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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues
Autoren: Annette Meyers
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Silvestri im siebzehnten Revier.«
    Jake schlug die Augen auf. »Sie lassen mir also keine Zeit.«
    »Es tut mir leid, Jake. Es ist zu spät.«
    »Ja.« Er schloß ohne Widerrede die Augen.
    »Ich hoffe, es läuft nicht allzu schlecht für Sie«, sagte sie stockend, nicht sicher, ob sie es meinte.
    »Ach, ich überstehe das. Ich falle immer auf die Füße. Ich bin ohne einen Cent in die Wall Street gekommen, ohne Verbindungen, und sehen Sie sich an, wo ich heute bin.«
    »Ja, sehen Sie.« Genau wie ein Makler, dachte sie.
    »Ja.« Es klang höhnisch.
    In diesem Augenblick hörte sie Lärm vor der Haustür, und Metzger — groß, melancholisch und mit Tränensäcken, aber unbeschreiblich schön — erschien, gefolgt von dem Detective mit der Wadenhalfter, den Wetzon im Revier gesehen hatte.
    »Mein Gott, bin ich froh, Sie zu sehen«, sagte sie und fing wieder an zu weinen. Sie klammerte sich an Metzgers Arm, wollte ihn an sich drücken, hielt sich an ihm fest. »Sie ist in der Kammer, in der Kammer... wir haben sie in die K-k-kammer gesperrt...« Sie brachte die Worte nicht heraus. Ihr Mund war zu trocken. Ihr Herz klopfte stark, daß sie nicht stillstehen konnte.
    »Sind Sie unverletzt?« Metzger musterte sie skeptisch von oben bis unten.
    »Ja, ja, ja. Aber, aber Jake...«
    »Hier«, rief Jake schwach aus dem anderen Zimmer. Metzger deutete mit dem Kopf dorthin, doch der andere Detective und die zwei uniformierten Polizisten waren schon ins hintere Zimmer gegangen.
    Wetzon nickte immerzu, um Metzger zu sagen, daß es ihr gut ging, aber sie konnte nicht sprechen. Sie konnte seinen Arm nicht loslassen. Wo war Silvestri?
    »So«, sagte Metzger und tätschelte linkisch ihre Schulter. »Setzen Sie sich.« Er drückte sie auf einen der Besucherstühle, löste behutsam seinen Arm von ihr und ging ins hintere Zimmer. Wetzon konnte Jake und die andern reden hören. Sirenen heulten und verstummten. Ein Krankenwagen traf ein. Noch mehr Polizisten. Noch mehr Lärm.
    Wetzon trocknete sich die Augen mit den Handrücken, ging an die Tür zu ihrem und Smith’ Zimmer und lehnte sich an den Türrahmen. Es sah wüst aus in dem Zimmer. Es roch nach Blut und Antiseptika.
    Ein Sanitäter im weißen Kittel säuberte Jakes Wunden und hatte ihn an den Tropf gehängt. »Die müssen genäht werden«, sagte er zu dem anderen Sanitäter. »Verschwinden wir hier.« Der andere nickte. Er kniete auf einem Knie vor Roberta, die auf dem Boden zusammengesackt war und an Wetzon Schreibtisch lehnte. Der Sanitäter versuchte, ein weißes Pflaster auf ihrer Stirn anzubringen, aber Roberta wehrte sich, noch nicht voll bei Bewußtsein, indem sie ständig den Kopf hin und her bewegte. Einer der uniformierten Polizisten stand über ihr und ließ Handschellen von seinem Zeigefinger baumeln.
    Metzger und der andere Detective sprachen mit Jake. Sie blickten beide auf Wetzon. Sie wich zurück ins Empfangszimmer und setzte sich an Harolds Schreibtisch, den Kopf in den Händen, die Augen geschlossen.
    Sie hörte Metzger zurückkommen und machte die Augen auf. Er setzte sich verlegen auf einen der kleinen Stühle. Er sah albern aus, wie ein riesiger, trauriger Beagle. Sie begann zu kichern, dann schlug sie sich mit der Hand auf den Mund.
    »Sind Sie in der Stimmung zu sprechen?«
    Sie nickte, holte tief Luft und berichtete knapp von Robertas Anruf, Jakes unerwartetem Besuch, Robertas Auftritt. »Sie hat Silvestri nicht angerufen, oder?«
    Metzger schüttelte den Kopf. »Er hätte es mir gesagt. Und er wäre hier gewesen.«
    »Wo ist er jetzt?« Warum ist er nicht hier, wenn ich ihn brauche? wollte sie eigentlich sagen. Sie verspürte den überwältigenden Wunsch, ihn mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln vor sich zu sehen.
    »Er hat mit einem anderen Fall zu tun. Konnte ihn nicht erreichen. Ich wußte, daß etwas nicht stimmte, als Sie anriefen.«
    »Sie hat Barry und Georgie Travers und Mildred Gleason ermordet«, sagte Wetzon, »und sie hätte uns...«
    »Sie haben gute Arbeit bei ihr geleistet«, sagte Metzger feierlich. »Wir gehen jetzt rüber zum Bellevue. Sie sehen ganz ordentlich aus, aber Sie sollten sich trotzdem untersuchen lassen. Danach werden wir mit Ihnen im Revier reden müssen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Sie mich nicht sofort brauchen, möchte ich lieber nach Hause gehen und heiß duschen. Ich verspreche, daß ich später zum Revier komme.« Sie wußte, was sie tun würde, falls sie die Kraft aufbrachte. Sie spürte eine ungeheure Ruhe
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