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Wandel

Wandel

Titel: Wandel
Autoren: Jim Butcher
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Gespräch mit ihm. Er hat mir das mit dem Fluch erzählt, mir die Pistole in die Hand gedrückt und mir gezeigt, wohin ich zielen muss.“
    Ebenezar nickte. „Er hat Merlin ausgebildet, wusstest du das? Den ursprünglichen Merlin.“
    „Ja und? Wie hat der sich so gemacht?“
    „Das weiß niemand. Aber seinen Tagebüchern nach zu urteilen … so ein Mann stirbt nicht in seinem Bett.“
    Ich schnaubte.
    Der Alte stand auf und zog sich mit der Rechten die Kapuze ins Gesicht. Ehe er ging, sah er noch einmal zu mir herab. „Über die Sache mit Mab halte ich dir keine Vorträge. Ich habe selbst von Zeit zu Zeit einen Handel abgeschlossen.“ Er schüttelte die linke Hand, die immer noch von schwarzen Adern verunstaltet war, wenn auch nicht mehr ganz so schlimm wie noch vor einiger Zeit. „Wir tun, was wir unserer Meinung nach tun müssen, um die zu beschützen, die wir beschützen können.“
    „Ja“, sagte ich.
    „Möglich, dass sie dich ziemlich hart rannimmt, versucht, dich in eine Schablone zu pressen. Lass das nicht zu. Deinen Willen kann sie dir nicht nehmen, obwohl sie dir bestimmt etwas anderes vormacht.“ Noch einmal seufzte er, aber seine Stimme klang fest und sicher. „Eines können all diese dunklen Mächte und Wesen nämlich nicht: Sie können einem nicht die Fähigkeit rauben, zu wählen. Sie können dich töten, sie können dich dazu bringen, Dinge zu tun – aber sie können dich nicht zwingen, dass du dich dazu entscheidest , sie zu tun. In diesem Punkt belügen sie einen gern. Fall nicht darauf rein.“
    „Werde ich nicht.“ Ich sah zu ihm auf. „Vielen Dank, Großvater.“
    Er verzog das Gesicht. „Aua. Das passt irgendwie nicht zu mir.“
    „Opapa!“, sagte ich. „Opi!“
    Er legte sich die Hand auf die Brust.
    Ich grinste schwach. „Sir.“
    Er wies mit dem Kinn auf das Kind. „Was wirst du mit ihr machen?“
    „Was ich für richtig halte“, erwiderte ich sanft, aber entschieden. „Vielleicht ist es besser, wenn Sie das nicht wissen.“
    Auf Ebenezars Gesicht mischte sich Kummer mit belustigter Resignation. „Vielleicht. Bis bald, Hoss.“
    Er war schon auf der Mitte der Treppe, als ich ihm hinterherrief: „Sir? Wollen Sie Ihren Stab wieder?“
    Er schüttelte den Kopf. „Behalt ihn, bis ich dir einen neuen Rohling beschaffen kann.“
    Ich nickte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    Um seine Augen bildeten sich Lachfältchen. „Dann sag gar nichts, Hoss.“ Er wandte sich ab. „So handelst du dir am wenigsten Ärger ein.“
    Mit raschen, sicheren Schritten stieg mein Großvater die Treppe hinab. Dann verschwand er durch die Tür aus grünen Blitzen.
    Hinter mir waren Schritte zu hören. Ich drehte mich um. Murphy stand im Tempeleingang, Fidelacchiusüber der einen, den Trägerriemen ihrer P-90 über der anderen Schulter. Sie sah zerschlagen aus. Einzelne Haarsträhnen hatten sich aus dem Pferdeschwanz befreit, wehten hierhin und dorthin. Sie warf einen prüfenden Blick auf mein Gesicht und lächelte leise, ehe sie zu mir herüberkam.
    „He“, sagte sie leise. „Wieder da?“
    „Scheint so.“
    „Sanya hatte sich Sorgen gemacht.“ Sie verdrehte die Augen.
    „Oh“, sagte ich. „Sag ihm, er braucht sich keine Sorgen zu machen, ich bin immer noch hier.“
    Murphy setzte sich neben mich. „Das ist sie also?“
    Ich nickte und sah hinunter auf das schlafende kleine Mädchen, dessen Wangen sich zart rosa gefärbt hatten.
    „Sie ist wunderschön“, sagte Murphy. „Wie ihre Mutter.“
    Wieder nickte ich. „Ja.“ Ich ließ meine müden, schmerzenden Schultern kreisen.
    „Soll jemand anderes sie mal eine Weile halten?“
    Unwillkürlich schlossen sich meine Arme noch enger um das Kind, und ich wandte mich ein klein wenig von Murphy ab.
    „Schon gut“, sagte die leise, indem sie beide Hände hob. „Schon gut.“
    Ich schluckte. Mein Mund war trocken, mehr noch: Ich war völlig ausgedörrt. Außerdem kam ich vor Hunger fast um. Aber im Wesentlichen war ich fertig, müde bis in die Knochen, verzweifelt müde. Doch die Vorstellung zu schlafen jagte mir eine Heidenangst ein. Ich sah Murphy an, erkannte die Trauer in dem Blick, mit dem sie mich musterte. „Karrin?“, sagte ich. „Ich bin müde.“
    Das Kind in meinem Arm schlief, warm und schwer. Maggie hatte das bisschen Schutz und Behaglichkeit, das ich ihr bieten konnte, akzeptiert. Ich dachte, das Herz müsste mir brechen. Noch mehr brechen … ich war nicht der, den sie brauchte, ich würde nie derjenige
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