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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis
Autoren: Sarah Stoffers
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Arm um seinen Freund. Er spürte sein Herz dabei bis zum Halse schlagen, obwohl doch das eigentliche Abenteuer noch vor ihnen lag.
    Sam konnte Julians Gesicht nicht sehen, doch seine Stimme klang angeraut vor Aufregung und Angst. »Ich würde niemand anderen mitnehmen wollen«, sagte er. Dann ließ er die Stute antraben.

13. KAPITEL Rachel
    P enelope und Lord Nyles hatten das Automobil im ersten Aufdämmern des Himmels am Rande des Dorfes zurückgelassen und den gewundenen Trampelpfad eingeschlagen, der quer durch die Felder zur Kirche führte. Zum Schutz gegen die frische Witterung trug sie Nyles Mantel über dem Kleid. Sie hielt seinen Arm umklammert und das Gewicht von Julians Revolver lag wie ein schwerer Stein in der Manteltasche. Ihr Weg wurde von wuchernden Sträuchern und dornigem Gestrüpp gesäumt. Die dürren Äste verfingen sich in Penelopes Haaren und das Unterholz schien voll von lauernden Ungeheuern. Sie stolperte neben dem jungen Mann auf ihren Tanzschuhen über Wurzeln und in heimtückische Erdlöcher. Fast vermisste sie den Ballsaal.
    Nur das letzte Stück führte geradewegs durch die offene Flur. Über den Feldern schwebte ein bleicher Dunst, und beide zögerten instinktiv, bevor sie ihre Deckung aufgaben. Doch zwischen den schnurgeraden Ackerfurchen mit der austreibenden Saat war weiterhin keine Menschenseele zu sehen. Niemand erhob sich hinter der niedrigen Mauer des Friedhofs oder trat unter den Obstbäumen des Pfarrers hervor. Als sie endlich durch die verwitterte Pforte auf der Rückseite des Friedhofs schlüpften, war die Sonne noch nicht aufgegangen und zwischen den Gräbern regte sich nichts.
    »Ich glaube, wir sind die ersten«, raunte Penelope und versuchte zu erkennen, ob sich einer der Schatten um die Kirche herum bewegte.
    »Sollten wir nicht den Pfarrer aufwecken?«, fragte Lord Nyles zurück. Er wagte es ebenfalls nicht, seine Stimme über ein Flüstern zu erheben. »Wir könnten jede Verstärkung gebrauchen.«
    »Ich glaube nicht, dass er in einem Kampf eine gute Figur machen würde«, sagte Penelope, ohne seinen Arm loszulassen. »Wir müssen einfach darauf vertrauen, dass Julian Wainwood rechtzeitig erreicht hat.«
    Gemeinsam eilten sie an der Mauer entlang. Pennys Schleppe wischte hinter ihr durch das feuchte Gras. Sie passierten Beatrice’ schmuckloses, nacktes Grab. In einiger Entfernung erhob sich der steinerne Engel, hinter dem sie sich vor Monaten schon einmal versteckt hatte, und dahinter die alte Kapelle. Penelope spürte einen Zug an ihrem Arm. Sie drehte sich zu Nyles herum, der neben einer verwachsenen Weide stehen geblieben war.
    »Ich werde allein gehen«, sagte er und sah längst nicht mehr so unverschämt charmant aus wie der elegante junge Lord, als der er auf den Bällen Londons von sich reden machte. Irgendwann im Laufe der Nacht hatte er es gewagt, seinen Kragen zu öffnen und die Fliege zu lösen. Sein blasses Gesicht war ungewohnt ernst und sein rotblonder Haarschopf noch immer der einzige Farbtupfer auf dem ganzen Friedhof. »Versteck dich hinter der Kapelle. Dort wird dich niemand bemerken. Und falls etwas schiefgeht, rennst du zum Haus des Pfarrers.«
    »Auf keinen Fall«, sagte Penelope schroff. Die nervöse Anspannung, die sie bisher wach gehalten hatte, war in eine Angst umgeschlagen, von der ihr schlecht war.
    »Sie sollen nur einen von uns zu Gesicht bekommen«, erinnerte Nyles sie an ihre Abmachung. »Mich werden sie wiedererkennen, nachdem sie mir und dem Colonel durch halb Europa gefolgt sind. Es macht keinen Sinn, dich auch noch in Gefahr zu bringen.« Er hielt noch immer ihre Hand. Und obwohl Penelope ihn um nichts in der Welt loslassen wollte, schüttelte sie energisch den Kopf.
    »Nyles …«, setzte sie gerade an, als in einem Strauch, ganz in ihrer Nähe, das erste, zaghafte Vogelgezwitscher zu hören war, nur um gleich darauf wieder zu verstummen. Der Tagesanbruch stand unmittelbar bevor.
    »Ruben«, verbesserte er sie mit einem kleinen Lächeln, um sie daran zu erinnern, dass er nicht nur einen Titel, sondern auch noch einen Vornamen hatte. So viel Vertraulichkeit stand sonst nur seiner Familie zu, doch mit diesem haarsträubenden Abenteuer schien sie viel mehr zu verbinden, als ein feierlicher Heiratsantrag es je gekonnt hätte.
    »Ruben«, wiederholte Penelope seinen Namen, um ihren Worten ein zusätzliches Gewicht zu verleihen. »Ich werde an deiner Stelle gehen, denn wir haben nur einen einzigen Revolver. Und ich weiß nicht, wie man
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