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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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aus Singapur der Gedanke, Sie anzurufen.«
    »Vielleicht ist uns beiden derselbe Gedanke gekommen, Mr. Tan.«
    Unwillkürlich fuhr Mr. Tan zusammen.
    »Ich beziehe mich«, fuhr Girija fort, »auf den für mich sehr traurigen Gedanken, daß nach den gegenwärtigen Abmachungen unsere sehr befriedigende Zusammenarbeit in Kürze enden wird.«
    Mr. Tan entspannte sich. Er hatte die Worte ›nach den gegenwärtigen Abmachungen‹ zur Kenntnis genommen und beschlossen, dem Inder Gelegenheit zu geben, sich näher zu erklären.
    »Ich möchte hoffen«, sagte Girija höflich, »daß unsere Verbindung sich von Ihrem Standpunkt aus als ebenso zufriedenstellend erwiesen hat.«
    »O ja, sehr zufriedenstellend«, versicherte Mr. Tan tapfer.
    »Und für Mr. Lee?«
    »Auch zur vollen Zufriedenheit, glaube ich.«
    »Darüber bin ich sehr froh«, sagte Girija, »weil es mir den Mut gibt, Ihnen ein weiteres Problem vorzulegen in der Hoffnung, wiederum gut beraten zu werden.«
    Mr. Tan schwieg.
    Wiederum strahlte ihn Girija an. »Ich bin sehr traurig, Ihnen sagen zu müssen, daß der Freund, von dem ich sprach, inzwischen verstorben ist.«
    Mr. Tan gestattete sich, schmerzlich den Mund zu verziehen. »Ich fühle mit Ihnen.«
    »Danke. Wie Sie wissen, hatte mein Freund Geld. Das geht jetzt an mich. Unglücklicherweise hinterließ er kein Testament. Meine Schwierigkeit besteht im Augenblick darin, für dieses Testament einen Ersatz zu finden.«
    Mr. Tan verbarg seine Zufriedenheit meisterhaft. »Ich kann die Schwierigkeit ermessen«, sagte er. »Tatsächlich, wenn Sie mir erlauben wollen, das zu sagen, hatte ich sie vorausgesehen. Ich wüßte sogar eine mögliche Lösung, die ich Ihnen vorschlagen könnte, wenn Sie daran interessiert sind.«
    »Ich bin in der Tat außerordentlich interessiert.«
    Mr. Tan ging daran, einigermaßen umständlich seinen Jahresrenten-Plan zu entwickeln. Aber als er sich über dessen Vorteile auszulassen begann, mußte er zu seiner Beunruhigung sehen, daß sich auf dem Gesicht des Inders zum erstenmal ein Lächeln purer Belustigung ausbreitete. Er merkte, daß er ärgerlich wurde, und unterbrach sich mitten im Satz.
    Das Lächeln verschwand augenblicklich, und Girija beugte sich vor.
    »Mr. Tan, ich bitte um Verzeihung. Vielleicht hätte ich es gleich sagen sollen. Für das Projekt, an das ich denke, wird ein Mindestkapital von fünfundzwanzigtausend Dollar erforderlich sein, wenn wir mit Gewinn operieren wollen.«
    Mr. Tan erfuhr niemals, ob der Inder die Worte ›wir‹ und ›Gewinn‹ in diesem Augenblick absichtlich benutzt hatte; ebenso wurde es ihm nie richtig klar, wie es geschehen konnte, daß zwanzig Minuten später der Inhalt des Karteikastens über seinen Schreibtisch verstreut lag und er benommen einem Vortrag über die Wirtschaftlichkeit öffentlicher Verkehrsmittel in ländlichen Gegenden lauschte. Es war ziemlich schwierig gewesen, dem Inder ins Wort zu fallen und die Initiative wiederzugewinnen; und auch dann behielt er sie nicht lange.
    »Warum fangen Sie nicht mit einem Bus an? Warum müssen Sie zwei haben?«
    »Die Leute sollen möglichst schnell merken, daß die Busse verläßlich sind, denn sonst bleiben sie bei ihren Fahrrädern. Der Busdienst muß unersetzlich werden, Mr. Tan. Mit nur einem Bus kann man keinen pünktlichen Betrieb gewährleisten.«
    »Aber wenn Sie als einzigen Bus einen neuen kauften, dann würden Sie damit die Verläßlichkeit haben, die Sie als so wichtig erachten.«
    »Zunächst einmal können wir uns keinen festangestellten erfahrenen Mechaniker leisten. Infolgedessen können wir nachts auch keine Instandhaltungsarbeiten verrichten, wie das die großen Bus-Betriebe tun. Was ich vorschlage, ist, zwei von diesen modernisierten Bussen zu kaufen. Ich kenne diese Firma in Acton bei London. Sie hat große Erfahrung auf diesem Gebiet. Die Chassis sind alt, aber sehr gut. Die Karosserien sind den Bedingungen im Fernen Osten angepaßt. Sehen Sie, hier ist eine Abbildung.«
    Mr. Tan schob das Bild zur Seite. »Ja, ja. Das ist alles sehr interessant. Aber warum kommen Sie mit diesem Projekt zu mir?«
    Girija kehrte auf seinen Platz auf der anderen Seite vom Schreibtisch zurück, bevor er antwortete. Er sprach langsam und methodisch. »Erstens, Mr. Tan, weil ein Busdienst von der Art, wie ich ihn beschrieben habe, eine logische Weiterentwicklung der Anglo-Malaiischen Transportgesellschaft bedeuten würde. Zweitens, weil Mr. Wright wegen der Fachmagazine, auf die ich abonniert
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