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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge
Autoren: Dario Vandis
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Woormreiter war da wohl kaum der Ehemann, von dem die Familie träumte…
    Ich habe nichts und niemanden mehr, erkannte Nabuu erschüttert. Ich könnte hier unten draufgehen, und es würde niemanden interessieren. Im Gegenteil, dieser Blödmann Cris würde sich wahrscheinlich ein zweites Loch in den Arsch freuen.
    Ein Ruf wurde laut.
    Er kam direkt aus der Dunkelheit vor Nabuu, und der Woormreiter sprang reflexartig auf die Beine und zog sein Schwert, bereit zur Verteidigung.
    Doch es war nur ein Gardist, der hinter einem Felsvorsprung auftauchte. Die Lampe an seinem Kopf flackerte schwach, und im fluoreszierenden Licht der Bakterien an der Höhlendecke waren die Falten zu erkennen, die sich in sein erschöpftes Gesicht gegraben hatten. Trotzdem spiegelte seine Miene Zufriedenheit.
    »Wir haben etwas gefunden, Herr Minister!«
    »Was denn?« Wabo stemmt sich hoch.
    Der Gardist hielt etwas Schweres, Längliches in der Hand, das viel zu dick für eine Schwertscheide war. Außerdem besaß das Ding eine Art Gelenk in der Mitte, denn der untere Teil knickte ab und baumelte in der Luft.
    Der Gardist übergab das seltsame Ding an Wabo, der es von allen Seiten betrachtete und sich dann auf dem Boden niederließ und sein leeres Hosenbein hochkrempelte.
    »Die Götter haben uns wieder lieb«, sagte er zufrieden. »Mit einem Bein hätte ich den Kampf gegen die Grauhäutigen kaum fortsetzen können…«
    ***
    Marie versuchte zu begreifen, was sie soeben gehört hatte.
    Ich bin tot, war der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss. Er war so absolut, so endgültig, dass es ihr schwer fiel, über ihn hinaus zu denken.
    Ich bin tot. Ich bin tot. Ich bin tot. Nein, das war Blödsinn.
    Noch lebte sie.
    Aber warum! Warum hatte das Gift bei ihr nicht dieselbe Veränderung bewirkt wie bei Nooga? Die Anzeichen waren da gewesen: Ihr war übel geworden. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen gehabt, war sogar in Ohnmacht gefallen – aber im Gegensatz zu den anderen Opfern war sie nicht als Gruh wieder erwacht, sondern konnte weiterhin denken, sprechen – und verspürte nicht den geringsten Hunger nach Menschenfleisch.
    Was passiert mit mir? Sie versuchte über die Ereignisse der letzten Stunden nachzudenken, über das, was Doktor Aksela gesagt hatte – Ja, Eure Excellenz. Ihr seid infiziert –, aber es war, als hätte ihr jemand flüssiges Blei in den Schädel gekippt.
    Sie war unfähig zu denken. Sie war unfähig zu fühlen. Ihr Körper war erstarrt. Das veränderte Blut schien in ihren Adern gefroren zu sein. Ihr Nervensystem funktionierte zwar. Sie atmete. Ihr Herz schlug. Aber sie schien nichts von alldem wahrzunehmen, nichts von alldem zu spüren. Sie war wie taub, nur dass diese Taubheit nicht allein ihre Haut, ihre Glieder betraf, sondern von innen zu kommen schien, aus ihrem Ich, ihrer Seele heraus, die womöglich gerade im Verlöschen begriffen war. Sie brauchte Zeit. Zeit, um zu begreifen.
    Gleichzeitig wusste sie mit endgültiger Gewissheit, dass ihr genau diese Zeit nicht gewährt wurde. Die Stadt brauchte ihre Hilfe, genauso wie die umliegenden Dörfer. Menschen brauchten ihre Hilfe.
    Vielleicht war das ihre Rettung. Wenn sie keine Zeit fand, darüber nachzudenken, was mit ihr geschehen war und immer noch geschah, dann fand das Gruhgift vielleicht auch keinen Ansatzpunkt, um sich an ihrem Innersten festzukrallen, sie zu verändern, ihren Körper auszuhöhlen…
    Ein absurder Gedanke, aber er tröstete sie. Zumindest für einen Moment. »Ich würde gern mehr über die… Krankheit erfahren«, sagte sie stockend, als sie endlich ihre Stimme wieder gefunden hatte.
    »Nun, im Augenblick wissen wir noch zu wenig, um mit Sicherheit sagen zu können, ob es sich wirklich um eine Krankheit handelt.«
    »Aber ihr sagtet doch, ich sei infiziert…«
    »Ich weiß nicht, wie ich es angemessener beschreiben soll. Allerdings haben wir bisher keinen Krankheitserreger, kein Bakterium gefunden, das für die Verbreitung der Gruhseuche zuständig ist. Konkret gesagt: Wir wissen eigentlich nicht, wie diese ›Krankheit‹ funktioniert.«
    »Aber ihr habt ein Gegenmittel gefunden!«
    »Ein Gegenmittel, das dafür sorgt, dass sich das Gift nicht so schnell im Körper ausbreiten kann. Um das Blut vollständig zu entgiften, müsste man es aus dem Körper saugen und reinigen – doch ohne Blut kann der Mensch nicht überleben. Nach unseren kürzlich gewonnenen Erkenntnissen sind wir längst noch nicht so weit, wie wir zu sein hofften.«
    »Welche
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