicht das Beste erwarten mochte, nahm
    Anstoß daran, und es kam zu einem Gespräch
    zwischen ihr und dem General. Er sagte ihr
    unbefangen, daß er das Bild betrachte, weil
    es ihn Zug um Zug an seine geliebte Frau,
    fern daheim am Ruppiner See, erinnere, und
    das Gespräch nahen nun eine freundliche
    Wendung. Bald darauf erfolgte der Weiter-
    marsch. Einige Tage später bemerkte Zieten
    eine riesige Kiste auf einem seiner Gepäck-
    wagen und begann zu schelten. Da hieß es
    denn zur Entschuldigung: Die Nonnen hätten
    die Kiste aufgeladen und Vorsicht eigens zur
    Pflicht gemacht, denn sie gehöre dem General
    Zieten, der sie mit heimnehmen wolle nach
    Wustrau. Nun befahl Zieten, die Kiste zu öff-
    nen, und man fand – Altar und Altarbild.

    2. Außer diesem einfachen Husarensäbel existie-
    ren noch zwei Zietensche Prachtsäbel , von
    denen er den einen 1762 vom Kaiser Pe-
    ter III. von Rußland, den anderen, einen
    »türkischen«, schon vorher (1746) von König
    Friedrich II. zum Geschenk erhielt. Von die-
    sem erhielt er auch gegen Ende seines Lebens
    einen Krückstock . Die Krücke desselben ist
    von Elfenbein, und ein eigenhändiges Schrei-
    ben des Königs läßt sich in gemütvoller Weise
    darüber aus, warum sie von Elfenbein und

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    nicht von Gold sei. Stock und Handschreiben
    befinden sich beide in der Großherzoglichen
    Bibliothek zu Weimar. Der von Peter III. her-
    rührende Prachtsäbel ist im Besitze des Zie-
    tenschen Husarenregiments. Zietens Tigerde-
    cke sowie seine Zobelmütze mit dem Adler-
    flügel befanden sich früher in der Berliner
    Kunstkammer und sind jetzt, wenn ich nicht
    irre, im Hohenzollern-Museum in Schloß Mon-
    bijou.

    Kaum minder interessant als dieser im ganzen Kriege
    nur einmal gezogene Säbel sind die sechzehn le-
    bensgroßen Bildnisse, die ringsum die Wände bede-
    cken. Es sind die Portraits von sechzehn Offizieren
    des Zietenschen Regiments, alle 1749, 1750 und
    1751 gemalt. Die Namen der Offiziere sind folgende:
    Rittmeister Langen, von Teiffel, von Somogy, Calau
    von Hofen, von Horn, von Seel, von Wieck, von
    Probst, von Jürgaß, von Bader; die Lieutenants von
    Reitzenstein, von Heinecker, von Troschke und die
    Cornets von Schanowski, Petri und von Mahlen. Mit
    Ausnahme des letzteren starben sie all' im Felde ; von Seel fiel als Oberst bei Hochkirch, von Heinecker
    bei Zorndorf, von Jürgaß bei Weiß-Kostulitz. Von
    Wieck starb als Kommandant von Komorn in Ungarn;
    wie er dort hinkam – unbekannt. Im ersten Augen-
    blick, wenn man in den Saal tritt und diese sechzehn
    Zietenschen Rotröcke mit ungeheuren Schnauzbär-
    ten auf sich herabblicken sieht, wird einem etwas
    unheimlich zumute. Sie sehen zum Teil aus, als seien

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    sie mit Blut gemalt, und der Rittmeister Langen, der
    vergebens trachtet, seinen Hasenschartenmund
    durch einen zwei Finger breiten Schnurrbart zu ver-
    bergen, zeigt einem zwei weiße Vorderzähne, als
    wollt er einbeißen. Dazu die Tigerdecke – man möcht
    am liebsten umkehren. Hat man aber erst fünf Minu-
    ten ausgehalten, so wird einem in dieser Gesellschaft
    ganz wohl, und man überzeugt sich, daß eine Ru-
    benssche Bärenhatz oder ähnlich traditionelle Saal-
    und Hallenbilder hier viel weniger am Platze sein würden. Die alten Schnurrwichse fangen an, einem
    menschlich näherzutreten, und man erkennt schließ-
    lich hinter all diesem Schreckensapparat die wohlbe-
    kannten märkisch-pommerschen Gesichter, die nur
    von Dienst wegen das Martialische bis fast zum Dia-bolischen
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