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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer
Autoren: Henning Mankell
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Geschichte in Istváns Restaurant zu denken. Als Sonja Hökberg den Platz getauscht hatte, vielleicht um Augenkontakt mit dem Mann namens Fu Cheng alias Hua Gang zu bekommen. Wieviel hatte Sonja Hökberg eigentlich über Jonas Landahl und seine Verbindung zu der |567| geheimnisvollen Organisation von Falk und Carter gewußt? Warum hatte Hua Gang sie beobachtet? Sie hatten nie eine Antwort gefunden. Es handelte sich um ein Detail, das ohne jede Bedeutung war. Ein kleiner Splitter der Ermittlung, der absinken würde auf einen unbekannten Grund. In Wallanders Erinnerung gab es viele solcher Splitter. In jeder Ermittlung blieb immer ein Rest von Unklarheit, ein Detail, das sich der Einsicht entzog und sich nicht einordnen lassen wollte. So war es immer gewesen, und so würde es auch weiterhin sein.
    Wallander warf einen Blick über die Schulter. Ann-Britts Mann und die Frau in seiner Begleitung waren verschwunden.
    Wallander wollte gerade aufstehen, als ein älterer Mann auf ihn zukam. »Ich glaube, ich kenne Sie«, sagte der Mann. »Sind Sie nicht Kurt Wallander?«
    »Ja. Der bin ich.«
    »Ich will Sie nicht stören. Mein Name ist Otto Ernst.«
    Der Name war Wallander bekannt. Aber den Mann hatte er noch nie gesehen.
    »Ich bin Schneider«, fuhr Ernst fort. »Ich habe ein Paar Hosen genäht, die Tynnes Falk bestellt hat. Nun weiß ich ja, daß er leider verstorben ist. Aber was soll ich jetzt mit der Hose machen, frage ich mich. Ich habe mit seiner früheren Frau gesprochen. Aber sie will nichts damit zu tun haben.«
    Wallander betrachtete den Mann eingehend. Sollte das ein Witz sein? Glaubte er wirklich, ein Kriminalbeamter könnte ihm bei einem Paar Hosen helfen, die nicht abgeholt worden waren? Aber dieser Otto Ernst sah wirklich so aus, als ob er es ernst meinte.
    »Ich rate Ihnen, sich mit seinem Sohn in Verbindung zu setzen«, antwortete Wallander. »Jan Falk. Vielleicht kann er Ihnen weiterhelfen.«
    »Sie haben nicht vielleicht seine Anschrift?«
    »Rufen Sie im Polizeipräsidium in Ystad an. Und fragen Sie nach Ann-Britt Höglund, meiner Kollegin. Berufen Sie sich auf mich. Sie kann Ihnen die Anschrift geben.«
    Herr Ernst lachte und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich wußte doch, daß Sie mir helfen können. Entschuldigen Sie die Störung.«
    |568| Wallander sah ihm lange nach.
    Ihm war, als habe er einen Menschen aus einer Welt getroffen, die nicht mehr existierte.
     
    Die Maschine war pünktlich. Linda kam als eine der letzten heraus. Als sie sich begrüßten, verschwand Wallanders Unruhe. Sie war wie immer, fröhlich und offen. Ihre Lockerheit stand in direktem Gegensatz zu seiner eigenen Unzugänglichkeit. Außerdem war sie nicht so auffällig gekleidet wie bei früheren Gelegenheiten. Sie holten ihren Koffer und verließen das Flughafengebäude. Wallander zeigte ihr seinen neuen Wagen. Hätte er nichts gesagt, wäre es ihr sicher nicht aufgefallen, daß er einen anderen Wagen hatte.
    »Wie geht es?« fragte er, als sie auf dem Weg nach Ystad waren. »Was machst du so? In der letzten Zeit hast du so geheimnisvoll gewirkt.«
    »Es ist so schönes Wetter«, sagte sie. »Wollen wir nicht an den Strand fahren?«
    »Ich habe dich etwas gefragt.«
    »Du bekommst auch eine Antwort.«
    »Wann denn?«
    »Bald, aber im Moment noch nicht.«
    Wallander bog nach rechts ab und fuhr hinunter zum Strand von Mossby. Der Parkplatz lag verlassen da. Der Kiosk war verrammelt. Sie holte einen dicken Pullover aus ihrem Koffer. Dann gingen sie zum Strand hinunter.
    »Ich weiß noch, daß wir hier spazierengegangen sind, als ich klein war«, sagte sie. »Es ist eine meiner frühesten Erinnerungen.«
    »Meistens waren es nur du und ich. Wenn Mona allein sein wollte.«
    Weit draußen am Horizont zog ein Schiff nach Westen. Das Meer war fast ganz still.
    »Dieses Bild da in der Zeitung«, sagte sie plötzlich.
    Wallander spürte, wie es ihm einen Schlag versetzte.
    »Es ist vorbei«, antwortete er. »Das Mädchen und ihre Mutter haben ihre Klage zurückgezogen.«
    |569| »Ich habe noch ein Bild gesehen«, sagte sie. »In einer Zeitschrift, die im Restaurant lag. Etwas, das vor einer Kirche in Malmö passiert sein soll. Da stand, du hättest einen Fotografen bedroht.«
    Wallander dachte zurück an Stefan Fredmans Beerdigung. An den Film, den er zertreten hatte. Es waren also noch andere Bilder aufgenommen worden. Die Angelegenheit war ihm völlig entfallen. Jetzt erzählte er ihr von seiner Auseinandersetzung mit dem
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