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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis
Autoren: Sarah Stoffers
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ein, und sie wusste, dass sie selbst die harte Arbeit bewältigen konnte. Doch letzten Endes würde sie als Dienstmädchen auf Wainwood nur ihrer glücklicheren Vergangenheit hinterhertrauern. Und wenn Jane auf der langen Kutschfahrt mit Ambrose White eines begriffen hatte, dann, dass sie ihr altes Leben in Ägypten endlich hinter sich lassen musste, um sich eine neue Zukunft aufzubauen, ganz ohne Albträume oder ihren Hass auf Ambrose White.
    Die Aussicht, vielleicht etwas ganz anderes anzufangen, verstörte sie längst nicht mehr so sehr, wie sie es noch im letzten Herbst getan hatte, denn wie Julian Rushforth ganz richtig feststellte, war sie nicht mehr allein. Julian hatte sie gebeten, das Rechnungsbuch der Schatten für ihn zu übersetzen. Offenbar würde das Ergebnis selbst nach über zwanzig Jahren für die englische Regierung noch von großem Interesse sein. Von den Zeitungen ganz zu schweigen, auf deren Titelseiten heute Morgen der Tod von Ambrose White sogar den Ball der Duchess of Richmond verdrängt hatte. Sie waren gemeinsam darin übereingekommen, dass es wichtig war, den Schatten des Horus diesen empfindlichen Schlag zu versetzen, und sei es nur um Rachels willen. Es bestand wenig Hoffnung, dass die Geheimgesellschaft im fernen Ägypten dingfest gemacht werden konnte, doch zumindest würde in England ein Teil ihrer Machenschaften aufgedeckt werden.
    Jane war derart in Gedanken versunken, dass sie Frost erst bemerkte, als sie seinen missbilligenden Blick im Nacken spürte. Der Butler stand mitten in der Bibliothek, einen schlichten Umschlag in Händen. Er trug die gleiche Handschrift wie der Brief, mit dem Jane vor so vielen Monaten nach Wainwood House aufgebrochen war, nur dass dieser nicht an den Earl of Derrington adressiert war. »Der Brief kam mit der Nachmittagspost für Sie, Jane«, teilte Frost ihr mit.
    Es war vermutlich das erste Mal in der Geschichte des Herrenhauses, dass der Butler eigenhändig die Post für ein Hausmädchen in die Bibliothek trug. Zumindest hatte er auf das Silbertablett verzichtet. Jane bedankte sich, obwohl sie argwöhnte, dass er sich nur davon überzeugen wollte, dass sie den Inhalt ihres Tintenfässchens nicht gleichmäßig auf dem kostbaren persischen Teppich verteilt hatte.
    »Die Polizei kann Colonel Feltham nicht lange im Gefängnis festhalten, nicht wahr?«, fragte Jane ihn, während sie den Brief misstrauisch beäugte. Sie hatte Feltham nie für besonders mitteilungsfreudig gehalten, doch zweifellos war dies seine spitze Handschrift. Der Colonel hatte am Abend ihrer Entführung einen alten Freund besucht, der erst vor Kurzem aus dem Sudan zurückgekehrt war. Er hatte erst bei seiner Heimkehr weit nach Mitternacht von Julians Schulfreund erfahren, was in seiner Abwesenheit vorgefallen war. Die wenigen Stunden hatten gerade ausgereicht, um noch rechtzeitig zum Friedhof zu gelangen und Jane das Leben zu retten.
    »Er hat Mr White in den Rücken geschossen«, erinnerte der Butler sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Das lässt sich schwerlich bestreiten.«
    Da sie selbst dabei gewesen war, unternahm Jane keinen Versuch, das Geschehen abzustreiten. »Aber er hat nur geschossen, um mich zu retten. Das ist doch kein Mord!«, beharrte sie Mr Frost gegenüber.
    »Lord Derrington beschäftigt einen hervorragenden Advokaten«, räumte der Butler gnädig ein. »Und Lady Penelopes Aussage wird den Colonel gewiss hinreichend entlasten. Er ist ein Offizier von tadelloser Reputation.«
    »Es war Ambrose White, der die vergifteten Süßigkeiten schickte«, sagte Jane, die das Gefühl hatte, dass sie Frost in dieser Hinsicht eine Erklärung schuldete, und das nicht nur, weil der Verlust des ersten Hausmädchens ein herber Schlag für ihn war. »Die Schatten waren hinter Rachels Geheimnis her, doch White wollte mich schon die ganze Zeit über töten.«
    Mr Frost nahm diese Erklärung mit unbewegter Miene zur Kenntnis. Sie war gerade überzeugt, dass sie ihm genauso gut einen Vortrag über arabische Grammatik hätte halten können, als der Butler sagte: »Sie konnten nichts dafür, dass Colonel Feltham den Schuss abgab, Jane. Er ist ein Mann mit einem sicheren Gespür für eine offene Schuld.«
    Jane sah verblüfft auf, doch der unwillige Zug um Frosts scharf geschnittene Lippen hielt sie davon ab, etwas zu ergänzen. »Danke«, sagte sie schlicht.
    Frost nickte steif zu dieser Selbstverständlichkeit und strebte dann lautlos an den Bücherregalen entlang. Er schlug exakt dieselbe
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