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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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Henriette? Ich glaube, die würde sich ziemlich freuen dich zu sehen.«
Emmali Costello sieht zu Kerbil hinab, dann zu Nera und schließlich nach gegenüber. Dann trifft sie eine Entscheidung. Ohne ein weiteres Wort stolziert sie über die Straße.
Nera sieht ihr nachdenklich hinterher. »Die unschuldigen Einrichtungsgegenstände können einem fast ein bisschen leidtun.«
»Wir von hier verschwinden sollten«, nickt Lang X.
»Aber wohin?«, fragt Nera.
Kerbil hebt den Finger. »Ich weiß es.«
Als die drei sich auf die Suche nach einem weltraumtauglichen Fahrzeug machen, tönt Lärm aus der Junkfood-Filiale. Es klingt ungefähr so, als würde jemand seine unbändige Wut an unschuldigen Einrichtungsgegenständen auslassen.

19 Hinterm Mond, Weltraum
     
    Der Mond wendet der Erde permanent dieselbe Hälfte seiner Oberfläche zu. Verschwörungstheoretiker vermuten, dass er uns was zu verbergen hat, und schon Jules Verne ließ seinen Helden Michelle Ardan dort Wälder, Meere und Vulkane entdecken. Gelehrte faseln dagegen nur von Drehimpulskopplung und Staubkratern, was ehrlich gesagt viel langweiliger klingt.
Walpar Tonnraffir ist bisher nur einmal auf der Mondrückseite gewesen, um die Ruine der alten chinesischen Station zu besichtigen. Von ihr behaupten die oben erwähnten Verschwörungstheoretiker, dass sie heimlich am Ende des 20. Jahrhunderts errichtet worden sei, während die mal wieder total langweiligen Gelehrten bloß mitleidig den Kopf schütteln und damit fortfahren, weder Forschungsgelder zu veruntreuen noch voneinander abzuschreiben.
Walpars Raumschiff klappert. Er hat es von Rent-a-bike-and-more, einem von Neuhippies betriebenen Blechcontainer in der Tiny Mall in Santa Monica. Die Leihgebühr hält sich in erträglichem Rahmen, passend zum Zustand des Vehikels. Seine braune Karosserie wurde mehrfach mit Blechen ausgebessert, die mutmaßlich von anderen Fahrzeugen abgefallen sind. Das Partikeltriebwerk ist beim Austritt aus dem Schwerefeld der Erde quasi unter Walpars Hintern explodiert, und wenn es das nicht getan hätte, wäre er jetzt ein Haufen Biomaterial in der Wüste von Neu-Mexiko.
Walpar hat seitdem einen lauten, eindringlich wispernden Tinnitus, oder sein Leihraumschiff will ihm irgendwas Wichtiges mitteilen. Möglicherweise geht es um das sagenhafte Geheimnis des Stahls und seiner Vorteile gegenüber rostigem Blech, insbesondere in der modernen Raumfahrt.
Aber was bleibt einem Weltraumdetektiv anderes übrig, als sich die nächstbeste fliegende Untertasse zu beschaffen, wenn er kein Taxi findet und nicht genug Cash hat, um sich einen Kosmojaguar zu leisten?
Leider ist Walpar nicht ganz sicher, welche Reichweite das eingebaute Radargerät hat. Möglicherweise findet er den Körper Gottes, indem er damit zusammenstößt. Es ist fast Vollmond, daher ist es auf der Rückseite zappenduster. Das passt jedem gut in den Kram, der etwas zu verbergen hat.
Walpar nicht, der sieht Schwarz. Die Außenkameras liefern einfach gar nichts, bloß, wenn man den Kontrast auf Maximum schraubt, ein Rauschen, das in kürzester Zeit epileptische Anfälle verursacht. Jedenfalls wenn man der eingeblendeten Warnung glaubt.
»Manno«, nuschelt Walpar und klopft mit dem Fingerknöchel gegen das Display des Radars. »Die Werbefuzzies werden sich doch keinen Scherz mit mir erlaubt haben?«
Es geschieht nicht häufig, dass Walpar mit sich selbst spricht. Der frühere Regisseur seiner Detektiv-Soap hat ihm das empfohlen, damit die Zuschauer sich nicht langweilen. Es erleichtert, seine Sorgen mit jemandem zu teilen, selbst wenn der nicht einmal anwesend ist. Es ist andererseits nur ein Strohfeuer gegen die Kälte der einsamen Seele.
»Mister Brannigan«, ertönt mit einem Mal ein dünnes Stimmchen, »es liegt eine Mitteilung für Sie vor.«
Walpar schaut nach links und rechts, aber weder der Besitzer der Stimme noch jemand namens Brannigan hat sich überraschend hereingebeamt.
»Hier ist kein Mr. Brannigan«, sagt Walpar vorsichtig.
»Sind Sie der Kommandant dieses Kriegsschiffes?«, meldet sich die Stimme wieder. Es muss der Bordcomputer sein, dem endlich eingefallen ist, dass er sprechen kann. Vermutlich wurde er aus einem verschrotteten Raumschiff der Space Marines entwendet und hier eingebaut, ohne dass sich jemand die Mühe gemacht hätte, ihn neu zu konfigurieren.
Walpar wägt seine Möglichkeiten ab. Wenn er sich als Kommandant Brannigan ausgibt, wird der Computer ihm aller Wahrscheinlichkeit nach zu Diensten sein. Wenn
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