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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren
Autoren: Veronika Bicker
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Kapitel eins
    Gewinner
    »Die Ergebnisse kommen heute rein.«
    »Habt ihr schon ans Schwarze Brett geschaut? Hängt die Liste aus?«
    »Ist überhaupt jemand von unserer Schule dabei?«
    »Als ich heute Morgen nachgesehen habe, war noch nichts da.«
    Rica schüttelte den Kopf und schob sich eine Gabel voll Risotto in den Mund, als die nächste Gruppe aufgeregter Mädchen an ihrem Tisch vorbeilief.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was die alle an diesem verflixten Wettbewerb finden«, meinte Rica. »Als ob der die einzige Gelegenheit wäre, einen Ausflug zu machen. Ihr seid doch ständig irgendwo unterwegs. Lars sagte …« Doch sie brachte den Satz nicht zu Ende. Lars hatte viel gesagt, und Rica hatte ihn deswegen für einen Freund gehalten.
    »Na, du hast doch auch teilgenommen!« Eliza hatte den Kommentar über Lars entweder nicht gehört, oder sie ging aus Rücksicht nicht darauf ein.
    Rica zuckte mit den Schultern und nahm noch eine Gabel voll Risotto. »Alle haben mitgemacht. Ich kann ja wohl schlecht einfach aus dem Unterricht abhauen, während ihr alle an euren ›Forschungsprojekten‹ herumschraubt.« Sie schnaubte und schüttelte wieder den Kopf. Die »Agenda 2030« schien die gesamte Daniel-Nathans-Akademie in ein Irrenhaus verwandelt zu haben. Von einem Tag auf den anderen hatten alle Schüler die wildesten Ideen entwickelt, wie die Zukunft am besten zu gestalten wäre. Visionäre Technologien waren auf dem Papier und im Modell entwickelt worden, in den Klassenzimmern und auf den Fluren wurde über nichts anderes mehr gesprochen als über verbesserte Gentechnologie und Fließgewässersanierung. Selbst die Lehrer hatten sich von dem Hype anstecken lassen, und große Teile des Unterrichts wurden geopfert, damit die Schüler an ihren Projekten arbeiten konnten.
    All das nur, weil es einen ziemlich langweiligen Skiurlaub zu gewinnen gab, abgesehen von der Teilnahme an einer Konferenz, auf der die besten Ideen vorgestellt werden sollten.
    Auf beides war Rica von Anfang an nicht besonders wild gewesen, auch wenn ihr die Arbeit an einem eigenen Projekt Spaß gemacht hatte. Aber nachdem immer mehr ihrer Klassenkameraden einer Art fiebrigem Wahn verfallen waren und die irrwitzigsten Pläne entworfen hatten, war Rica die Lust an der ganzen Sache vergangen. Sie hatte ihr eigenes Projekt unmotiviert dahingeschludert und den Rest der Projektzeit damit verbracht, Fotos von der Schule zu machen, während alle anderen noch arbeiteten. Inzwischen ärgerte sie sich über sich selbst. Sie hätte mehr aus ihren Ideen machen sollen.
    »Wollen wir nachsehen gehen, wer gewonnen hat?« Elizas Stimme klang vorsichtig. »Wer weiß, vielleicht …«
    Rica schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher nicht dabei«, murmelte sie. »Aber wenn es dir Spaß macht …« Sie schob ihren Teller von sich. Eliza sprang so eifrig auf, dass Rica ein schlechtes Gewissen bekam. Ganz offensichtlich hatte ihre Freundin die ganze Zeit darauf gewartet, zum Schwarzen Brett gehen zu können. Nur wegen Ricas offensichtlichem Unmut hatte sie sich zurückgehalten.
    Vor dem Schwarzen Brett hatte sich eine kleine Traube aus Schülern gebildet, die sich alle bemühten, einen Blick auf die Liste zu werfen. Eliza stellte sich auf die Zehenspitzen, und versuchte, über die Köpfe der anderen hinwegzusehen, aber sie war viel zu klein. Rica dagegen konnte die Liste ohne weitere Mühe erkennen.
    »Haben die hier die Gewinner aus dem ganzen Land aufgelistet, oder warum sind das so viele?« Sie hatte niemand Bestimmten gefragt, aber eines der Unterstufenmädchen vor ihr drehte sich um.
    »Das sind nur die Gewinner der Daniel-Nathans-Akademie«, antwortete sie.
    Rica überlegte, weiter die Unbeteiligte zu mimen, aber ein Blick auf Elizas verzweifeltes Gesicht reichte, um sie zu überzeugen. Sie begann, sich durch die anderen Schüler nach vorn zu kämpfen.
    Doch noch bevor sie die erste Reihe erreicht hatte, schob sich eine Gestalt von vorn in ihre Richtung. Ricas Herz schlug schneller, als sie bemerkte, wer da auf sie zukam.
    Robin.
    »Hast du schon gesehen?« Er strahlte. Sein ganzes Gesicht schien dadurch wie in helles Licht getaucht zu sein, und seine Augen funkelten.
    Ricas Mundwinkel zuckten unwillkürlich nach oben. Sechs Monate und ich fühle mich immer noch wie ein dummes kleines Mädchen, das zum ersten Mal verliebt ist, wenn ich ihn nur sehe.
    »Ich nehme an, du bist dabei?«, versuchte sie von ihrer Verlegenheit abzulenken. »Herzlichen Glückwunsch.« Es kam
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