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Wandel

Wandel

Titel: Wandel
Autoren: Jim Butcher
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sein können. Was sie brauchte, um eine Chance zu haben, was sie brauchte, um stark, glücklich und bei gesundem Verstand heranzuwachsen, konnte ich ihr nicht geben.
    Weil ich einen Deal abgeschlossen hatte. Ohne den sie jetzt tot gewesen wäre. Aber weil ich ihn abgeschlossen hatte, konnte ich Maggie nicht geben, was sie verdiente.
    „Tust du mir einen Gefallen?“, flüsterte ich, ohne den Blick vom Gesicht meines kleinen Mädchens zu wenden.
    „Ja“, sagte Karin. Ein so kurzes, so schlichtes Wort – und wie sehr es mich beruhigte.
    Mir war die Kehle wie zugeschnürt, Tränen standen mir in den Augen, weshalb ich kaum noch etwas sehen konnte. Erst beim zweiten Versuch bekam ich einen halbwegs verständlichen Ton heraus. „Bring sie zu Vater Forthill. Sag ihm, sie muss verschwinden. An den sichersten Ort, den er hat. Sag ihm …“ Erneut versagte mir die Stimme, und ich musste ein paarmal tief Luft holen, ehe ich fortfahren konnte. „Sag ihm, ich brauche nicht zu wissen, wo sie ist. Bitte richte ihm das aus.“
    Ich sah auf, blickte Murphy direkt in die Augen. „Bitte?“
    Auch Murphy standen Tränen in den Augen, auch ihr schien das Herz brechen zu wollen. Aber sie hatte eine Seele aus Stahl, und ihr Blick war klar und direkt. „Ja.“
    Ich biss mir die Unterlippe wund und legte ihr vorsichtig, ganz vorsichtig, mein kleines Mädchen in die Arme. Murphy übernahm, ohne mit der Wimper zu zucken oder einen Kommentar zu Maggies Gewicht abzugeben. So war sie nun einmal.
    „Guter Gott!“, rief ich keine zwei Sekunden später. „Wo ist Molly?“
    Murphy legte sich Maggie in ihren Armen bequemer zurecht. Das Kind beschwerte sich leise und schläfrig dagegen, bis Murphy es sanft wieder in den Schlaf geschaukelt hatte. „Du warst echt ganz schön weit weg. Hast du den Hubschrauber nicht mitgekriegt?“
    Ich durchforstete meine Erinnerungen an die vergangene Nacht. „Nein.“
    „Nachdem …“ Sie warf mir einen raschen Blick zu, sah aber gleich wieder weg. „Nach all dem hier hat Thomas einen Festnetzanschluss entdeckt und irgendwo angerufen. Kaum eine Stunde später ist ein Marinehubschrauber direkt da draußen auf dem Rasen gelandet und hat Thomas, Molly und Mouse rausgebracht.“
    „Mouse?“
    Murphy schnaubte leise. „Niemand war bereit, ihm zu sagen, er dürfe nicht mit Molly fliegen.“
    „Er nimmt seine Arbeit ernst.“
    „Hat ganz den Anschein.“
    „Wissen wir schon etwas?“, wollte ich wissen.
    Murphy schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Sanya sitzt am Telefon. Wir haben Thomas die Nummer gegeben, ehe er abflog.“
    „Seien Sie doch ehrlich, Sergeant!“ Lea hatte sich wieder neben mich gesetzt. „Sie haben dem Hund die Nummer gegeben.“
    Murphy warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Thomas war auch so schon beschäftigt genug“, verteidigte sie sich.
    Ich runzelte die Stirn.
    „Nicht wie du denkst! Ich hätte ihn doch nicht mit Molly gehen lassen, wenn er mir … seltsam vorgekommen wäre.“
    „Natürlich“, sagte ich, „und Mouse ja wohl auch nicht, was?“
    „Es bestand keinerlei Gefahr, dass er die Kontrolle verliert“, verkündete meine Patin ruhig. „Ich würde nie zulassen, dass er eine so vielversprechende potenzielle Kandidatin versehentlichverspeist.“
    Unten tauchte an einer Ecke der Pyramide Sanya auf, Esperacchiusan der Hüfte, Amoracchiusin der Scheide an Susans schneeweißem Gürtel über die Schulter gehängt.
    Einen Moment lag konnte ich den Gürtel nicht aus den Augen lassen.
    Der Anblick tat weh.
    Leichtfüßig kam der Ritter die Stufen empor getrabt, recht anmutig für einen Mann mit seinen Muskeln. Er warf meiner Patin ein liebenswürdiges Lächeln zu, prüfte aber gleichzeitig sicherheitshalber, ob Amoracchiusimmer noch über seiner Schulter hing.
    „Nächstes Mal“, murmelte Lea.
    „Wohl kaum!“, strahlte Sanya sie an, ehe er sich an mich wandte. „Thomas hat angerufen, schien überrascht, mich an der Strippe zu haben. Molly ist auf einem Schiff der Kriegsmarine, das bei Manövern im Golf von Mexiko unterwegs ist. Ich soll dir sagen, dass sie wieder ganz in Ordnung kommt.“
    Ich stieß einen leisen Pfiff aus. „Wie hat er denn …“ Aber ich brauchte meine Frage nicht zu beenden, eigentlich wusste ich doch auch so Bescheid.
    „Lara?“, fragte Murphy leise.
    „Was anderes kann ich mir nicht vorstellen.“ Ich zuckte die Achseln.
    „Lara schafft es, dass die Marine einen Hubschrauber in den Luftraum eines anderen Landes schickt, um einen
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