Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
Erkenntnisse?«
    Doktor Aksela zögerte mit der Antwort. »Wir haben das Anti-Serum in Wimereux angewendet. An einigen Betroffenen.«
    »Davon habt ihr dem Kanzler bei eurem Eintreffen nichts gesagt!«
    »Ihr Vater bat mich um Stillschweigen. Nur Ihr solltet davon erfahren. Er befürchtete, es würde eine Panik ausbrechen, wenn bekannt würde, wie teuer unsere bisherigen Erkenntnisse über die Seuche erkauft worden sind.«
    »Was für Test habt ihr genau unternommen?«
    »Die Betroffenen haben ausnahmslos zugestimmt. Sie wussten, dass es ihre letzte Chance gegen die Krankheit war.«
    »Und das Ergebnis?«
    »Es gab Tote. Zu viele Tote. Aber wir haben herausbekommen, dass das Anti-Serum funktioniert, wenn dem Erkrankten eine bestimmte Dosis permanent zugeführt wird. Ansonsten schreitet die Veränderung unumkehrbar weiter fort.«
    »Das bedeutet, dass das Gift nicht vollständig aus der Blutbahn getilgt werden kann.« Niedergeschlagenheit machte sich in ihr breit. Sie erkannte, dass alles noch schlimmer war, als sie gedacht hatte: Wenn jedem Infizierten das Anti-Serum wiederholt verabreicht werden musste, würde Doktor Aksela nicht mit der Produktion nachkommen.
    »Wie viel Anti-Serum wird beim Angriff auf Muhnzipal zur Verfügung stehen?«
    »Keines. Der Sonderbeauftragte für Militärisches hat befohlen, dass alle Proben auf Orleans verbleiben sollen.«
    »Was?«
    »Er hat es mir selbst gesagt.«
    Marie ballte die Hände zu Fäusten. De Fouché! »Dieser Befehl ist aufgehoben! Wir werden das Anti-Serum unverzüglich nach Muhnzipal bringen. Es soll dort seinen Dienst tun, wo es benötigt wird!«
    Doktor Aksela nickte. »Ich hatte gehofft, dass Ihr das sagen würdet, Eure Excellenz. Nun, nach meinen Berechnungen können wir täglich ungefähr fünfzig Proben herstellen. Vielleicht sechzig.«
    »Und wenn wir Rozieren in weitere Wolkenstädte schicken, um die nötigen Substanzen zu besorgen?«
    Doktor Aksela schüttelte traurig den Kopf. »Ich fürchte, uns fehlt das geschulte Personal – ebenso wie die nötigen Apparate. Mehr als sechzig Proben übersteigen unsere Möglichkeiten.«
    Marie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sechzig Proben. Das bedeutete sechzig gerettete Menschenleben – maximal und nur vorläufig. Allein in Muhnzipal lebten über fünfhundert Menschen, nicht hinzugerechnet die Gardisten sowie die Bauern, die in der Umgebung des Dorfes ihre Höfe bewirtschafteten.
    Das Serum ist eine Hilfe, aber es wird den Kampf nicht entscheiden.
    Eine Entscheidung zugunsten der Menschen konnte nur der Einsatz militärischer Mittel bringen, und auch da sah es mit den paar Dutzend Dampfdruckkanonen düster aus. Bis die Soldatenstadt Brest-à-l’Hauteur hier eintraf, waren sie völlig auf sich gestellt.
    Marie fuhr auf, als hinter der Tür ein Geräusch ertönte.
    Zwischen ihren Augen entstand eine Falte. Blitzschnell war sie bei der Tür und öffnete sie. Es war niemand zu sehen. Sie lauschte auf den Gang und glaubte irgendwo in der Ferne sich entfernende Schritte zu vernehmen. Aber das konnte auch das normale Hofpersonal sein.
    »Was ist?«, fragte Doktor Aksela.
    Marie schüttelte den Kopf. »Ich dachte für einen Moment, dass uns jemand belauscht. Aber ich habe mich wohl geirrt.«
    »Es gäbe vielleicht noch eine Möglichkeit, das Anti-Serum zu verbessern…«, sagte Doktor Aksela vorsichtig.
    »Sprecht!«, forderte Marie sie auf.
    »Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese zusätzliche Chance auch ein Risiko bedeutet, da sie dringend benötigte Ressourcen im Haus der Heiler binden würde. Wir könnten weniger Zeit und Personal auf die Herstellung des Anti-Serums verwenden, weil wir uns auf die Forschung konzentrieren würden.«
    »Die Forschung woran?«
    »An einem besseren Gegenmittel.«
    »Und wie wollen Sie das bekommen?«
    Doktor Aksela machte eine Pause, um die Bedeutung ihrer Antwort zu. unterstreichen. »Durch Euch, Eure Excellenz. Ihr seid die erste Person, deren Organismus es offenbar gelungen ist, das Gruhgift zu neutralisieren. Wenn ich Zeit hätte, Euer Blut genauer zu untersuchen, würde es mir vielleicht gelingen, ein wirksameres Gegenmittel herzustellen.«
    ***
    Niemand horchte auf. Für einen Moment glaubte er Stimmen gehört zu haben, die aus weiter Ferne herüber drangen – vom anderen Ufer des Sees. Hatten die Menschen den Angriff des Wurmungeheuers überlebt?
    Maman…!
    Angst krallte sich in Niemands Herz. Die neue Maman war die einzige Freundin, die er in der Tiefe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher