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Wandel

Wandel

Titel: Wandel
Autoren: Jim Butcher
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der Situation innewohnende Ironie erfüllt war. Sie entzog mir ihre Hände. „Tut mir leid, ich wollte wirklich nicht …“ Sie räusperte sich und fügte in staubtrockenem Ton hinzu: „Bei mir ist es nur schon eine ganze Weile her.“
    Verdammt, ich wusste genau, was sie meinte. Aber letztlich schaffte ich es, Körper und Geist zu trennen. „Susan“, sagte ich leise, „was immer nach dieser Unterhaltung passieren mag: Wir beide sind fertig miteinander.“ Ich sah sie an. „Das ist dir auch klar. Das weißt du, seit du dich entschieden hast, mir nichts von Maggie zu sagen.“
    Sie nickte langsam, als fürchte sie, etwas könne bersten, wenn sie sich zu schnell bewegte. Sie faltete die Hände im Schoß. „Ja. Ich wusste es, als ich die Entscheidung traf.“
    Das Schweigen zwischen uns drohte, endlos zu werden.
    „Gut!“ Wieder einmal holte ich tief Luft, redete mir ein, das würde helfen. „Soweit ich verstanden habe, bist du nicht nach Chicago geflogen, um einen kleinen Plausch mit mir zu halten. Für Privatbesuche brauchst du keinen Martin.“
    Susan zog anerkennend die rechte Braue hoch. „Stimmt.“
    „Also? Warum Chicago?“
    Sie schien sich wieder gefasst zu haben, ihr Ton klang jedenfalls sehr geschäftsmäßig. „Hier gibt es einen Außenposten der Roten. Ich dachte, das wäre ein Anfang.“
    „Gut“, sagte ich und stand auf. „Fangen wir an.“

3. Kapitel
    I ch hoffe, du nimmst mir nichts mehr übel “, sagte Martin zu mir, während er den Wagen, den Susan und er gemietet hatten, vom kleinen, kiesbestreuten Parkplatz meines Wohnhauses auf die Straße lenkte.
    Aus Rücksicht auf meine Storchenbeine hatte mir Susan den Beifahrersitz überlassen. „Was sollte ich dir denn übelnehmen?“
    „Die Sache, die bei unserer ersten Begegnung passiert ist.“ Martin fuhr ein Auto genauso, wie er alles andere tat: mustergültig und emotionslos. Bei jedem Stoppschild kam unser Fahrzeug wie vorgeschrieben vollständig zum Stehen, und wir fuhren 8 km/h unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Noch wusste ich nicht, wohin wir unterwegs waren, aber eines war mir schon klar: Wir würden eine halbe Ewigkeit brauchen, um dort anzukommen.
    „Meinst du die Sache, wo du mich bei deinem Mordversuch am alten Ortega benutzt hast?“, fragte ich. „Womit du dafür gesorgt hast, dass man das Duell wegen Verstoßes gegen den Duellkodex für ungültig erklärte? Woraufhin der Krieg des Weißen Rats gegen die Vampire munter in die nächste Runde ging?“
    Martin warf erst mir, dann über den Umweg Rückspiegel Susan einen Blick zu.
    „Sieh mich nicht so an, ich habe es dir doch gesagt“, ließ sich Susan von hinten vernehmen. „Er ist nur etwas langsam, wenn er spontan sein muss. So nach und nach blickt er alles.“
    Ich grinste in den Rückspiegel – sollte Susan ruhig mitbekommen, dass ich sie sehr wohl verstanden hatte. „Im Nachhinein betrachtet war dein Vorgehen gar nicht mal so schwer nachzuvollziehen“, sagte ich. „Der Krieg des Weißen Rats gegen den Roten Hof dürfte so ungefähr das Beste sein, was der Bruderschaft seit Ewigkeiten passiert ist.“
    „Dazu kann ich nichts sagen, ich bin erst seit gut hundert Jahren dabei“, meinte Martin. „Aber damals, da hast du recht, war dieser Krieg das Beste, was uns passieren konnte. Der Weiße Rat ist eine der wenigen Organisationen auf dem Planeten, die es von den Ressourcen her mit den Roten aufnehmen und eine ernsthafte Bedrohung für sie darstellen kann, und jeder Sieg, den der Weiße Rat davontrug, jedes Mal, wenn ihr eine Schlacht überlebtet, bei der ihr eigentlich eine verheerende Niederlage hättet einstecken müssen, bedeutete das, dass der Rote Hof sich intern zerfleischte. Ein paar von denen hatten Jahrtausende Zeit, einen Groll gegen Rivalen zu hegen. Entsprechend episch ist dieser Groll.“
    „Nenn mich schrullig, Martin“, sagte ich, „aber meinem Empfinden nach hat dieser Krieg, für dessen Verlängerung du dich so nachdrücklich eingesetzt hast, ein paar Kinder zu viel das Leben gekostet. Was deine Frage betrifft, ob ich dir etwas übelnehme …“ Ich ließ meine Zähne aufblitzen, was rein theoretisch durchaus als Lächeln hätte durchgehen müssen. „Lass dir eins gesagt sein, Marty: Mit meinen Gefühlen möchtest du momentan keine nähere Bekanntschaft machen.“
    Martins Blick streifte mich kurz von der Seite, und eine gewisse Anspannung ergriff von seinem Körper Besitz. Seine Schultern zuckten – der Mann dachte eindeutig
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