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Wandel

Wandel

Titel: Wandel
Autoren: Jim Butcher
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ausgestreckt – er braute es selbst –, aber ich schüttelte den Kopf. „Kein Bier heute. Eigentlich müsste ich jetzt einen Whiskey bestellen, aber ich weiß nicht, ob du welchen hast. Auf jeden Fall brauche ich was Stärkeres.“
    Mac hob fragend die rechte Braue.
    Was man, wenn man den Mann kannte, ruhig als überraschten Ausruf verstehen durfte.
    Aber letztlich goss er mir ohne weiteres Nachfragen eine helle, fast goldene Flüssigkeit in ein kleines Glas, die ich mir sofort hinter die Binde kippte. Es brannte abscheulich. Leise keuchend klopfte ich mit dem Zeigefinger auf den Tresen neben dem jetzt leeren Gläschen.
    Stirnrunzelnd schenkte Mac nach.
    Das zweite Glas kippte ich nicht mehr ganz so schnell. Auch diesmal brannte die helle Flüssigkeit auf dem Weg in meinen Magen, aber das war gut so, lieferte mir der Schmerz doch etwas, worauf ich mich konzentrieren konnte. Um ihn herum sammelten sich Gedanken und verfestigten sich, eindeutige Formen fingen an, sich herauszukristallisieren.
    Susan hatte bei mir angerufen. Sie war auf dem Weg hierher.
    Wir hatten ein Kind.
    Von dem sie mir nie etwas gesagt hatte.
    Susan hatte als Reporterin bei einem Klatschblättchen gearbeitet, das sich auf Nachrichten aus der übernatürlichen Sphäre spezialisiert hatte. Ihre Kollegen waren überwiegend felsenfest davon überzeugt gewesen, nichts als reine Fiktion zu verbreiten, aber Susan hatte sich ganz von selbst immer mehr der übernatürlichen Welt genähert. So waren wir einander ein paar Mal über den Weg gelaufen, was zu dem einen oder anderen verbalen Schlagabtausch geführt hatte – ehe wir schließlich zusammengekommen waren. Unsere gemeinsame Zeit hatte nicht lange gedauert, eigentlich noch nicht einmal ganze zwei Jahre, aber wir waren damals beide sehr jung und sehr glücklich miteinander gewesen.
    Sicher hätte ich ahnen können, dass das nicht gut gehen konnte, denn wenn man nicht einfach nur draußen am Spielfeld rumstand und seine Umwelt im Großen und Ganzen ignorierte, macht man sich früher oder später Feinde. Eine meiner Feindinnen, eine Vampirin namens Bianca, hatte dann auch prompt Susan entführt und sie mit dem Blutrausch des Roten Hofs infiziert. Susan war nie ganz auf die andere Seite gewechselt, aber das würde unweigerlich der Fall sein, verlöre sie je die Kontrolle über sich. Sollte sie jemandem das Lebensblut aussaugen, wäre es aus. Susan wäre dann eine Vampirin des Roten Hofes.
    Sie hatte mich verlassen, weil sie fürchtete, sich nicht ewig im Griff haben zu können. Auf keinen Fall sollte ich das Opfer sein, das sie unwiderruflich zum Monster machte. So hatte sie sich ganz allein aufgemacht und war in die Welt hinausgezogen, um einen Weg zu finden, mit ihrer Situation klarzukommen.
    Ich hatte mir einzureden versucht, für Susans Verhalten sprächen gute Gründe und sie habe richtig gehandelt, als sie mich verließ. Leider sprechen die Vernunft und ein gebrochenes Herz nur selten dieselbe Sprache. Ich hatte mir das, was meiner Liebsten widerfahren war, nie verziehen. Auch Schuldgefühle und Vernunft sprechen wohl nicht ganz dieselbe Sprache.
    Wahrscheinlich war es gut, dass ich so schockiert war, verdammt gut sogar, denn als sich jetzt unter der Betäubung tief in mir die ersten Gefühle regten, waren die nicht von schlechten Eltern. Was sich da in mir aufbaute, ähnelte in besorgniserregender Weise einem Sturmtief, das sich weit draußen über dem Meer darauf vorbereitete, über das Land herzufallen. Noch spürte ich nur erste, leise Auswirkungen, aber das reichte mir schon, um zu wissen, dass sich da in mir etwas Mächtiges zusammenbraute. Gewalttätig. Gefährlich. Tag für Tag starben überall auf der Welt Menschen, weil irgendjemand in blinder Wut zuschlug. In meinem Fall jedoch bestand die Gefahr, dass eine solche Wut weitaus schlimmere Folgen nach sich zog.
    Ich war professioneller Magier.
    Was ich anstelle, das kriegen die meisten anderen Menschen einfach nicht hin.
    Magie und Gefühle waren untrennbar miteinander verknüpft. Ich war schon oft in den Kampf gezogen und hatte die Angst und Wut solcher angespannten Momente zu spüren bekommen, hatte erlebt, wie schwer es war, einen halbwegs klaren Kopf zu bewahren, wenn man sich in solch einer Verfassung befand, wie hart man darum ringen musste, selbst einfache Probleme noch richtig wahrnehmen und damit umgehen zu können. Ich hatte auch in eigentlich unberechenbaren Situationen schon meine Magie eingesetzt und ein paarmal miterleben
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