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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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sich dem jramp näherte. Blinzelnd starrte er in das düstere Innere, doch er konnte nichts hinter den Schatten und Filtern erkennen. Nach einem tiefen Atemzug sprang er blindlings vorwärts. Er hatte bereits eine Bestimmungstafel erreicht und drückte zögernd auf ein paar Zahlen, als ein Proktor mit einem heiseren Schrei aus dem Schatten sprang. »Grilf! Grilf!«
    Biag-n schlüpfte unter dem knorrigen Arm durch, riß sich von den wurzelartigen Fingern los und floh. Ein Stück Stoff blieb in der Hand des Angreifers zurück.
    Drei Proktoren jagten ihn um das Oval. Ihre Lichtabschirmungen flatterten im Wind, und die langen, vielfach gegliederten Beine knackten, als sie über die häßlichen Abfälle der nächtlichen Schlacht sprangen. Biag-n kroch durch eine Hecke von Nachtblumen und ließ sich zwischen die hohen Pflanzen eines Kräutergartens fallen. Die Proktoren liefen die Hecke entlang und schrillten Schimpfworte, aber sie folgten ihm nicht. Trotz ihrer Abschirmungen war das volle Tageslicht schmerzhaft, und sie kehrten bald in das kühle Dunkel ihrer Wohnungen zurück.
    Als Biag-n endlich seine Furcht überwunden hatte, war es bereits Nachmittag. Die Sonne hing tief am rötlichen, wolkenlosen Himmel. Biag-n wandte sich resigniert ab und ging zu Fuß. Er machte einen weiten Umweg um den Perimeter der Stadt und vermied sorgfältig die elliptischen Anordnungen der Wohnkuppeln. Es wurde bereits Abend, als er ängstlich aus einem Obstgarten trat und auf die kleinen verwitterten Kuppeln der Alten Stadt hinunterblickte.
    Er warf einen Blick auf die sinkende Sonne und begann zu laufen. Bald würde der kurze Tag von Quarm mit rotem Glanz vergehen, und dann war seine letzte Chance vorbei. Er rannte in panischer Angst den Hügel hinunter, und hatte beinahe die kleine Ansammlung von winzigen Läden und primitiven Fabriken erreicht, als ein plötzlicher Windstoß die Stimmen zu ihm heranbrachte. Er blieb schauernd stehen, als er die Rufe des Mobs hörte: »Grilf! Grilf!«
    »Sie sind schon am hellen Tag draußen!« keuchte er.
    Die schmalen Ovale der Alten Stadt waren noch friedlich und verlassen. Biag-n eilte auf sie zu und suchte illusorischen Schutz im Schatten der Kuppelbauten.
    Er sprang auf den ersten Laden zu und trat heftig auf die Anmeldeplatte. Durch die Luftschlitze konnte er das wirbelnde bunte Licht sehen. Schließlich glitt die plumpe Tür auf, und der Besitzer des Hauses stand im Eingang. Er blinzelte unsicher durch seine Lichtabschirmung und konnte Biag-ns kleine, rundliche Gestalt erst nicht erkennen. Dann beugte sich sein Körper mit knackenden Gelenken vor. Seine großen Augen glühten hinter der getönten Abschirmung auf.
    »Geh weg!«
    Biag-n zerrte ein Stück Stoff aus seiner Mustermappe und bot es mit zeremoniellem Armschwung an. »Ich habe dir etwas zu zeigen!«
    »Geh weg!«
    Der Besitzer trat zurück. Die Tür schloß sich krachend. Traurig wandte sich Biag-n ab.
    Selbst zu normalen Zeiten hätte es sie geärgert, wenn er untertags gekommen wäre. An diesem Tag haßten sie ihn deswegen, aber er konnte es nicht ändern.
    Er sprintete von Kuppel zu Kuppel. Die wenigen Bewohner, die ihm öffneten, knickten ihre Körper ab und knurrten ihm ins Gesicht, dann knallten sie ihre Türen zu. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie die Proktoren riefen.
    Er hatte drei Viertel des Weges um das Oval zurückgelegt, bis ihm der Gedanke kam, sein Annäherungsschema zu ändern. Als sich die nächste Tür öffnete, sagte er atemlos: »Cown, ich brauche deine Hilfe.«
    Und er schob sich nach innen.
    Einen Moment lang war der Quarmer zu entsetzt, um zu protestieren. Biag-n sah ihn verzweifelt an. »Ich muß bald von hier fort. Du weißt das?«
    Cown knurrte.
    »Sieh dir das an!« Biag-n zeigte ihm das kreisförmige Muster.
    Cowns Wurzelfinger schnellten vor und zogen sich wieder zurück. »Was willst du?«
    »Ich habe hundert Gios von diesem da zeitfristig eingelagert. Wenn ich es nicht verkaufe, bevor ich Quarm verlasse, verliere ich alles. Es ist einer der besten Käufe, die ich je gemacht habe, und ich biete es dir um den halben Preis an.«
    »Hinaus!« knurrte Cown.
    Biag-n sah ihn ruhig an. »Cown, war ich je aufdringlich zu dir?«
    Der Quarmer sah weg.
    »Der Posten ist ein großer Gewinn für dich«, drängte Biag-n. »Und ich bin vor einem Verlust gerettet.«
    Er beobachtete unruhig das Gesicht des Quarmers. Cown mußte wissen, daß die fremden Schiffe an den Transferstationen nicht mehr abladen
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