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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues
Autoren: Annette Meyers
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drückte sie mit dem Rücken gegen die Wand, die wie die Böden mit Teppichmaterial verkleidet war, mit einem steifen Allwetterteppichboden, wie sie spürte. Dann küßte er sie, leidenschaftliche, fordernde Küsse, aber seine Augen waren glänzend und hart.
    Silvestri hatte sie Les genannt.
    Sie machte sich von Rick los, indem sie Benommenheit vortäuschte. »Komm wieder her«, sagte er und hielt sie fest. »Was hat du denn?« Er redete nuschelnd. »Du siehst ein bißchen blaß aus.«
    Sie wollte ihm erzählen, was passiert war, aber dann tat sie es doch nicht, ohne zu wissen warum. Er schien genauso nervös zu sein wie sie. Oder noch mehr. Er hielt sie so fest, daß ihre Rippen schmerzten. Sein großer Matchsack lag auf dem Boden neben ihnen.
    »Was ist denn das?« fragte sie scherzhaft, bemüht, sich aufzuheitern. »Ich hoffe, du hast nicht damit gerechnet, so viel Zeug in dem Spind zu finden.«
    »Ach was.« Rick lachte aufgeregt. Aber er ließ sie los, stützte sich mit beiden Armen gegen die Wand über ihr, versperrte ihr den Weg, bildete einen Käfig. »Du hast mir keine Gelegenheit gegeben, es dir zu sagen... ich fahre heute nacht noch an die Westküste. Deshalb habe ich dich angerufen — um zu sehen, ob wir es noch erledigen können, bevor ich abreise.«
    »Das tut mir wirklich leid, Rick.« Sie war gedemütigt. Wie egoistisch von ihr. Kein Wunder, daß er nervös war. »Ich bin so zielstrebig, ich habe an nichts anderes gedacht.«
    »Ist schon gut, Süße, aber jetzt mußt du mit zum Flughafen kommen, um es wiedergutzumachen.« Er lächelte schmeichelnd. Jake hatte Roberta genauso angelächelt... Sie spürte, wie sie sich schon wieder verkrampfte.
    »Aber...« Zuerst mußte sie an die Bänder kommen und sie Silvestri bringen. Falls Barry wirklich einen zweiten Spind hatte und falls die Bänder hier...
    »Keine Aber. Jetzt ziehen wir das hier durch. Ich habe einen Flug um neun Uhr vom Kennedy. Wo sind die Zahlen?«
    Sie sah auf die Uhr. »Das wird aber wahnsinnig knapp«, sagte sie zweifelnd. Sie holte das Streichholzheft aus ihrer Jacken tasche, klappte es auf und zeigte ihm die Zahlen.
    »Hier, gib es mir«, sagte er, indem er es ihr fast aus der Hand riß. Es versetzte ihr einen Schock, aber er entschuldigte sich nicht.
    Er war in Eile, und er tat ihr einen Gefallen, dachte sie und verzieh ihm. Er warf einen Blick auf die Schrift auf dem Streichholzheft. Meine Güte, war der aufgedreht. Sie hatte ihn noch nie so erlebt. Sie schob den Gedanken von sich. Warum war sie so mißtrauisch? Er hatte es eilig, war auf dem Weg nach Kalifornien. Es war ein wichtiger Schritt in seinem Berufsleben.
    Aber es war noch etwas anderes. Sie konnte es nur nicht benennen.
    Clubmitglieder in Trainingshosen oder Shorts, Frauen in glänzenden, farblich abgestimmten Trikots und Strumpfhosen, alle absolut in Topform, kamen durch den Korridor, gingen einzeln oder plaudernd in Gruppen an ihnen vorbei, auf dem Weg von und zu Squash, Tennis, Übungsgeräten, Kursen. Hin und wieder sah einer sie fragend an, denn Wetzon trug immer noch ihr Kostüm. Rick war wenigstens in Bluejeans und Sweatshirt.
    Er deutete hinter sie. »Geh durch diesen Korridor, dann nach links, und du siehst den Eingang zum Fitneßclub. Warte dort auf mich. Ich bin sofort zurück.« Er steckte das Streichholzheft in seine Sweatshirttasche, nahm den Matchsack und ging in die entgegengesetzte Richtung.
    Sie trennte sich äußerst ungern von dem Streichholzheft, aber es gab keine andere Möglichkeit. Warum hatte sie die Zahlen in dem Heft nicht kopiert, als sie im Büro war? Der Schmerz in ihrem Kopf packte sie und kroch in ihren Nacken hinunter.
    »Rick«, rief sie ihm nach, »warum nimmst du deine Tasche mit? Ich kann sie doch nehmen.«
    »Sie ist zu schwer für dich, Kleines«, sagt er. »Außerdem, wohin soll ich das ganze — was hast du gesagt, suchen wir in dem Spind?«
    In der Aufregung hatte sie vergessen, es ihm zu sagen. Und er hätte beinahe vergessen, sie danach zu fragen. Sie mußten beide ein bißchen durchgedreht sein.
    Er kam zurückstolziert, die Hüften vorgereckt, sie neckend. Er verkaufte Verführung in seinen engen Jeans und dem umfangreichen weißen Baumwollsweatshirt. Sie kaufte nicht.
    »Die Bänder, die Barry aufgenommen hat. Alles, was nach Kassetten oder Bändern aussieht«, sagte sie. »Ein Tagebuch oder Notizbuch — Papiere, Dokumente oder so Zeug.«
    »Okay, Süße, du weißt, du kannst dich auf den alten Dr. Rick Verlassen.« Er beugte
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