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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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einer Briefmarke zurück und legte sie neben Gregs Ellbogen auf den Tisch. Er setzte sich nicht.
    »Wenn Sie die Güte hätten, mich jetzt zu entschuldigen«, sagte er, nur mühsam beherrscht. »Ich glaube, ich sollte jetzt zur Bank gehen.«
    »Wollen Sie nicht vorher einen Drink nehmen?«
    »Nein, ich werde zur Bank gehen.« Er schwitzte immer noch und verging offensichtlich vor Ungeduld, sich empfehlen zu können.
    »Okay. Ich sehe Sie noch.«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Nilsen. Wiedersehn, Captain.«
    Er eilte davon. Captain Lukey schmunzelte. »Sie müssen eine vertrauensvolle Natur sein, old boy. Wenn es mein Geld gewesen wäre, ich hätte es ihm nicht einmal in die Hand gegeben, um mir meinen Schnürsenkel zu binden.«
    Greg lächelte. Er drückte die Briefmarke auf den Umschlag. »Ich glaube nicht, daß ich mich deswegen beunruhigen muß«, sagte er.
    Sie brachen auf, und Greg ging zum Hotelbriefkasten hinüber. Er war im Begriff, den Brief einzuwerfen, als Captain Lukey ihn zurückhielt.
    »Übrigens, old boy. Habe zufällig die Marke gesehen. Wenn Sie den Brief mit Luftpost nach Manila schicken wollen, müssen Sie noch ein paar Marken mehr draufkleben. Sonst geht er mit der normalen Post. Kann eine Woche länger dauern, bis er ankommt.«
    Greg zuckte die Achseln und ließ den Brief in den Kasten fallen. »Er ist nicht besonders eilig.«
4
    Auf dem Rückweg zum Hotel ging Greg in die ›Chase National‹, durch die sich seine eigene Bank hier vertreten ließ, zahlte die beiden auf amerikanische Dollar ausgestellten Schecks von Mr. Tan ein und bat um spezielle Verrechnung.
    Im Hotel schrieb er dann einen Scheck auf zweitausendeinhundert Dollar aus, zahlbar an das Büro des Amerikanischen Roten Kreuzes in Wilmington. Dorothy, die eine Frau im › Komitee zur Koordinierung freiwilliger Dienste‹ kannte, schrieb einen Begleitbrief dazu. Auf dem Weg zum Reisebüro warfen sie ihn ein.

ZEHNTES KAPITEL
1
    Tan Tack Chee und Tan Siow Mong waren freundliche Männer mit klarem Kopf und guten Nerven; aber als Yam Hengs Quittung in Manila eintraf, gerieten sie in einen Zustand verwirrter Bestürzung, über den Greg sich gefreut haben würde, wenn er ihn auch etwas in Verlegenheit gebracht hätte.
    Tack Chee warf einen entsetzten Blick auf die Quittung und meldete dann ein Überseegespräch mit dem Raffles-Hotel in Singapur an. Man sagte ihm, daß Mr. und Mrs. Nilsen vor zwei Tagen auf dem Dampfer ›Camboge‹ nach Colombo und Bombay abgereist seien. Anschließend versuchte er Yam Heng in dem Gewerkschaftsbüro zu erreichen, in dem er zu arbeiten pflegte. Ein Angestellter teilte ihm mit, daß Yam Heng seit einigen Tagen nicht in seinem Büro erschienen war. Man nahm an, daß er indisponiert sei. Yam Heng hatte kein Telephon in der Wohnung, und Tack Chee wußte, daß es sinnlos wäre, ihm ein Telegramm zu schicken. In wachsender Verzweiflung meldete er ein Gespräch mit der Merchant’s Security Bank an. Der Manager war entgegenkommend und tüchtig. Im letzten Monat war keinerlei Einzahlung auf sein Konto erfolgt. Tack Chee hängte ein, drehte die Klimaanlage auf volle Touren und beauftragte seinen Sekretär, ein Gespräch mit seinem Bruder in Kuala Pangkalan mit Voranmeldung zu bestellen.
    Siow Mong war nicht besonders beunruhigt über die Verzögerung seines Fünfundzwanzigtausend-Dollar-Anteils an Girijas Scheck. Er hatte einen zufriedenstellenden Zwischenbericht aus Singapur erhalten, der besagte, daß der Handel unmittelbar vor dem Abschluß stünde. Und da es immer noch eine ganze Woche bis zu dem Zeitpunkt war, wo der Inder den Wechsel zur Zahlung präsentieren konnte, rechnete er nicht damit, auf seine eigenen Reserven zurückgreifen zu müssen, um den Wechsel zu decken. Nur eines machte ihn etwas nervös. Bisher hatte sich der Sekretär als klug, umsichtig und diskret gezeigt. Die Frage war, ob er weiterhin klug, umsichtig und diskret bleiben würde – mit fünfundzwanzigtausend Dollar auf der Bank? Geld konnte die Menschen zuweilen auf merkwürdige Weise verändern, und für einen jungen Mann in seiner Position würde dies ein Vermögen bedeuten. Was er wohl damit anzufangen gedachte? Irgend etwas Törichtes, etwa einen teuren Sportwagen zu kaufen und prahlerisch damit herumzufahren, um seinen plötzlichen Reichtum aller Welt kundzutun? Und wie gedachte er, wenn das der Fall sein sollte, die Herkunft seines plötzlichen Reichtums zu erklären? Tan Siow Mong hatte beschlossen, bevor die dreißig Tage herum waren,
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