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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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nicht, wird er darauf warten, dass der Kommandant von der Toilette zurückkehrt und bis dahin keine große Hilfe sein. Der Entschluss fällt Walpar leicht.
»Ich bin Kommandant Brannigan«, sagt er fest.
Es entsteht eine Pause. Dann wieder die Stimme: »Ein Glück. Ich dachte schon, Sie wären bei unserem Absturz umgekommen.«
Walpar grinst schief. »Es war ziemlich knapp«, improvisiert er, »aber mein Überlebenswille hat gesiegt. Nun haben wir eine neue Mission.«
»Ich bin froh über unsere fortgesetzte Zusammenarbeit«, salbadert der Computer, »auch wenn meine Schaltkreise nicht ganz sicher sind, wie ein Mensch einen Frontalzusammenstoß mit einem Erztransporter bei null Komma drei Prozent Lichtgeschwindigkeit überleben kann.«
»Nun, du bist auch hier, oder?«
»Ich bin eine Software und kann auch ohne Kopf existieren.«
»War da nicht vorhin von einer Nachricht die Rede?«, lenkt Walpar ab.
»Positiv«, bestätigt der Computer. »Es geht darum, dass wir uns gerade mit null Komma drei Prozent Lichtgeschwindigkeit auf ein Hindernis zubewegen.«
Walpar schluckt, und der Computer fährt fort: »Aber für jemanden wie Sie, Herr Kommandant, ist das ja keine große Sache.«
»Abbremsen«, stößt Walpar hervor. »Nur auf Sichtweite nähern.«
»Bestätigt.«
»Ich brauche ein Bild von dem Hindernis.« Walpar spürt seinen Herzschlag, und irgendjemand hat am Lautstärkeregler seines Ohrgeräuschs herumgespielt.
»Leider ist das Radargerät vorübergehend außer Betrieb«, teilt der Computer mit.
»Erzähl mir was Neues«, schnappt Walpar und versucht, sich bequemer hinzusetzen.
»Die Sendeantenne ist verrostet.«
»Gibt es überhaupt irgendwelche Sensoren? Infrarot? Ultraviolett?«
»Die Außenkamera ist im Infrarotbereich empfindlich«, klärt der Computer auf, »wie jeder digitale Bildsensor.«
»Was auch immer es ist, es ist kalt«, denkt Walpar laut.
»Möglicherweise. Allerdings wurde das Objektiv der Kamera anscheinend mit einem Streifen Pappe verklebt.«
» Deshalb sehen wir nichts!«, stöhnt Walpar und ballt die Hände zu Fäusten. Er starrt durch das winzige Bullauge. Seinen Augen kann er trauen, aber die liefern ebenfalls kein Bild.
»Ich schlage einen Beschuss vor.«
»Nein!«, entfährt es Walpar.
»Kommandant Brannigan«, sagt der Computer, »es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Objekt eine Bedrohung darstellt.«
»Du bist hier die Bedrohung«, murmelt Walpar. Dann stutzt er. »Augenblick. Woher weißt du eigentlich, dass das Hindernis da ist?«
Der Computer scheint zu überlegen, ob er den Kommandanten wegen gefährlicher Ahnungslosigkeit kielholen soll. »Es ist im Katalog der offiziellen Raumstationen verzeichnet.«
»Wie bitte?«, entfährt es Walpar.
»Es ist im …«
»Ich habe es verstanden«, unterbricht Walpar. »Kannst du die Energie der Lebenserhaltung in den Radarsender umleiten?«
»Positiv.«
»Erhalte ich dann ein Bild?«
»Positiv.«
»Wie lange habe ich dann Zeit?«
»Temperatur und Sauerstoffanteil werden nach zehn Minuten die zulässigen Parameter verlassen.«
Walpar nickt. »Das sollte genügen, um etwas zu erkennen. Danach kannst du die Systeme wieder hochfahren.«
»Wahrscheinlich.«
»Mach es so«, sagt Walpar und richtet den Zeigefinger auf den Radarschirm.
»Befehl ausgeführt.«
Irgendwas knistert, dann erscheint auf dem Radar-Display ein Umriss.
Walpar kneift die Augen zu, dann dreht er den Kopf.
»Genügt das für eine Annäherung?«
»Positiv.«
»Bitte jegliche Kollision vermeiden«, sagt Walpar.
»Positiv. Es liegt eine neue Mitteilung vor.«
»Sag schon.«
»Die Radarantenne glüht. Es liegt eine neue Mitteilung vor.«
»Immer noch dieselbe oder noch eine?«
»Eine weitere, Kommandant.«
»Raus damit!«
»Es handelt sich um eine Funkbotschaft. Sie lautet: Eröffnung in einer Woche, bis dahin Zutritt untersagt.«
Walpar gafft aus dem Bullauge. Vielleicht ist es die größere Nähe, vielleicht die glühende Radarantenne, egal, er kann jetzt etwas sehen.
Ein Ohr, das auf dem Kopf steht. Und ein fahles Licht, das aus dem Gehörgang dringt.
»180 Grad rotieren«, befielt Walpar.
»Verstanden«, sagt der Computer.
»In den Tunnel fliegen.«
»Verstanden.«
Walpar merkt, dass es allmählich kälter wird. Er kann dem Computer nicht befehlen, die Lebenserhaltung zu reaktivieren, denn ohne das Radar wäre er blind. Walpar traut sich nicht zu, die Kiste manuell durch die Höhle zu lenken, mit einem Auge vor dem Bullauge und dem anderen auf den Steuerelementen.
Er muss dem
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