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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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fragen. Die Tür zum Nachtraum stand offen, und E-Wusk unterhielt sich mit einem Nachtgeschöpf, das unsichtbar im Dunkel lag. Ein paar junge Unter-Händler standen ehrfürchtig in der Nähe und hörten mit höflicher Faszination zu.
    Der Kapitän erklärte sein Problem, und E-Wusk schüttelte sich vor Lachen. »Oh-hoho! Noch hundert? Ich wußte gar nicht, daß es so viele Ausländer auf Quarm gab. Wo haben die sich bloß versteckt?«
    »Unter den Felsen – mit dem restlichen Ungeziefer!« fauchte der Kapitän.
    »Oh-hoho! Nehmen Sie meine Kabine. Da ist Platz für zwanzig, wenn ich nicht drin bin. Nehmen Sie die von Gul Meszk ebenfalls und schicken Sie ihn zurück nach Quarm. Er ist im Grunde seines Herzens Quarmer. Sie haben nicht einmal seine Lagerhäuser verbrannt.«
    Gul Meszk, ein eckiger Kerl mit sechs Gliedmaßen, schob sich mit gelangweilter Miene vorbei. Er sagte: »Ist es meine Schuld, daß ich keine brennbaren Stoffe gelagert habe? Außerdem sind meine Lagerhäuser verbrannt – alle. Sie haben es nur zufällig nicht gesehen.«
    E-Wusk lachte gurgelnd. » Mein Lagerhaus hat man brennen gesehen! Ich hoffe, daß sich ein paar der Schufte ihre Knorpel verbrannt haben.«
    Meszk sah ihn schlau an. »Jetzt, da Sie es selbst sagen – Ihr Lagerhaus hat tatsächlich schrecklich gequalmt.«
    »Gequalmt! Lichterloh hat es gebrannt! Die Quarmer mußten heimlaufen und ihre Lichtabschirmungen holen, oh-hoho!« Sein ganzer Körper wurde erschüttert. »Ich habe es kommen sehen. Sie können nicht sagen, daß ich Sie nicht gewarnt hätte. Ich habe mein Lagerhaus vor zehn Tagen ausgeräumt. Ich sagte es Ihnen damals ...«
    »Sie haben es mir gesagt«, meinte Meszk resigniert. »Ich dachte, es sei wieder einer von Ihren Scherzen gewesen.«
    »Oh-hoho!« E-Wusk ließ sich auf den Rücken fallen und rang nach Luft. »Er dachte, es sei ein Scherz!« Er gurgelte hilflos. »Oh-hoho! Das ist ein Scherz!«
    »Ich hatte die Sache mit dem frunl nicht vergessen«, knurrte Meszk. »Ich gab meinen ganzen Vorrat mit Verlust ab. Und die anderen taten das gleiche.«
    »Das war nicht mein Witz«, sagte E-Wusk. »Er stammte von Gul Rhinzl. Ich durchschaute ihn nur und machte mit.«
    »Jedenfalls habt ihr beide alles frunl von Quarm aufgekauft und dann den Preis verdoppelt. Kein Wunder, daß bei solchen Vorkommnissen die Quarmer revoltierten.«
    E-Wusk schüttelte sich vor Lachen.
    »Und als Sie kamen und uns diese Geschichte von der Katastrophe erzählten, glaubte ich kein Wort. Ich ging nur alle meine Vorräte durch und überlegte, auf welche Ware Sie dieses Mal aus sein könnten. Aber eine Frage: Wenn Sie Ihr Lagerhaus vor zehn Tagen geräumt haben, weshalb brannte es dann so spektakulär?«
    »Ich vermietete es – oh-hoho! – an einen Eingeborenen. Er stapelte gerade noch rechtzeitig mron -Öl!«
    Die Unter-Händler lachten schallend. Meszk sah verwirrt drein. »Aber weshalb verbrannten die Quarmer einheimisches Öl?«
    »Quarmer-Logik!« keuchte E-Wusk. »Es war ein ausländisches Lagerhaus, verstehen Sie, deshalb verbrannten sie es. Aber sie setzten nur das Gebäude in Brand. Sie berührten den Inhalt nicht.«
    Der Witz verbreitete sich im Tagesraum. Meszk lachte und ging weg, und Biag-n drängte sich näher an E-Wusk heran. Er wurde von ernsten Gewissensbissen geplagt. Er hatte seinen Bericht bereits geschrieben und wollte ihn bei der nächsten Gelegenheit abschicken. Aber plötzlich wurde ihm klar, daß er die kritische Frage nicht beantwortet hatte. Er war hierher geschickt worden, um herauszufinden, worin die Waffe bestand. Und er hatte die Waffe vergessen.
    Der Reichtum an Details in dieser revoltierenden Welt hatte seine Sinne überlastet. Er hatte eifrig jeden Aspekt im Verhalten der Quarmer studiert und dabei das Wesentliche vergessen. Er hatte kein einziges Mal nach dem Warum gefragt.
    Er sagte schüchtern: »Verzeihung, Exzellenz, aber Sie sagen – Sie sahen es kommen?«
    E-Wusk sah ihn neugierig an. »Ich glaube nicht, daß wir einander kennen.«
    »Biag-n, zu Diensten«, sagte Biag-n mit einer tiefen Verbeugung.
    »Biag-n – ich erinnere mich nicht ... Womit handeln Sie?«
    »Mit Textilien, Sire«, sagte Biag-n unterwürfig.
    »Textilien? Ich weiß immer noch nicht recht. Wo hatten Sie Ihr Büro?«
    »Ich – ich habe direkt verkauft«, stammelte Biag-n voller Scham.
    »Ah! Aber deshalb brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen. Irgendwo muß man anfangen. Ich habe auch ›direkt verkauft‹. Sehen Sie mich nicht
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