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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren
Autoren: Veronika Bicker
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wir nicht mehr reinpassen«, gab Torben zurück. Er war einer der wenigen, die nicht zu frieren schienen. »Kommt schon, das ist nun wirklich kein Weltuntergang.« Er schnappte sich einen Rucksack vom Stapel und schwang ihn über die Schulter. »Ihr wolltet doch Urlaub im Schnee, oder?«
    »Aber nicht so« , maulte Celina. »Niemand hat uns gesagt, dass wir zu Fuß gehen müssen.«
    »Es lässt sich nun mal nicht ändern.« Eliza trat nun auch an den Stapel Gepäck heran und suchte eine Weile darin herum, bis sie ihren Rucksack gefunden hatte. »Wenn wir weiter hier herumstehen, wird uns nur noch kälter. Also gehen wir einfach los. Wenn wir uns bewegen, wird uns schon warm werden.«
    »Du klingst wie meine Mutter«, meinte Rica, aber auch sie fischte jetzt ihren Rucksack aus dem großen Haufen heraus.
    Hier und dort war aus den Reihen der übrigen Schüler noch Murren zu hören, doch nachdem Torben, Eliza und Rica den Anfang gemacht hatten, suchte auch der Rest der elfköpfigen Gruppe ihr Gepäck zusammen, schulterte Rucksäcke und griff sich Reisetaschen.
    Torben wandte sich an den Busfahrer. »Den Weg da rauf?«, wollte er wissen. »Und dann?«
    »Immer dem Weg folgen«, meinte der. »Könnt ihr gar nicht verfehlen, sagt zumindest das Navi. Die Straße führt zum Blütenhof und endet da. Kann nicht sehr weit sein. Vielleicht drei, vier Kilometer.«
    Drei, vier Kilometer! Rica sah das gleiche Entsetzen auf den Gesichtern ihrer Mitschüler, das sie auch empfand. Vier Kilometer im Schnee mit Gepäck den Berg hinauf – es würde dunkel sein, wenn sie auf der Hütte ankamen.
    Torben zeigte sich unbeeindruckt. Er drehte sich zum Rest der Gruppe um und musterte einen nach dem anderen, als schätzte er ihr Durchhaltevermögen ab. »Also los!«, sagte er im Befehlston. »Vom Rumstehen wird der Weg nicht kürzer.«
    Rica schüttelte den Kopf und wollte Torben schon vorwerfen, dass er sich anhörte wie ein Bundeswehroffizier, doch zu ihrer Überraschung schienen sich die anderen Schüler nicht an seinem Tonfall zu stören. Im Gegenteil, ein Schüler nach dem anderen wandte sich der Straße zu, die über die verschneite Brücke und von da an weiter bergauf führte. Sie schienen zu der stillen Übereinkunft gelangt zu sein, dass Torben hier den fähigsten Anführer darstellte.
    Rica, Eliza und Robin waren die Letzten, die sich auf den Weg machten, vor sich eine bunte, weit auseinander gezogene Reihe von Schülern.
    Die Brücke bestand aus alten Holzplanken, und selbst wenn sie breit genug für den Bus gewesen wäre, war Rica nicht sicher, ob sie ihm auch standgehalten hätte. Als sie die Bohlen betraten, rieselte ein kleines Rinnsal aus Pulverschnee durch die Lücken in die Schlucht unter ihnen. Schnee knirschte unter ihren Wanderschuhen, und als Rica einen Blick über die Brüstung warf, konnte sie tief unter sich Wasser glitzern sehen. Es rauschte eingerahmt und halb verdeckt von überhängenden Schneewehen dahin. Die Hänge der Schlucht fielen steil zum Bach hin ab, und schimmernde Eiszapfen zierten fast jeden Vorsprung.
    »Wunderbare Winteridylle«, murmelte Rica und verzog das Gesicht.
    »Ich find’s ganz schön«, erwiderte Eliza und beugte sich weit über die Brüstung. »So friedlich.«
    »Friedlich? Sag das noch mal, wenn wir unter der ersten Lawine begraben werden.« Rica hob den Blick und sah die Straße entlang, die sich in eine tief verschneite Gebirgslandschaft hinaufschwang.
    »Ach, sieh doch nicht immer alles so schwarz!« Eliza boxte sie freundschaftlich in die Seite. »Dafür gibt’s doch die Bergrettung.« Sie grinste.
    Wie Rica vermutet hatte, kostete sie der Aufstieg zu ihrer Unterkunft fast zwei Stunden. Es mochten vielleicht nur vier Kilometer sein, wie der Busfahrer gesagt hatte, aber ihnen allen kam der Weg viel länger vor. Links und rechts der Straße lag der Schnee fast hüfthoch, und selbst die Fahrbahn war bedeckt von einer ordentlichen Schicht Neuschnee. Die Schüler, die nicht wie Rica, Torben und Eliza einen Rucksack für ihr Gepäck mitgenommen hatten, mussten ganz schön kämpfen, ihre schweren Koffer und Reisetaschen den Berg hinaufzuschleppen. Nur die wenigsten von ihnen trugen Wanderschuhe oder überhaupt geeignete Winterstiefel. Sie alle hatten damit gerechnet, vom Bus direkt vor der gemütlichen Hütte abgesetzt zu werden. Schon bald waren die meisten von ihnen vollkommen durchgefroren und hatten nasse Füße.
    Die Straße schlängelte sich endlos bergan, und nachdem sie die letzten
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