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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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thailändische Grenze geschmuggelt wurde. Irrtum ausgeschlossen.«
    »Wie ist denn Tan an das Zeug herangekommen?«
    »Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich hat er’s gestohlen. Ist das wichtig?«
    »Nein, nur insofern, als ich, wenn er es gestohlen hat, außerdem als der Empfänger gestohlener Waren dastehe.«
    Der Colonel seufzte. »Außerdem, mein lieber Freund: Welcher Vergehen klagen Sie sich vor Gott und den Menschen sonst noch an?«
    »Der Anmaßung, Unwissenheit, Dummheit und des Versuchs, bequemes Geld an Menschen zu verdienen, die sich gegenseitig umbringen wollen. Genügt das fürs erste?«
    Der Kellner brachte zwei Stengahs.
    »Eine Vorsichtsmaßnahme«, erläuterte Colonel Soames. »Ich bezweifle nämlich, ob ich noch rechtzeitig bei meiner Gastgeberin eintreffe, um vor dem Essen einen Drink angeboten zu bekommen. Und nach all den Selbstbezichtigungen wird auch Ihnen ein Drink guttun.«
    Greg schwieg.
    Der Colonel leerte sein Glas zur Hälfte und tupfte sich dann mit einem schwarzseidenen Taschentuch die Lippen. »Heutzutage«, sagte er, »hört man den Ausdruck ›Händler des Todes‹ nur noch selten. Es ist alles sehr traurig. Die Idee, daß der Waffenhändler ganze Völker in Kriege stürzen könnte, die sie nicht gewollt haben, diese Idee hat einer kritischen Untersuchung niemals wirklich standgehalten, nicht wahr? Aber es machte sich gut, einen schönen Butzemann mit Zylinderhut vorzuweisen, dem man alle Schuld zuschieben konnte. Ärgerlicherweise haben wir seit dem Jahr neununddreißig das eine oder andere dazugelernt. Jetzt können wir nicht einmal mehr den Politikern die Schuld geben – jedenfalls nicht im Brustton der Überzeugung. Das wahre Schreckgespenst ist vor Millionen von Jahren mit unseren Vorfahren aus dem Schlamm gekrochen. Nun, wir alle haben davon ein Stück in uns, und wenn wir anfangen, die Stücke zusammenzubringen, dann passiert dasselbe wie bei diesen nuklearen Spaltungsgeschichten – sobald die Masse einen kritischen Punkt erreicht hat, beginnt eine Kettenreaktion und – wumm!«
    Greg hob die Brauen. »Ich hatte immer geglaubt, es gäbe längst eine stereotype Rechtfertigung für jede Art von unerlaubtem Hausieren, sei es mit Rauschgift, mit Schmutz und Schund oder mit Waffen. ›Mach ich’s nicht, macht’s ein anderer.‹ Ist Ihre Rechtfertigung nicht etwas ungewöhnlich?«
    » Ich habe nicht von unerlaubtem Hausieren geredet«, entgegnete der Colonel beleidigt. »Und auch gar nicht daran gedacht, irgend etwas rechtfertigen zu wollen. Ich habe lediglich versucht, den zur Zeit etwas wirren Begriff zu korrigieren, den Sie sich von Ihren Verpflichtungen machen. Mit Waffen zu handeln oder mit Einzelteilen, aus denen Waffen gemacht werden – wo liegt da der Unterschied? Was tut Ihre Regierung mit den Gußformen, die Sie in ihrem Auftrag herstellen – füttert sie die Armen damit, oder baut sie die Dinger in die Raketen ein?«
    »Die Regierung der Vereinigten Staaten verkauft keine Waffen mit Profit.«
    »Das darf ich nicht vergessen, wenn der Atomkrieg beginnt. Es wird mir ein rechter Trost sein.«
    Greg fühlte, daß ihm der Ärger hochkam. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß Sie mit erstaunlicher Leichtigkeit den Standpunkt wechseln. Welchen vertreten Sie in diesem Augenblick?«
    »Major Sutans Standpunkt, möchte ich annehmen.«
    Greg sah ihn verdutzt an.
    Der Colonel nahm sein Glas und betrachtete es zweifelnd. »Natürlich«, sagte er zögernd, »Sie haben einiges durchgemacht, ein paar unangenehme Überraschungen erlebt und wenig Schlaf bekommen. So etwas muß die Urteilskraft jeden Mannes beeinträchtigen. Es ist dasselbe wie bei einem Kater. Alkoholische Reue und so weiter.« Er blickte auf und lächelte versteckt.
    »Worauf wollen Sie hinaus, Colonel?«
    »Nun ja. Nehmen wir an, ich sei Sutan. Recht oder Unrecht, ich kaufe Waffen, um damit für irgend etwas zu kämpfen – für die Freiheit, Macht, soziale Gerechtigkeit oder irgendeine andere Wahnvorstellung. Sie bieten mir Waffen an, und ich akzeptiere Ihr Angebot. Sind wir nicht beide Männer, die in gutem Glauben handeln? Ich gebe Ihnen einen Scheck, und dann passiert etwas Unvorhergesehenes. Mit dem Resultat, daß meine Freunde und ich vor die Wahl gestellt werden: Wir können unsere Hände in Unschuld waschen und Sie und Ihre Frau ungerührt verrecken lassen, oder wir können, unter gewissen Opfern unsererseits, dafür sorgen, daß Sie frei ausgehen. Es ist keine leichte Wahl, aber wir entscheiden
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