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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis
Autoren: Sarah Stoffers
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Hand griff und sich ihre Finger ineinander verschränkten. Ihr Händedruck erinnerte sie wieder daran, dass sie so weit wie möglich von hier weglaufen sollten. Fort von den Kämpfenden auf dem Friedhof, fort von den ägyptischen Gottheiten und fort von dem leblosen Schützen zu ihren Füßen.
    Die beiden Mädchen begannen mit gerafften Röcken zu rennen. Der Stoff bauschte sich im Laufen um ihre Beine und Penny sog die klare Luft tief in ihre Lungen. Es war eine solche Befreiung, nicht länger hilflos abwarten zu müssen. Ihre furchtbare Anspannung entlud sich, als sie über den Gottesacker hetzten. Sie schlugen einen Bogen um die Kämpfenden und wichen Kreuzen, Büschen und Statuen aus. Als sie die Armengräber am rückwärtigen Teil des Friedhofes erreicht hatten, kam hinter der Kirche endlich das Pfarrhaus in Sicht. Penelope verlangsamte ihre Schritte, atemlos und mit wild klopfendem Herzen. Neben ihr stützte Jane sich an der niedrigen Mauer ab. Hinter ihnen hörten sie keine Schreie und keine weiteren Schüsse mehr.
    »Ihnen wird nichts zugestoßen sein, oder?«, fragte Penelope besorgt. »Julian war plötzlich verschwunden und der Bogenschütze hat auf Ruben gezielt!«
    »Mr Rushforth hat sich von dem Rücken des Pferdes gleiten lassen«, beruhigte sie eine erschreckend vertraute Stimme. »Damit das scheuende Tier zwischen ihm und den Angreifern stand. Das war schon eine recht beeindruckende Vorstellung, die Sie da gegeben haben.«
    Mr White trat hinter dem Holundergestrüpp hervor, das hinter der Kirche wucherte, und schlenderte mit betonter Gelassenheit auf sie zu. Allein der Revolver in seiner Hand und sein zerschundenes Gesicht trübten den gelösten Eindruck eines morgendlichen Spaziergangs. Die Mündung war auf Jane gerichtet und der Blick des sonst so kalt kalkulierenden Geschäftsmannes hatte etwas entschieden Wahnsinniges. Er lächelte auf eine Weise, die Penelope mehr Angst einjagte als die maskierten Gestalten, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Es war ein Lächeln, mit dem Gift kredenzt und blutige Rache geübt wurde.
    Sie warf einen Blick zurück, doch obwohl vor der Kapelle nicht mehr gekämpft wurde, musste Mr Frost sie in Sicherheit glauben. Niemand hatte mehr einen Gedanken an den Geschäftsmann verschwendet, genauso wie er die ganze Zeit übersehen worden war neben der scheinbar übernatürlichen Erscheinung seiner Verbündeten. »Sie sind bereits wiedererkannt worden, Mr White«, redete Penelope einmal mehr um ihre Leben. Sie fühlte sich, als hätte sie seit Stunden nichts anderes getan, als alle Überzeugungskraft, die sie aufbieten konnte, allein in ihre Stimme zu legen. »Wir alle wissen, dass Sie es waren, der Jane in London entführte. Ein Mord würde Sie an den Galgen bringen.«
    Doch sie hätte sich genauso gut an die austreibenden Büsche oder die geduldigen Steine wenden können, denn Mr White schien nur noch Jane zu sehen. Das Dienstmädchen erwiderte seinen Blick mit unverhohlenem Hass.
    »Es war ein Fehler von mir, mich nicht von Anfang an ganz auf Sie zu konzentrieren, Miss Swain«, vertraute Mr White ihr in einem verschwörerischen Tonfall an. »Es hätte uns allen eine beachtliche Menge Ärger erspart. Unglücklicherweise bestanden meine Geschäftspartner darauf, erst ihr Rechnungsbuch in Sicherheit zu bringen.«
    »Ich hätte in der Kutsche auf Ihre Augen zielen sollen«, bekannte Jane mit kaltem Bedauern.
    »Wir können nicht all unsere Fehler wiedergutmachen«, sagte White nüchtern. Sein Revolver war bereits entsichert. Er stand so dicht vor Jane, dass er sie nicht verfehlen konnte. Doch als der Schuss über den Friedhof hallte, war nicht sie es, die auf der geweihten Erde zusammenbrach. Stattdessen tränkte Mr Whites Hemdbrust ein leuchtendes Scharlachrot, bevor er ihr zu Füßen fiel, einen Ausdruck höchster Verwunderung im Gesicht.
    Penelope brauchte eine Weile, bevor sie sich von Whites Leichnam losreißen konnte und eine gedrungene Gestalt an der Eisenpforte entdeckte, die auf den Trampelpfad hinausführte. Colonel Feltham atmete schwer, als wäre er den ganzen Weg vom Dorf zum Friedhof gerannt. Nun musste er sich erst an der Mauer abstützen, bevor er langsam zu ihnen herüberkam. Neben Penelope ging Jane mit einem erstickten Laut in die Knie, als wäre der Wille, der sie die ganze Nacht über aufrecht gehalten hatte, endgültig verbraucht. Obwohl sie weder in Tränen ausbrach noch in Ohnmacht fiel, kauerte sich Penelope neben sie in das Gras. Sie schlang
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