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Walisischer Sommer

Walisischer Sommer

Titel: Walisischer Sommer
Autoren: Penny Jordan
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sondern ihm an den Kopf werfen wollen, daß die Anschuldigungen absurd seien und Daniel so etwas nie tun würde.
    Es war für sie gar keine Frage gewesen, denn von Anfang an war ihr klar, daß Paul Thompsons Behauptungen völlig aus der Luft gegriffen waren.
    Obwohl ich absolut sicher war, daß Paul Thompson mir Lügen erzählte, warum konnte ich dann Daniel nicht schon viel früher vertrauen? Er hat es sich so sehr gewünscht, überlegte sie.
    Warum hatte sie so verbissen und hartnäckig an ihrer Abneigung seiner beruflichen Tätigkeit gegenüber festgehalten? Oder war sie nur eifersüchtig auf seine Arbeit?
    Unvermittelt blieb sie stehen und schaute die Wand an, ohne jedoch etwas wahrzunehmen.
    Als sie damals ihre Eltern verloren hatte und von ihrer Großtante aufgenommen wurde, hatte diese ihr erklärt, das Geschäft nehme sie zeitlich sehr in Anspruch und sie, Christa, müsse verstehen, wie wichtig ihr die Firma sei.
    Christa war viel zu jung, um zu erkennen, wie warmherzig ihre Tante trotz ihrer rauhen Schale war. Und noch weniger konnte Christa begreifen und nachvollziehen, wie außerordentlich schwierig es für ihre Tante war, besonders in deren Alter, das Familienunternehmen zu führen und sich in einer Männerwelt zu behaupten.
    Deshalb glaubte Christa, ihre Tante wolle damit indirekt ausdrücken, das Geschäft habe Vorrang vor ihr, Christa. Nie wäre ihr zu jener Zeit in den Sinn gekommen, wie viele Sorgen sich die ältere Frau machte, die das Geldverdienen und die Verantwortung für die verwaiste Nichte unter einen Hut bringen mußte.
    Ich habe in der Firma eine Konkurrenz gesehen, überlegte Christa jetzt. Später hatte sie alles besser verstanden und auch die Probleme gesehen, mit denen ihre Tante sich auseinandersetzen und die sie lösen mußte, nachdem man die Großnichte ihrer Obhut anvertraut hatte.
    Die Erinnerung an die anfängliche Eifersucht war im Lauf der Jahre verblaßt. Nun konnte Christa sogar darüber lächeln, wenn sie daran zurückdachte.
    Aber vielleicht hatte dieses Gefühl einen viel stärkeren Eindruck bei ihr hinterlassen, als ihr bewußt war. Denn nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie ja auch geglaubt, sie hätten sie einfach verlassen. Die Folge davon war gewesen, daß sie davor zurückschreckte, jemanden zu lieben, weil sie instinktiv Angst hatte, wieder im Stich gelassen zu werden.
    Daniel ging ganz in seiner Arbeit auf. Er war felsenfest von dem Nutzen seiner Tätigkeit überzeugt. Und das war ein Bereich seines Lebens, an dem Christa nicht teilhaben konnte, oder besser gesagt, wollte, denn sie hatte ja die Wahl.
    Immerhin hielt sie es jetzt für möglich, daß sie sein Schulungszentrum als Bedrohung ihrer Liebe und als Konkurrenz betrachtete und insgeheim befürchtete, es könnte ihm wichtiger sein als sie und sie schließlich auseinanderbringen. Vielleicht stand sie aus Eifersucht seiner Lebensweise so ablehnend gegenüber.
    Versuche ich etwa, auf einer mir unbewußten, kindlichen Ebene die lästige Konkurrenz oder das, was ich als solche ansehe, loszuwerden, indem ich Daniel vor die Wahl stelle, entweder das Zentrum oder ich? Verlange ich von ihm, daß er für mich seine Tätigkeit aufgibt, quasi als Beweis seiner Liebe? fuhr es ihr durch den Kopf.
    So tief in Gedanken versunken, runzelte sie die Stirn. Es war weder leicht noch angenehm, sich mit dieser Seite der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Deshalb hätte Christa die unbequemen Vorstellungen am liebsten sogleich wieder verdrängt.
    Sie würde niemals einen Menschen derart manipulieren. Das lag ihr fern, es war nicht ihr Stil. Bestimmt nicht als Erwachsene und auch nicht absichtlich und wohlüberlegt – aber wenn diese Denkweise, die sie als Kind aus der Angst heraus entwickelt hatte, immer noch tief in ihrem Unterbewußtsein verankert war? Nun wünschte sie sich, Daniel wäre bei ihr. Sie wollte ihm alles erklären, mit ihm reden.
    Auf einmal verspürte sie das übermächtige Bedürfnis, das Mißverständnis aus der Welt zu schaffen und mit Daniel über das zu sprechen, was sie soeben über sich selbst entdeckt hatte.
    Und dann strömten ihr die Tränen über die Wangen, denn sie war erleichtert darüber, daß sie jetzt wußte, warum sie nicht fähig gewesen war zu vertrauen. Zugleich empfand sie es als quälend und bedrückend, daß sie nicht mit Daniel zusammen war.
    Sie stellte sich vor, wie schön es wäre, wieder in Wales bei ihm auf der Farm zu sein und in seinen Armen zu liegen.
    Ehe Christa dann ins
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