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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren
Autoren: Veronika Bicker
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Rica ab und setzte sich kerzengerade hin.
    Im ersten Moment war Rica wütend auf Eliza. Hätte sie nicht mal fünf Minuten länger warten können? Aber ein Blick zur Tür des Aufenthaltsraums sagte ihr, dass tatsächlich eine der Aufsichtslehrerinnen das Zimmer betreten hatte. Noch hatte sie nur Augen für eine völlig überdrehte Gruppe von Sechstklässlern, die einen Schwamm aus einem Klassenzimmer geklaut hatten, und sich jetzt lautstark eine Schlacht damit lieferten. Aber wahrscheinlich hätte sie im nächsten Moment Rica und Robin entdeckt, und dann hätte sich die Frage gestellt, was ihr wichtiger war: die Schwammschlacht zu unterbinden oder die mögliche Knutscherei. In Bezug darauf hatte die Daniel-Nathans-Akademie nämlich ziemlich bescheuerte, aber unantastbare Regeln.
    »Sorry«, meinte Eliza.
    Rica brachte keine Antwort heraus, doch Robin gelang ein halbherziges Lächeln. »Schon gut«, murmelte er und sah Rica nicht an. »Wir haben ja vermutlich im Urlaub genug Zeit zum Reden.« Er warf einen flüchtigen Blick zur Lehrerin und stand dann auf. »Ich muss los. Hausaufgabenbetreuung.« Dann war er auch schon weg.
    »Zum Reden, soso«, kicherte Eliza und zwinkerte Rica zu. »Bevor oder nachdem du ihm beim Skifahren in die Arme gestolpert bist?«
    Rica funkelte sie an, aber Elizas Grinsen war so ansteckend, dass sie selbst lachen musste. »Vorher«, entschied sie. »Ich hoffe ja, dass wir danach nicht mehr viel reden müssen.«

Kapitel zwei
    Blütenhof
    »Das kann doch nicht deren Ernst sein!« Robin kletterte vor Rica aus dem Bus und sah sich um. Verschneite Bäume standen dicht an der Straße, und ein eisiger Windhauch ließ Pulverschnee über den Boden tanzen.
    Zitternd und ungläubig standen die Schüler der Daniel-Nathans-Akademie um den gestrandeten Bus herum, während der Fahrer begann, Skiausrüstungen, Reisetaschen und Rucksäcke aus dem Gepäckfach zu räumen.
    Rica sprang aus der Tür in den weichen Schnee, sodass er nach allen Seiten aufstob. Ein paar andere Schüler zogen sich fluchend und schimpfend ein paar Schritte zurück, aber niemand ging direkt auf Konfrontation. Sie alle waren zu müde und zu überrascht von dem plötzlichen Halt, um zu streiten.
    »Es ist doch nur ein kurzer Fußmarsch«, versuchte Rica Robin zu trösten, doch auch ihr Mut sank, als sie den Berg von Gepäck betrachtete, der sich vor ihnen im Schnee auftürmte.
    »Irgendjemand hätte ja wohl vorher prüfen können, wie breit die Brücke wirklich ist«, schimpfte Robin. »Und dann einen Bus mieten, der auch darüberpasst.«
    Rica gab ihm insgeheim recht, aber sie zuckte nur mit den Schultern. Ihrer Meinung nach half es nicht viel, herumzujammern, ändern konnten sie es sowieso nicht.
    »Müssen wir das wirklich alles den Berg raufschleppen?« Vanessa stand völlig fassungslos vor dem Berg an Gepäck. Sie hatte eine sehr modische, pinkfarbene Jacke an, die ihr das Aussehen eines Michelin-Männchens verpasste, aber trotzdem zitterte sie im kalten Wind. Vielen der Schüler schien es ähnlich zu gehen, bemerkte Rica. Keiner von ihnen trug schon seine Skijacke, stattdessen traten sie wie auf einer Modenschau auf: bunte Farben, angesagte Marken, coole Kleidungsschnitte. Aber gegen den Wind und die Kälte schienen sie nicht viel ausrichten zu können. Sie hatten ja auch alle nicht damit gerechnet, schon vor ihrer Ankunft in der Hütte für Aktivitäten im Schnee gerüstet sein zu müssen.
    Glücklicherweise hatte Rica ihren warmen Parka, den sie mal in einem Armeeshop gekauft hatte, mit in den Bus genommen und eine Jeans über ihre Leggings angezogen, weil sie in den klimatisierten Reisebussen immer schrecklich fror. Sie fand es zwar immer noch ein bisschen kühl, aber auszuhalten.
    So sehr man solche verdammte Kälte überhaupt aushalten kann, dachte sie und steckte die Hände in die Jackentaschen. Sie hasste die Kälte und den Winter. Wenn es nach ihr ging, könnte es das ganze Jahr über Sommer sein. Und jetzt, wo der verdammte Winter endlich fast vorbei war, wurde sie in die Berge in den Schnee geschickt.
    »Ihr nehmt nur mit, was ihr sofort braucht«, erwiderte der Busfahrer. »Ich habe die Betreuer angerufen, sie lassen jemanden aus dem Tal mit einem Bulli kommen, um das ganze Zeug hochzubringen.«
    »Können wir dann nicht auch damit hochfahren?«, fragte Sarah. Ihre Wangen waren jetzt schon von der Kälte und dem Wind gerötet, und ihre Augen glänzten verdächtig.
    »Bei all dem Kram wird der Bulli so voll sein, dass
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