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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge
Autoren: Dario Vandis
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Vulkaneruption in ihm hoch. Er war hier, um sich zu rächen! Es gab nichts mehr sonst, was ihn am Leben hielt…!
    Da vernahm er ein Geräusch hinter sich. Sein Kopf fuhr herum. Er ging automatisch in Abwehrstellung, und abermals züngelten Flammen durch sein Ellenbogengelenk.
    »Hab keine Angst. Ich bin es. Wabo.«
    Nabuus Augen wurden groß. Er war es tatsächlich: Wabo Ngaaba, der Kriegsminister von Wimereux-à-l’Hauteur, der Anführer ihrer kleinen Gruppe und Sieger über den Monsterwoorm.
    »Du bist nicht…?«
    Wabo lachte. »Ich dachte zunächst selbst, es hätte mich erwischt. Der Woorm verfehlte mich nur um Haaresbreite. Ich klatschte ins Wasser und wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Schwimmen konnte ich nicht, mich nur über Wasser halten…« Er ließ sich auf dem verbliebenen Bein neben Nabuu nieder und ließ den Blick über den lädierten Körper des Woormreiters schweifen. »Du scheinst mir sehr viel besser weggekommen zu sein, wenn man einmal von der leichten Verletzung an deinem Ellenbogen absieht…«
    Bewunderung schwang in der Stimme des Kriegsministers mit, und Nabuu fühlte, wie sein Brustkorb anschwoll.
    »Wie viele von uns haben Glück gehabt?«, fragte er und versuchte dabei vergeblich, den Schwefelgeschmack des Wassers auszuspucken.
    »Glück gehabt?«, echote Hauptmann Cris mit einem schrillen Unterton in der Stimme. »Mir scheint sein Humor angesichts unserer Lage wirklich unangebracht.«
    »Wir sind immerhin noch zu sechst«, erwiderte Wabo auf Nabuus Frage, »aber zwei von uns sind verletzt. Ich weiß nicht, ob wir unseren Weg fortsetzen können.«
    Nabuu dachte mit Unbehagen an seinen Ellenbogen. »Ich habe auch…«
    »Das da ist keine Verletzung«, fiel Wabo ihm ins Wort.
    »Wir haben deinen Arm untersucht, während du bewusstlos warst. Es ist nur ein Kratzer, weil du dich im Kampf an der eigenen Klinge geschnitten hast.«
    Nabuu war dankbar für die Dunkelheit, denn so konnten die anderen nicht sehen, wie ihm vor Scham das Blut ins Gesicht schoss. Und er hatte geglaubt, er sei ein Kämpfer wie die anderen! In Wirklichkeit aber war er nichts weiter als ein dummer Junge, der den Gardisten auf ihrer Mission zur Last fiel.
    »Wir haben nicht viel Zeit zum Ausruhen«, sagte Wabo.
    »Hauptmann Cris und ich haben die Umgebung erkundet und zwei Stollen gefunden, die vom Ufer weiter ins Innere des Berges führen. Einer von ihnen ist mit Schlick angefüllt. Also ist Wasser hineingeschossen, als der Woorm den See aufgewühlt hat. In dem Schlick…«, er machte eine Pause, als müsste er Kraft sammeln, um die nächsten Worte zu formulieren, »… haben wir Fußspuren gefunden.«
    »Gruh?«, vermutete Nabuu.
    Hauptmann Cris ließ ein meckerndes Lachen hören. »Er hofft tatsächlich, in dem Stollen würde eine holde Jungfrau auf ihn warten.«
    »Wir sind ihnen also auf den Fersen«, sagte Nabuu hoffnungsvoll.
    »Oder sie uns«, gab Wabo zu bedenken. »Die Spuren im Stollen sind jedenfalls frisch. Es ist nicht zu erkennen, ob sie von einem oder zwei Gruh stammen. Aber viele können es nicht sein. Vielleicht können wir ihnen bis zu ihrem Unterschlupf folgen.«
    Nabuu bewunderte den Kriegsminister für seinen Optimismus. Eine Truppe von fünf Mann, darunter zwei Verletzte und ein einbeiniger Anführer, stellten wohl kaum eine Gefahr für die unheimlichen Kreaturen dar.
    Wir sind erst einer kleinen Rotte von Gruh begegnet, dachte Nabuu betroffen, und haben bereits über zwei Drittel unserer Männer verloren.
    Die einzige Schlussfolgerung lautete, dass sie ihre Mission abbrechen und umkehren mussten. Wer etwas anderes verlangte, ignorierte den Willen der Götter und würde auch den Rest ihrer Gruppe in den Untergang führen.
    Nabuu dachte an Tala und fragte sich, welche Entscheidung sie an seiner Stelle treffen würde. Bestimmt würde sie weitergehen, weil sie fest an den Erfolg glauben würde – selbst in einer verzweifelten Lage wie der jetzigen.
    Vielleicht ist Tala stärker als ich…
    Vielleicht aber dachte er auch immer noch zu sehr in alten Bahnen, wie ein Woormreiter eben, der ein Dorf und eine Familie, der ein Zuhause hatte. Nabuu hatte kein Zuhause mehr. Keine Freunde, keine Verwandten – bis auf Tala.
    Aber würde sie sich überhaupt an ihn erinnern, wenn er jemals nach Wimereux zurückkehrte? Er hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt, dabei hatten sie doch kaum Zeit gehabt, um sich richtig kennen zu lernen. Immerhin gehörte sie zur Leibwache des Kaisers. Ein gemeiner
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