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Wandel

Wandel

Titel: Wandel
Autoren: Jim Butcher
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ich weiß, du hast bei ein paar Leuten einen Gefallen gut. Wenn ein Großteil der Vertragsmächte die Stimme für uns erhebt, kriegen wir Maggie vielleicht ohne jeglichen Zwischenfall zurück.“
    Ich schnaubte verächtlich. „Andere Möglichkeiten?“
    „Mach dem Roten König ein gutes Angebot im Austausch für das Leben des Kindes. Er hat an dieser Sache kein persönliches Interesse und ist Arianna vom Rang her überlegen. Biete ihm etwas an, das für ihn attraktiv genug ist, und Arianna wird Maggie gehen lassen müssen.“
    „Gehen lassen schon“, knurrte ich. „Aber wie ich sie kenne, lässt sie Maggie mit Zementschuhen unter Wasser gehen.“
    Susan sah mich an. „Was sollen wir also deiner Meinung nach tun?“
    Ich spürte, wie sich meine Lippen ganz ohne Zutun zu etwas verzogen, was man höchstwahrscheinlich auch mit viel Wohlwollen nicht als Lächeln interpretieren konnte. Das Gewitter hatte sich inzwischen ungefähr auf Höhe meines Herzens eingenistet und schickte erste Ausläufer in Richtung Kehle, heiße Ranken der Wut. Es dauerte gut und gern zehn Sekunden, bis ich etwas sagen konnte, und selbst dann hörte sich meine Stimme an wie die von Mouse, wenn er es ernst meinte.
    „Tun?“, fragte ich. „Ich sage dir, was wir tun werden. Die Roten haben unser Mädchen geraubt, und wir werden verdammt noch mal dafür sorgen, dass sie das teuer zu stehen kommt.“
    In Susans Augen flammte glühender, schrecklicher Hunger auf – die Reaktion auf meinen Ton.
    „Wir finden Maggie“, sagte ich. „Wir holen sie zurück und töten jeden, der sich uns in den Weg stellt.“
    Ein Zittern durchlief Susan, Tränen schossen ihr in die Augen. Sie senkte den Kopf und gab einen gedämpften Laut von sich, den ich nicht zu interpretieren vermochte. Dann beugte sie sich vor und berührte sanft meine linke Hand, die immer noch von vielen nur langsam verblassenden Brandnarben verunstaltet war. Sie sah meine Hand an, zuckte zusammen und machte Anstalten, die ihre zurückzuziehen.
    Ehe das geschehen konnte, fing ich ihre Hand ein und drückte sie fest. Susan erwiderte den Händedruck. So saßen wir einen Augenblick lang einfach nur schweigend da und hielten uns bei den Händen. Keiner von uns sagte etwas.
    „Danke“, flüsterte Susan schließlich. Ihre Hand, die ich immer noch fest in meiner hielt, zitterte. „Danke, Harry.“
    Ich nickte. Eigentlich wollte ich dringend etwas sagen, um Susan auf Abstand zu halten, um zu verhindern, dass sie mir zu nah auf die Pelle rückte, aber da war ihre Hand, die warm in meiner lag, und aus dieser Wärme wurde plötzlich etwas, das ich nicht ignorieren konnte. Ich war so wütend auf Susan, wie man nur auf jemanden wütend sein konnte, der einem sehr nahe stand, an dem einem sehr viel lag – und der einen gerade verletzt hatte. Die Schlussfolgerung war unausweichlich – ich machte mir immer noch etwas aus dieser Frau, sonst wäre ich nicht so unbändig wütend auf sie gewesen.
    „Wir finden sie“, bekräftige ich, „und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie sicher zurückzubringen.“
    Susan sah mich an. Die Tränen liefen ihr inzwischen offen über die Wangen. Sie nickte, hob die Hand und strich mit den Fingern sanft über die Narbe auf meiner Wange. Es war eine ganz neue Narbe, die noch bösartig rot leuchtete, und ich fand, sie ließ mich wie einen Deutschen alter Schule aus einem Hollywoodschinken der späten zwanziger Jahre aussehen, ein zäher, harter Bursche mit Schmissen im Gesicht. Ihre Fingerspitzen waren sanft und warm.
    „Ich wusste nicht, was ich tun sollte“, erklärte sie. „Niemand war bereit, sich direkt mit ihnen anzulegen, ihnen Einhalt zu gebieten. Niemand.“
    Unsere Blicke trafen einander, und plötzlich loderte die alte Hitze zwischen uns hoch, stieg zitternd aus unseren ineinander verschlungenen Händen auf, strahlte von Susans Fingerspitzen aus auf die Haut meines Gesichtes. Susans Augen wurden größer, und mein Herz schlug immer schneller. Ich war stocksauer auf Susan, aber mein Körper interpretierte diese Wut anscheinend als Form der Erregung und kümmerte sich wieder einmal nicht um das Kleingedruckte. Ich schaffte es, dem Blick meiner ehemaligen Geliebten ziemlich lange standzuhalten, ehe ich meine trockene Kehle zum Reden bewegte. „Hat es nicht damals genau so angefangen, und jetzt haben wir diesen Schlamassel am Hals?“
    Sie gab einen zittrigen Laut von sich, der wohl ein Lachen hatte werden sollen, aber vom Wissen über die
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