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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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schien die Angelegenheit einen Moment lang zu erwägen. Dann fragte er: »Ist das nicht ziemlich viel?«
    »Meiner Ansicht nach nicht. Ich weiß nicht, was Ihr Leben wert ist, aber ich schätze das meine sehr hoch ein, und ich finde, ich habe das Recht dazu, den Wert selbst festzulegen.«
    »Das habe ich keineswegs bezweifelt«, meinte Smith entschuldigend. »Ich fürchte jedoch, daß der Preis meine Mittel bei weitem überschreitet. Könnten Sie es in keinem Fall so arrangieren, daß Sie weniger verlangen? Ich versichere Ihnen, daß Ihre Dienste dringend benötigt werden. Menschen mit Ihren Fähigkeiten sind sehr schwer zu finden.«
    »Deshalb sind wir so teuer«, sagte Darzek trocken.
    »Ja. Eine Million Dollar im voraus.« Smith nickte, dann schüttelte er den Kopf. Er erhob sich unsicher und reichte Darzek eine schlaffe, trockene Hand.
    »Noch eine Frage, wenn Sie gestatten«, sagte Darzek. »Wer hat Sie hergeschickt?«
    »Es steht mir nicht frei, das zu enthüllen.«
    »Mir steht es nicht frei, einen Auftrag anzunehmen, wenn ich nicht weiß, für wen ich arbeite. Daran kann auch ein Preis nichts ändern.«
    »Natürlich. Wenn es uns gelänge, Sie für unsere Dienste zu gewinnen, würden wir Sie besser informieren. Aber ich fürchte, daß eine Million Dollar ...«
    »... zu teuer ist.«
    »Richtig. Vielen Dank, Mister Darzek.«
    Smith nickte abgehackt, drehte sich herum und schlurfte aus dem Büro. Darzek sah einen Moment später hinaus und fand das äußere Büro leer. Er setzte sich in Miß Schlupes Schaukelstuhl und wartete auf ihre Rückkehr.
    Sie kam herein und schwang unwillig ihre Handtasche. Ihre Wangen waren vom Sturm gerötet, ihre Brille hatte sich beschlagen, und die grauen Löckchen sahen starr und weiß aus.
    »Ich folgte ihm zum nächsten Transmitter«, berichtete sie. »Ich dachte, er hätte auf den Knopf Central Park West gedrückt, aber er war nicht dort, und bis ich zum Central Park Ost kam ...«
    »Macht nichts«, sagte Darzek. »Es war die Mühe nicht wert. Jemand, der Geld zum Wegwerfen und obendrein einen perversen Sinn für Humor hat, möchte sich einen Witz mit mir erlauben. Ich habe die falschen Karten gezogen, und Smith bekam kalte Füße. Schade. Vielleicht wäre es ein netter Witz geworden. An einem Tag wie heute braucht man etwas zum Lachen. Ich möchte wissen, welcher meiner sogenannten Freunde daran beteiligt ist.«
    Er nahm seinen Mantel aus dem Schrank.
    »Wohin gehen Sie?« fragte Miß Schlupe.
    »Nach Tahiti«, erwiderte Darzek verträumt. »So schnell wie möglich.«
     

 
2.
     
    Die Morgendämmerung vertrieb die Randalierer, und sie hetzten in ihre Häuser.
    Biag-n kroch aus seinem Versteck und beobachtete ihren Rückzug. Wenige trugen einen Lichtschutz, und als die rasch aufsteigende Sonne den rosigen Himmel mit glühendem Orange überzog, stolperten sie in panischer Angst von Schatten zu Schatten und hielten die langen, wurzelförmigen Finger vor die lidlosen Augen.
    Eine unbehagliche, bedrückende Stille folgte ihrem Abzug. Der Rauch von unzähligen Feuern erstickte den Horizont; Waren aus unzähligen Lagerhäusern und Wohnungen waren von einem Oval bis zum nächsten verstreut. Proktoren – Disziplinarbeamte des Staates – hatten die ausländischen Händler mit ihren Familien weggebracht, und der Mob war hinterdrein gezogen, um alles zu plündern, zu zerstören und zu verbrennen. Sogar die persönlichen Besitztümer der Händler waren mitgenommen und dann einfach auf die Straße geworfen worden. Eine mit Juwelen geschmückte Platte, die ungeheuren Wert besaß, lag vergessen vor Biag-ns Tür.
    Ein wahnsinniger Mob nach dem anderen hatte in der brandhellen Nacht gewütet, aber alle hatten das bescheidene Heim von Biag-n, dem Hausierer, übersehen. Er akzeptierte das Wunder dankbar, aber er machte sich keine Illusionen darüber, was nächste Nacht geschehen würde. Sobald er es wagte, kroch er ängstlich aus seinem Heim, die Mustermappe unter dem Arm.
    So vorsichtig sich Biag-n auch bewegte, das harte Klicken seiner winzigen Füßchen auf dem Quarzboden war erschreckend laut. Er zuckte bei jedem Schritt zusammen. Sein Selbsterhaltungstrieb forderte ihn zur Flucht auf, aber er zwang sich zum langsamen Dahinschlendern. Eine Hand umkrampfte die Mustermappe, und er richtete die Blicke nur auf die Straße, obwohl er genau wußte, daß die Eingeborenen ihn durch die transparenten Wände der Kuppelbauten haßerfüllt anstarrten.
    Er verlangsamte seinen Schritt noch mehr, als er
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