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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Autoren: Theodor Fontane
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Treppe, bis ich keuchend und atemlos und mit
    eingebüßtem Taschentuch in das nächst offenste-
    hende Coupé hineinstürzte. »Gute Nacht.« Und fort
    rasselte der Zug.
    Es war wie Dauerlauf und Turnerfahrt aus alten
    Schul- und Ferientagen her und gab einem auf Au-
    genblicke das Gefühl einer ach auch damals schon
    auf lange hin zurückliegenden Jugend wieder. Und
    schon das war ein Glück.

    Und von manch ähnlichem Tage könnt ich noch be-
    richten! Aber die »Wanderungen« selbst erzählen
    davon, und so brech ich denn ab und schließe mit
    dem Wunsche, den ich schon einmal, und zwar bei
    Beginn des Werkes, aussprechen durfte, »daß das
    Lesen dieser Dinge dem Leser wenigstens einen Teil
    der Freude bereiten möge, den mir das Einsammeln
    seinerzeit gewährte«.
    Berlin, 14. November 1881
    Th. F.

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    1. Es liegt mir begreiflicherweise daran, einen so
    diffizilen Punkt nach Möglichkeit klargestellt
    zu sehen, weshalb ich mich auch noch in die-
    se Anmerkung flüchte. Was an Historischem
    in diesen »Wanderungen« enthalten ist,
    gruppiert sich: in allgemein Gekanntes, in
    wenig Gekanntes und in gar nicht Gekanntes.
    Es ist selbstverständlich, daß der Mann von
    Fach an der ersten, räumlich sehr überwie-
    genden Gruppe vorübergehen muß und an
    der zweiten (in der sich übrigens einige Rari-
    täten vorfinden) vorübergehen kann . Aber die
    dritte Gruppe, der beispielsweise alle Kir-
    chenbuchaufzeichnungen angehören, hat An-
    spruch auf Beachtung auch von seiten des
    Berufshistorikers. Dies im Hinblick auf Einzel-
    heiten aussprechen ist etwas sehr andres, als
    mit dem Ganzen historische Prätensionen er-
    heben.

    2. Wie gut es mir auf den alten Herrensitzen er-
    gangen ist, davon legen die vier Bände Zeug-
    nis ab. Auf eines aber möcht ich eigens noch
    hinweisen dürfen, und zwar auf den für mich
    sehr wichtigen Umstand, daß ich bei den Mit-
    teilungen, die mir zuteil wurden, niemals
    durch Ängstlichkeiten gequält worden bin. Es
    kam nie vor, daß die linke Hand wieder zu
    nehmen trachtete, was mir die rechte Hand
    eben gegeben hatte. Jene so häufigen Kaute-
    len und Einengungen, die bekanntlich viel

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    grausamer sind als Vorenthaltung, blieben mir
    sämtlich erspart. Ich empfing alles »auf Dis-
    kretion«, ohne daß mir diese Diskretion je-
    mals zur Bedingung gemacht worden wäre.
    Ja, was noch mehr überraschen wird, ich bin
    auch nachträglich niemals eines Vertrauens-
    bruchs oder eines faux pas oder einer Unge-
    schicklichkeit bezichtigt worden. Was alles ich
    nicht dankbar genug anerkennen kann. Aber
    freilich, wenn es mir einerseits glückte, mich
    vor einem direkten In-Ungnade-Fallen zu
    schützen, so hat es mir doch andrerseits (ei-
    nen einzigen Fall abgerechnet) auch nie ge-
    lingen wollen, in eine direkte Gnade zu kom-
    men. Es war eben immer nur »a hairbreadth's
    escape«. So wenigstens glaub ich aus einem
    gewissen elegischen Ton schließen zu dürfen,
    in dem diese Dinge, wenn das Kapitel schließ-
    lich vorlag, behandelt zu werden pflegten. Es
    kann aber auch kaum anders sein, und be-
    rühmte Historiker, wie mir versichert worden
    ist, haben Schlimmeres erfahren müssen.

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