Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Eins
    D ancing Queen«, sang Sara Linton leise mit, während sie ihre Runde auf der Rollerskates-Bahn drehte. » Young and sweet, only seventeen.«
    Links neben sich hörte sie das ungestüme Rattern von Skates und konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite drehen, um ein Kind aufzufangen, bevor es mit ihr zusammenprallte.
    » Justin?«, sagte sie, als sie den Siebenjährigen erkannte. Sie hielt ihn am Jackenkragen fest, denn seine Beine wackelten auf den Inlineskates.
    » Hallo, Dr. Linton«, bekam Justin japsend heraus. Der Helm war ihm zu groß, und er schob ihn mehrmals nach hinten, um sie ansehen zu können.
    Sara erwiderte sein Lächeln und musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. » Hallo, Justin.«
    » Sie stehen auf diese Musik, was? Meine Mum auch.« Er starrte sie unverhohlen und mit offenem Mund an. Wie die meisten von Saras Patienten wirkte auch Justin ein wenig verschreckt, als könnte er sich nicht vorstellen, ihr außerhalb der Kinderklinik zu begegnen. Manchmal fragte sie sich, ob man glaubte, dass sie dort im Keller wohnte und darauf lauerte, dass die Leute von Erkältungen oder Fieber heimgesucht in ihre Sprechstunde kamen.
    » Egal.« Justin schob wieder seinen Helm nach hinten und versetzte sich dabei mit dem Ellbogenschoner einen Nasenstüber. » Aber ich hab gemerkt, dass Sie mitgesungen haben.«
    » Lass mich mal«, erbot sich Sara. Sie beugte sich hinunter, um seinen Kinnriemen fester zu ziehen. Die Musik auf der Bahn war so laut, dass Sara die Vibrationen der Bässe in der Plastikschnalle spüren konnte, die sie unter seinem Kinn enger stellte.
    » Danke«, brüllte Justin und legte aus unerfindlichem Grund beide Hände oben auf den Helm. Diese Bewegung raubte ihm das Gleichgewicht, und er geriet ins Stolpern, konnte sich aber gerade noch an Saras Bein festklammern.
    Sara hielt ihn wieder an der Jacke fest und führte ihn hinüber zum Geländer am Außenrand der Bahn. Sie selbst hatte auch ein Paar Inlineskates anprobiert, sich dann aber für die altmodischen Rollschuhe mit vier Rädern entschieden, denn sie wollte sich nicht vor den Augen der halben Stadt auf den Hintern setzen.
    » Wow«, kicherte Justin und hängte sich haltsuchend an das Geländer. Er sah auf ihre Skates hinunter. » Mann, haben Sie große Füße!«
    Sara blickte ebenfalls hinab und wurde vor Verlegenheit rot. Seit sie sieben Jahre alt war, hatte man sie wegen ihrer großen Füße gehänselt. Obwohl sie sich nun fast dreißig Jahre lang diesen Spott hatte anhören müssen, wäre Sara immer noch am liebsten mit einer Schüssel Schokoladeneis unters Bett gekrochen, wenn sie auf ihre Füße angesprochen wurde.
    » Sie haben ja Skates für Jungs an!«, kreischte Justin und ließ das Geländer los, um auf ihre Skates zeigen zu können. Sara konnte ihn gerade noch stützen, bevor er ausglitt und stürzte.
    » Mein Lieber«, flüsterte Sara ihm zuckersüß ins Ohr. » Das wirst du spätestens dann bereuen, wenn deine Nachimpfungen fällig werden.«
    Justin lächelte seine Kinderärztin unsicher an. » Ich glaube, meine Mum will was von mir«, murmelte er und hangelte sich am Geländer entlang, wobei er argwöhnisch über die Schulter blickte, um sich davon zu überzeugen, dass Sara ihm nicht folgte.
    Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an die Balustrade, während sie ihm nachschaute. Wie die meisten Kinderärzte liebte Sara ihre Patienten, aber es sprach einiges dafür, am Samstagabend von ihnen unbehelligt zu bleiben.
    » Ein Verehrer?«, fragte Tessa, die neben ihr bremste.
    Sara warf ihrer Schwester einen strengen Blick zu. » Erklär mir doch bitte mal, wie ich hierhergeraten bin.«
    Tessa versuchte ein Schmunzeln. » Aus purer Liebe zu mir?«
    » Genau«, erwiderte Sara sarkastisch. Auf der anderen Seite der Bahn erspähte Sara Devon Lockwood, Tessas derzeitigen Freund, der auch im Klempnerbetrieb der Familie Linton arbeitete. Devon führte seinen Neffen auf der Bahn für die Kleinen im Kreis herum, während sein Bruder zuschaute.
    » Seine Mutter hasst mich«, murmelte Tessa. » Sobald ich in seine Nähe komme, sieht sie mich giftig an.«
    » Daddy ist bei unseren Freunden doch auch nicht besser«, erwiderte Sara.
    Devon merkte, dass sie zu ihm hinschauten, und winkte.
    » Er kann gut mit Kindern umgehen«, sagte Sara und winkte zurück.
    » Er kann auch noch mit was anderem gut umgehen«, sagte Tessa leise. Sie wandte sich wieder Sara zu. » Dabei fällt mir ein– wo ist denn Jeffrey?«
    Sara
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher