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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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mit dem jungen Mann ein Wörtchen zu reden, ihn nötigenfalls zur Vorsicht zu ermahnen und eindeutig klarzustellen, daß keine der Erklärungen, die der junge Mann sich zurechtgelegt haben mochte, die Anglo-Malaiische Transportgesellschaft oder deren Inhaber kompromittieren dürfte.
    Der Anruf aus Manila erreichte ihn Donnerstag spätnachmittags. Als er die Stimme seines Bruders hörte, wußte er sofort, daß irgend etwas schiefgegangen sein mußte; aber, Tack Chee war in der Übermittlung schlechter Nachrichten sehr geschickt, und es dauerte zwei volle Minuten, bis Siow Mong sich der ganzen Tragweite dessen, was sich ereignet hatte, bewußt wurde. Dann allerdings übermannte ihn die Wut, und eine weitere Minute des Übersee-Ferngesprächs wurde dem lautstarken und würdelosen Austausch allgemeingehaltener Verwünschungen gewidmet, bei dem er von Worten, die sich auf die Exkretionsorgane und deren Funktionen bezogen, uneingeschränkt Gebrauch machte. Aber schließlich begann Siow Mong, die Selbstbeherrschung wiederzugewinnen und nachzudenken.
    »Der Amerikaner ist schuld«, erklärte er. »Wenn das Geld weg ist, muß er es ersetzen.«
    »Ausgeschlossen«, antwortete Tack Chee. »Yam Heng hat die Quittung als mein autorisierter Agent unterzeichnet. Wir können nur hoffen, daß er noch nicht alles verspielt hat. Du mußt sofort nach Singapur reisen.«
    »Wir beide müssen reisen.«
    »Meine Unkosten für dieses Geschäft sind schon hoch genug gewesen. Einundzwanzighundert amerikanische Dollar plus Bewirtungskosten. Und dazu kommen jetzt noch Überseegespräche.«
    »Das sind Belanglosigkeiten, Bruder.« Siow Mong wurde wiederum ärgerlich. »Wenn ich fünfundzwanzigtausend malaiische Dollar plus fünfhundert Hongkong Dollar plus Fracht- und andere Kosten zu verlieren habe, dann kann ich mich nur wundern, daß du die Unfeinheit besitzt, überhaupt davon zu sprechen.«
    »Ich sehe nicht, was an zweitausend amerikanischen Dollar unfein sein soll. Die ganze Transaktion war deine Idee.«
    »Du hattest nichts gegen sie einzuwenden. Hättest du diesen Nilsen besser instruiert …« Er unterbrach sich. » Es hat keinen Sinn, daß wir uns streiten. Wir verschwenden unsere Zeit. Wir werden von dem Geld nichts wiedersehen, wenn es nicht gelingt, Yam Heng zur Vernunft zu bringen. Du weißt, was das bedeutet. Diesmal wird man vielleicht die Polizei ins Spiel bringen und ihm wegen Veruntreuung mit einer Klage drohen müssen. Du bist in dieser Sache der legale Handelsherr, und die Quittung wird als Beweisstück benötigt werden. Du mußt da sein.«
    »Die Polizei? Dann wüßte er, daß wir bluffen.«
    » Ich bluffe nicht«, sagte Siow Mong, »diesmal ist er zu weit gegangen. Eine von der Gewerkschaft angestrengte Klage wegen Veruntreuung ihrer Gelder würde unserem Namen geschadet haben. Wir würden unser Gesicht verloren haben. Wenn wir selber gegen ihn Klage erheben, dann gibt das keinen Anlaß zu derartiger Schande, ausgenommen für Yam Heng selbst.«
    »Es würde unserer Mutter Schmerz bereiten.«
    » Sie hat Schlimmeres durchgemacht«, sagte Siow Mong roh. »Wenn ich unverzüglich nach Kota Bharu fahre, kann ich heute abend ein Flugzeug nach Singapur nehmen. Ich treffe dich morgen vormittag im Cathay-Hotel.«
    Tan Yam Heng hatte eine Woche enttäuschender Fehlschläge auf dem ›Pickle-Market‹ hinter sich und war in schlechter Verfassung, als die Brüder ihn endlich stellten. Das Geld, so erklärte er aufgebracht, hatte er sich nur für ein paar Tage ausgeborgt. Stand ihm denn nicht in Anbetracht der für sie geleisteten Arbeit ohnehin ein Teil davon zu? Warum hetzte man ihn? Ja, ja, er hatte gewisse Verluste erlitten; sie dürften aber jeden Augenblick durch beträchtliche Gewinne mehr als wettgemacht werden. In drei Tagen werde er in der Lage sein, ihnen hunderttausend Dollar zu geben, wenn sie so dringend Geld brauchten.
    Das Wort ›Polizei‹ änderte jedoch das Klima der Diskussion. Es gab Beschimpfungen und viel rauhes, verächtliches Auflachen und Mit-den-Fingern-Schnippen. Erst als er merkte, daß seine Brüder nicht nur entschlossen waren, Anzeige gegen ihn zu erstatten, sondern in ihrer Rachsüchtigkeit auch anfingen, dem Gedanken an die Ausführung ihres Vorhabens Geschmack abzugewinnen, erklärte sich Yam Heng mürrisch zu einer Abrechnung bereit.
    Von den zweiundsechzigtausendfünfhundert Dollar waren siebzehntausendreihundert übriggeblieben, und nur Androhungen von nackter Gewalt und polizeilicher Verfolgung
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