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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme
Autoren: Patrick D. Cowden
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Prolog
The best Memmen in the world
    Ich kenne sie gut. Ich sehe sie schon morgens auf dem Firmenparkplatz. In allen Varianten, Farben und Größen. Als gemütliche Familienwagen. Als sportliche Flitzer. Als Geländewagen ohne Geländedreck. Als schwere Luxuslimousinen. Oft sind sie von außen sehr nett anzuschauen. Aber wenn sich die Türen der kraftstrotzenden Karossen öffnen, dann erscheinen sie. Und spätestens, wenn sie im Büro ihre Arbeit beginnen, dann muss ich meinen Eindruck neu justieren.
    Ihre Powerautos, sie scheinen etwas zu kompensieren, das ihnen als Führungskraft leider abgeht. Während die Motoren ihrer Wagen gefällig Gas geben, zucken sie jeden Tag zurück wie ein Porsche im Wildwechsel und schalten fünf Gänge runter. Ihre teuren Sportwagen begeistern mit mit­reißendem Fahrspaß, während sie selber missmutig durch die Bürogänge streifen und die Mitarbeiter frustrieren. Das schnittige Design ihrer Limousinen präsentieren sie gern, während sie selbst sich am liebsten in die dunkle Höhle ihrer Büros zurückziehen.
    Auf den Firmenparkplätzen in der ersten Reihe stehen tolle, komfortable, PS-starke Wagen. Der Führungsstil ihrer Besitzer aber ist zäh, langweilig, verzagt und mutlos. Und je größer und mächtiger eine Limousine ist, desto enttäuschender ist ihr Besitzer. Desto wahrscheinlicher hüpft ein Zwerg vom Fahrersitz, der bereit ist, sich aus jeglicher Verantwortung herauszureden.
    Manchmal frage ich mich, wie sie mit diesen Widersprüchen klar kommen. Wie sie das nur selbst aushalten können.
    Warum ich so wenig Nettes über sie sage?
    Weil ich in den vergangenen 25 Jahren viel zu viel mit ­ihnen zu tun hatte. In knapp einem Dutzend verschiedener Firmen. Bei deutschen Mittelständlern ebenso wie in interna­tionalen Konzernen, in unterschiedlichen Branchen. Seit ich damals als 19-jähriger US-Amerikaner beschloss nach Deutsch­land auszuwandern, um hier meine Karriere zu starten. Eine merkwürdige Idee, fliegen doch die meisten in die entgegengesetzte Richtung. Ich begann auf dem Frankfurter Flug­hafen Flugzeuge zu be- und entladen, bis ich auf dem Flugfeld beschloss, die Karriereleiter hochzuklettern. Und zwar ohne Studium, dafür aber mit starkem amerikanischem Akzent. Mit 29 Jahren wurde ich zum ersten Mal Geschäftsführer. Und flog wenig später zum ersten Mal hochkant aus einer Firma, weil ich einigen wichtigen Leuten auf den Schlips getreten war. Das war okay. Ich stand wieder auf. Meine Karriere ging weiter. Bis heute erfolgreicher denn je.
    In all den Jahren sind die Memmen-Chefs meine obligatorischen Begleiter gewesen. Wo auch immer mich mein persönlicher Karriereweg hinbrachte: Sie waren schon da. Und machen selbst heute noch mir und meinen Mitarbeitern das Leben schwer. Manchmal bringen sie uns mit ihrer Mutlosigkeit zum Lachen, ein anderes Mal wollen wir vor Verzweiflung schreien. Ich finde, es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert. Denn mal ehrlich: Am liebsten würde ich nicht über sie lachen, sondern mit ihnen. Denn so ernst es mir mit der Botschaft dieses Buches auch ist: Die verbliebenen 49,9 Prozent Amerikaner in mir finden die Konsequenz der deutschen Management-Memmen manchmal auch ziemlich unterhaltsam.
    Die Deutschen müssen einfach alles konsequent durchziehen – kompromisslos im Guten wie im Schlechten. Deutsche Fahrer gewinnen die Formel 1 entweder gleich fünfmal hintereinander oder wenigstens vier Rennen vor Saisonende. Wenn ein Deutscher Papst wird, ist gleich ganz Deutschland Papst. Die Deutsche Bahn kommt gründlich zu spät. Keine halben Sachen.
    Diese Konsequenz macht auch vor dem Memmentum deutscher Manager nicht halt. Die »German Angst« – sie ist nicht nur in dem einen oder anderen Eck-Büro zu Hause, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch das »Management Made in Germany«. Memmen-Bosse gibt es auch in anderen Ländern, aber nirgends wird so ängstlich geführt wie in deutschen Chefetagen. Wenn die Chefs selbst sich darüber im Klaren wären, würden sie wahrscheinlich einen Verein gründen. Das Vereinsmotto habe ich jedenfalls deutlich vor Augen:
    Â»We’re the best Memmen in the world!«

Einleitung
Unterwegs im Memmen-Land
    Wie weit oben oder unten wir in einem Unternehmen auch stehen mögen, die meisten von uns teilen das gleiche Schicksal: Wir haben
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