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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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uns zu Ihren Gunsten, und Sie gehen frei aus. Um Ihre Dankbarkeit zu beweisen, widerrufen Sie prompt den vereinbarten Handel und tun Ihr Bestes, um zu verhindern, daß jemand anderes ihn erneut in Gang bringen könnte. Wie klingt das?«
    Greg seufzte. »Genauso, wie es klingen sollte, natürlich. Aber in Wirklichkeit sieht es ein bißchen anders aus.«
    »Ich bin sicher, daß es anders aussieht. Aber zuerst haben Sie mich um einen Rat gebeten. Dann haben Sie mich gefragt, ob ich Ihnen helfen könnte. Das konnte ich nicht, und so werden Sie meinen Rat vielleicht beherzigen. Was Sie beunruhigt, Mr. Nilsen, das ist nicht Ihr Gewissen, sondern Ihre verletzte Selbstachtung. Von Amts wegen bin ich weder an Ihnen noch daran, was aus den Waffen wird, sonderlich interessiert. Privat allerdings möchte ich Ihnen vorschlagen, daß Sie etwas dafür tun, um Ihren Sinn für Humor wiederzugewinnen.«
    »Damit ich die Sache fröhlich abschließen kann, wie geplant?«
    »Oh, ich bezweifle nicht, daß Sie einen Weg finden, um sich selbst dabei zu bestrafen, beispielsweise, indem Sie den Tausend-Dollar-Scheck an Tan zurückschicken.« Er stand auf. »Jetzt muß ich aber wirklich gehen. Ich glaube, ich werde Sie für meinen Drink aufkommen lassen.«
    »Auf Wiedersehen, Colonel.«
    Der Colonel zögerte und setzte sich dann wieder. »Ich möchte Sie nicht gern in dieser mutlosen Stimmung zurücklassen«, sagte er. »Wenn Sie Aufheiterung brauchen, dann könnte ich Ihnen wenigstens in dieser Hinsicht helfen.«
    »Ich sag’s Ihnen, wenn ich den Witz schon kenne.«
    Der Colonel überging die Bemerkung. »Was hatten Sie mit Tan in Manila wegen der Bezahlung vereinbart?« fragte er. »Was sollten Sie mit dem Geld von Lukey tun?«
    »Ich sollte es hier auf sein Konto bei der Merchant’s Security Bank einzahlen.«
    »Ist für den Fall, daß Sie das Geld in bar erhalten, genauer ausgemacht worden, was Sie damit tun sollen?«
    »Nein. Warum auch? Mir scheint, ich begreife die Pointe nicht. Wissen Sie, ich möchte bezweifeln, ob wir über die gleichen Dinge lachen.«
    »Wie wär’s, wenn man sich ein bißchen in ausgleichender Gerechtigkeit übte? Das kann zuweilen ganz unterhaltsam sein, finden Sie nicht?«
    »Oh, gewiß.«
    »Nun, Ihr Mr. Tan in Manila war Ihnen gegenüber nicht gerade das, was man › offen‹ nennen könnte, oder? Meinen Sie nicht, daß Sie zu einem netten kleinen Jux auf seine Kosten berechtigt sind?«
    »Was für eine Art Jux wäre das?«
    »Sie könnten Tan Yam Heng hier das Geld geben, damit er es für seinen Bruder einzahlt.«
    »Und ihm damit die Gelegenheit geben, doch noch die doppelte Kommission einzustreichen? Ist das die Idee?«
    Der Colonel spitzte die Lippen. »So ungefähr. Natürlich müßten Sie sich von dem Burschen für den vollen Betrag eine Quittung in doppelter Ausfertigung geben lassen. Eine behalten Sie, die andere schicken Sie nach Manila.«
    Greg lächelte unsicher. »Na, der allerbeste Witz des Jahres scheint es mir gerade nicht zu sein.« Er zuckte die Achseln. »Tatsächlich kommt es mir ein bißchen kleinlich vor, finden Sie nicht?«
    »Ich kann Sie versichern, daß Mr. Tan anderer Meinung sein wird.«
    »Sie meinen, er würde sein Gesicht verlieren, oder wie immer man das hier nennt?«
    »Ohne Frage.«
    »Gut, ich werde es mir überlegen. Und es besteht keine Aussicht, daß Tan Yam Heng sich durch irgendwelche familiären Rücksichten gebunden fühlt?«
    Der Colonel grinste. »Es besteht keinerlei Aussicht. Den Burschen kenne ich. Keine Sorge.«
    Als er gegangen war, blieb Greg noch ein paar Minuten sitzen, beendete seinen Drink und dachte über alles nach, was der Colonel gesagt hatte.
    Er war, so überlegte er, mit schöner Offenheit oder durch die Blume ein Tugendbold, ein Einfaltspinsel, ein Heuchler, ein eingebildeter Esel und undankbarer Zeitgenosse genannt worden, ein Mann, der es fertigbrachte, das Unbehagen seiner verletzten Eitelkeit mit Gewissensqualen zu verwechseln. Zusammen mit den Adjektiven, die er selber hinzugefügt hatte, ergab diese Aufzählung ein recht anschauliches Bild. Dorothy wäre sehr empört darüber gewesen. Das Merkwürdige war nur, daß er selber es keineswegs empörend fand. Tatsächlich fühlte er sich seit Tagen zum erstenmal zum Lachen aufgelegt; nicht über irgend etwas Bestimmtes und ganz gewiß nicht über des Colonels bläßliche Vorstellungen von ausgleichender Gerechtigkeit, sondern weil er plötzlich sein eigenes Gesicht erkannt hatte.
    Er unterschrieb
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