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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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Preise. Eine Flut von Klienten für seine Privatdetektei folgte. Sie schienen zu glauben, daß ein Mann, der so schwindelerregende Preise machte, sehr gut sein mußte – was Darzek sicher war –, aber zu seinem Kummer hatten die neuen Klienten keine interessanteren Probleme als die alten.
    Er erfuhr etwas über sein Geschäft, das ihr entgangen war, als er sich noch seinen Lebensunterhalt damit verdienen mußte: Sehr wenige Jobs sahen anfangs vielversprechend aus. Die Verwicklungen, die ihn so entzückten, zeigten sich meist erst, wenn die toten Äste und das Unterholz weggeräumt waren und man an die Wurzel stieß. Er mußte zehn Fälle annehmen, um einen zu entdecken, der ihn ehrlich interessierte. Und die mühselige Arbeit, sich durch neun langweilige Fälle zu ackern, obwohl er das Geld nicht brauchte, vergällte ihm die Freude am zehnten Fall.
    Er liebte seinen Beruf zu sehr, um sich zurückziehen zu können, aber er fand es unmöglich, sich dauernd mit der Arbeit zu befassen. So dachte er sich exotische Urlaubsziele aus, um der Langeweile der unerwünschten Fälle zu entfliehen, und sein Urlaub wurde unweigerlich dadurch ruiniert, daß er sich einbildete, im gleichen Moment warte daheim ein interessanter Fall auf ihn.
    Er war eben bei der Erkenntnis angelangt, daß er ein unglücklicher Mensch war.
    Aber Tahiti war nun eine andere Sache. Er fragte sich, weshalb er bis dahin noch nicht auf Tahiti gekommen war.
    Als er von seinem ausgedehnten Mittagessen zurückkam, bei dem er sich drei neue Möglichkeiten ausgedacht hatte, unerwünschte Klienten loszuwerden, blieb er erschüttert in der offenen Tür seines Büros stehen. Miß Schlupe, die zum erstenmal, seit er sie kannte, aufgeregt wirkte, sprang mit zitternden Händen von ihrem Schaukelstuhl auf.
    »Ich sagte dem Mann, daß es ein Irrtum sein müßte«, wimmerte sie. »Aber er bestand darauf ...«
    »Was in aller Welt soll das?« fragte Darzek schwach.
    Kartons füllten das Büro aus, jeder einzelne neu und säuberlich verschlossen. Ein schmaler Durchgang führte zu Darzeks Privatbüro. Er öffnete die Tür und sah weitere Kartonstapel.
    »Ihr Name steht auf jeder Schachtel«, sagte Miß Schlupe zu ihrer Verteidigung. Sie rang die Hände. »Was mag nur darin sein?«
    »Ich weiß nicht. Zeitbomben vielleicht, obwohl ich mir denken könnte, daß ein Dutzend auch die blutrünstigsten Seelen befriedigen würde. Was es auch sein mag, es liegt in vielfacher Ausfertigung vor. Welcher unserer Feinde hat keinen Sinn für Bescheidenheit?«
    »Sind Sie sicher, daß Sie nicht etwas für Ihre Reise bestellt haben und die falsche Nummer erwischten?«
    »Ein einfacher Tippfehler kann für diese Überschwemmung nicht verantwortlich sein. Außerdem habe ich nichts bestellt. Gehen Sie nach unten und essen Sie etwas, während ich einen dieser Kartons öffne.«
    »Unsinn!«
    »Miß Schlupe!« sagte Darzek streng. »Ihre Treue wird hier nicht in Frage gestellt – denken Sie vernünftig!«
    »Unsinn!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, stupste einen Karton vom Stapel und fing ihn geschickt auf. »Machen Sie ihn auf. Er ist nicht schwer genug für eine große Zeitbombe.«
    »Dann sterben wir gemeinsam durch eine kleine Zeitbombe«, sagte Darzek fröhlich. Er entfernte das Klebeband mit seinem Taschenmesser, sah sich den Inhalt an und verschloß den Karton wieder.
    »Sie haben mich nicht einmal hineinsehen lassen«, beschwerte sich Miß Schlupe. »Was ist darin?«
    »Geld.«
    »Geld? Sie meinen, in all diesen Schachteln – aber das ist doch lächerlich!«
    »Es ist mehr als das. Es ist ungeheuerlich.« Er gab ihr das Taschenmesser. »Versuchen Sie es selbst.«
    Sie holte den nächsten Karton herunter und löste das Klebeband. »Geld!« flüsterte sie. »Warten Sie nur, bis das Finanzamt davon erfährt.«
    »Wahrscheinlich steht kein Absender auf den Schachteln?«
    »Ich sehe keinen.«
    »Schade. Dann kann ich es nicht zurückschicken. Kennen wir jemand, der einen Riesentresor hat?«
    »Wollen Sie es nicht zählen?«
    Darzek setzte sich stirnrunzelnd auf die Kante ihres Schreibtisches. »Das würde Stunden dauern. Außerdem weiß ich, wieviel es ist. Eine Million Dollar. Haben Sie den Lastwagen gesehen, der die Pakete ablieferte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Schade. Wenn wir seine Nummer hätten ...«
    »Sie haben nicht gesagt, daß ich nach Autonummern schauen sollte.«
    »Ich dachte nicht, daß es sich als nötig erweisen würde. Von jetzt an machen wir es zur Regel.
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