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Walisischer Sommer

Walisischer Sommer

Titel: Walisischer Sommer
Autoren: Penny Jordan
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erwidern.
    Christa war völlig überrascht von der emotionalen und körperlichen Anziehungskraft, die dieser Fremde auf sie ausübte. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt und glaubte sich in eine andere, verzauberte Welt versetzt, in der sein Lächeln und die Aura von Wärme und Herzlichkeit, die ihn umgab, sich wie schützend um sie legten.
    Während er sie intensiv betrachtete, geriet sie in Versuchung, seiner unausgesprochenen Ermutigung und Aufforderung zu folgen und auf ihn zuzugehen, obwohl das absolut unpassend war und ihr gefährlich werden konnte. Doch dann hörte sie, wie sein Begleiter ausrief: „Komm endlich, Daniel, laß uns die Formalitäten erledigen und die Zimmer beziehen. Ich will noch in der Stadt zwei hübsche Mädchen suchen, mit denen wir uns heute abend amüsieren können, sobald du den Vortrag durchgezogen hast. Eine kleine Abwechslung kann dir nicht schaden. Außerdem brauche ich jetzt unbedingt einen Drink.”
    „Ich bin schon auf dem Weg, Dai.”
    Daniel, dachte Christa und erstarrte. Ungläubig schaute sie den Mann an.
    „Was ist denn los?” fragte er besorgt und ging auf sie zu.
    Und je näher er ihr kam, desto intimer wurde die Atmosphäre zwischen ihnen, als wären sie ein Liebespaar.
    Plötzlich verspürte Christa einen Kloß im Hals. „Sind Sie etwa Daniel Geshard?” Ihre Stimme klang rauh, und Christa ballte die Hände zu Fäusten.
    Verblüfft runzelte er die Stirn. „Ja, der bin ich. Aber …”
    Mehr wollte sie gar nicht hören. Sie errötete vor Ärger und trat einige Schritte zurück. „Betrachten Sie Ihre geschäftlichen Termine immer nur als eine langweilige Einleitung zu den wahren Vergnügungen des Lebens, Mr. Geshard?” fuhr sie ihn empört und verächtlich an. „Lassen Sie Ihren Freund nicht länger warten, er wird schon ungeduldig”, fügte sie anzüglich hinzu.
    Ehe er darauf antworten konnte, machte sie kehrt und ging den ganzen Weg zurück. John würde die Muster eben einen Tag später bekommen, denn wenn sie jetzt Daniel Geshard ins Hotelfoyer folgte, würde sie ihm wahrscheinlich auch noch an den Kopf werfen, was sie von ihm und seinesgleichen hielt.
    Während sie zum Auto zurückeilte, ärgerte sie sich nicht nur über Daniel Geshard, sondern auch über sich selbst, weil sie beinahe auf ihn hereingefallen wäre. Weshalb habe ich nicht sogleich erkannt, wie er wirklich ist? überlegte sie.
    Auf der Fahrt nach Hause steigerte sie sich in ihre Wut hinein. Ihr blieb nicht viel Zeit, denn unter keinen Umständen wollte sie den Termin bei der Handelskammer versäumen. Sie war fest entschlossen, ihre Meinung zu Daniel Geshards Vortrag klar und deutlich zu äußern.
    Rasch rief sie im Hotel an und erklärte dem Manager, daß sie ihm die Stoffmuster später vorbeibringen würde. Anschließend schlüpfte sie im Schlafzimmer aus dem vom Regen immer noch feuchten Hosenanzug, trocknete und bürstete ihr langes, dichtes kastanienbraunes Haar und band es im Nacken zusammen, nachdem sie das elegante Kostüm angezogen hatte, für das sie sich in der Eile entschied.
    Sie war schlank, hatte üppige Rundungen an den richtigen Stellen, große aquamarinblaue Augen und ein hübsches Gesicht. Es war für Christa nicht leicht gewesen, andere davon zu überzeugen, daß eine attraktive Frau auch beruflich erfolgreich sein konnte. Da sie es ablehnte, ihr Aussehen zu verändern, nur um einem allgemein gültigen Schönheitsideal und dem Image einer Karrierefrau zu entsprechen, mußte sie mühsam darum kämpfen, in der Männerwelt akzeptiert zu werden. Besonders in den ersten Monaten, nachdem sie das Unternehmen ihrer Großtante übernommen hatte, war es für sie sehr schwierig gewesen, sich durchzusetzen. Sie wußte, daß viele ihrer Bekannten überzeugt waren, sie sei auf die Füße gefallen, als sie die Textil-Importfirma erbte. Offenbar wußte jedoch niemand, wie sehr ihre Tante das Geschäft während der letzten Lebensjahre vernachlässigt hatte.
    Christa war nach dem Tod ihrer Eltern bei der Großtante aufgewachsen. Ehe sie das Studium begann und sich dann zur Designerin ausbilden ließ, war sie oft mit ihrer Tante ins Ausland gereist, wo sie mit den Stoffherstellern verhandelte.
    Und als sie entdeckte, daß ihre Tante immer mehr das Gespür für die neuesten Trends verlor und sich sogar minderwertige Ware andrehen ließ, war Christa sehr traurig. Aber aus Liebe und Loyalität schwieg sie.
    Später kostete es sie viel Anstrengung, alles wieder umzukehren und sich zu behaupten.
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