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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis
Autoren: Sarah Stoffers
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Gestalten warteten so unbewegt, als wären sie selbst Teil der Grabdenkmäler und steinernen Engel um sie herum, während die Sonne langsam höher stieg. Es versprach ein strahlend klarer Maimorgen zu werden, der schon von der Wärme des nahen Sommers kündete. Die Weidenzweige trieben voller Leben das erste helle Grün aus. Der glitzernde Tau auf den Wiesen verlieh dem Gras einen frischen Glanz. Doch an diesem Morgen wünschte sich Penelope aus tiefster Seele, es möge noch ein wenig länger Zwielicht herrschen und die Sonne nicht aufgehen, um den Morgen anzuzeigen. Auf dem ganzen Friedhof gab es keinen anderen Trost als die stumme Grabkapelle hinter ihr und das klein gewachsene, verängstigte Dienstmädchen vor ihr. Penelope suchte Janes Blick. Sie wollte einen Rest Hoffnung in ihnen beiden bestärken, die sie bitter nötig hatten. Und als würde das Schweigen der vier Ägypter wie ein Bann über ihnen allen liegen, sprach auch keines der Mädchen ein Wort. Gemeinsam lauschten sie in die Friedhofsstille hinein.
    Penelope warte auf einen fernen Hufschlag, auf das leise metallische Einrasten eines Hahns, wenn ein Revolver entsichert wurde, und auf ein Scharren in der Kapelle hinter ihr. Doch nichts davon war zu hören. Stattdessen bemerkte sie die einsame Gestalt eines Gentlemans, der vor der Kirche in Abendgarderobe auf und ab schritt. Wie gewöhnlich wartete Ambrose White in sicherer Entfernung den Lauf der Dinge ab. Doch plötzlich hielt er in seiner Wanderung inne und schien ebenfalls zu lauschen. Das Tor und der vor ihm liegende Weg entzogen sich Pennys Sicht, aber jetzt glaubte auch sie, die trommelnden Hufe eines Pferdes zu hören. In diesem Augenblick streifte der Sonnenball die Wipfel des fernen Waldes. Anubis erwachte aus seiner Starre, hob sein Schwert wie zum Angriff und trat vor Jane.
    »Warten Sie!«, gellte Penelopes Stimme über den Friedhof, sodass die beiden Bogenschützen herumfuhren und auf sie zielten. Unmöglich, einen Menschen auf dieser kurzen Distanz zu verfehlen. Die Pfeile würden sie an die Tür der Kapelle nageln, noch bevor sie ei nen Schritt tun konnte. »Er ist bereits hier. Sie wollen doch das Totenbuch? Wenn Sie uns töten, hat er keinen Grund mehr, es Ihnen zu geben. Sie würden es nie wiedersehen.« Penelope wagte nicht, sich zu rühren. Ihr blieben nur Worte, flüchtige, nutzlose Worte. Als sie verstummte, waren die Hufe auf den steinigen Sandwegen deutlicher zu hören, und dann sah sie, dass ein Reiter die Kirche umrundete. Anubis und die Schützen blieben kampfbereit. Horus hielt Janes Arm noch immer umklammert.
    »Sie würden ihn niemals rechtzeitig einholen. Er ist zu Pferde und er kennt diese Gegend genau«, redete Penelope weiter, nur um den Moment von Janes Sterben hinauszuzögern und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Lassen Sie sich auf den Tausch ein.« Während Penny sprach, überschlug sie im Kopf die Entfernung bis nach Wainwood. Julian hatte den Weg über die Landstraße genommen, denn es musste bei seinem Aufbruch noch zu dunkel gewesen sein, um, wie bei der Fuchsjagd, quer durch die offene Flur zu reiten. Er hatte somit einen Umweg machen müssen. Mr Frost hingegen konnte die geheime Abkürzung nehmen, doch er musste zu Fuß gehen. Es würde sehr knapp werden.
    Julian zügelte das Pferd, als er den Weg zur Kapelle einschlug, und ritt langsamer weiter. Endlich blieb er in einiger Entfernung stehen. Er hielt eine Art Köcher in die Höhe. Im selben Moment ließ Horus den Falken los. Der Vogel stob auf und stürzte sich auf Julian, um nach dem Totenbuch zu schnappen. Doch der junge Mann hielt es bereits wieder vor die Brust gepresst und versuchte sich mit dem anderen Arm vor den wütenden Angriffen des Falken schützen.
    »Rufen Sie den Vogel zurück!«, schrie Penny. »Sie bekommen das Buch nur im Austausch.«
    Obwohl sie die beiden vermeintlichen Götter nicht beachteten, ließ der Vogel von dem sinnlosen Versuch ab, dem Reiter seine Beute zu entreißen. Er flog einen weiten Kreis über das Gelände und landete dann wieder mit einem zornigen Keckern auf dem Arm des Horus. Julian ritt Schritt für Schritt näher heran. Der Ärmel seines Jacketts war von den Krallen des Raubvogels zerfetzt worden und aus einer klaffenden Wunde strömte Blut. »Ich bin noch immer bereit, den Handel im Namen von Colonel Feltham abzuschließen«, rief er. »Lassen Sie die beiden Mädchen gehen. Sobald sie das Pfarrhaus erreicht haben, gehört das Buch wieder Ihnen.«
    »Woher
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